Die größte Stärke von Journey of the Gods ist seine vereinnahmende Atmosphäre. Mit stilisierten glühenden Kultstätten schaffen es die Left-4-Dead-Entwickler, eine erstaunliche Präsenz aufzubauen, die vom akkuraten Roomscale-Tracking des neuen Headsets noch verstärkt wird. Ob man bedächtig übers offene Feld schreitet, einen labyrinthartigen Tempel erforscht oder mit präzisen Schwerthieben bizarre, haushohe Stelzen-Monster in die Knie zwingt: Hier vergisst man schnell, dass die Kulisse nur aus sehr groben Polygonen besteht, die sogar unter kleinen Popups leiden. Der kantige Stil und die ruhige Musikuntermalung passen bestens zum geheimnisvollen Thema des felsigen Landes, das von finsteren Mondbiestern heimgesucht wird.
Die Geschichte um eine unheilvolle Sonnenfinsternis bleibt leider denkbar simpel. Sie kommt mit wenigen Dialogfenstern und Sprechblasen-Symbolen aus. Der Auserwählte mit göttlichen Fähigkeiten soll die Welt und das leidende Dorf voller liebenswert animierter Figuren retten, darunter ein weiser Greis, ein bulliger Schmied oder eine archaische Kriegerin. Zur Rettung beamt man sich in der zentralen Grotte der Oberwelt an überfallene Orte. Dort kämpft man sich über weitläufige, aber verhältnismäßig lineare Pfade mit kleinen Abzweigungen, knobelt sich den Weg über Hindernisse oder brodelnde Lavaströme frei und stürzt sich in Kämpfe gegen gigantische Bosse.
Komfortables Freiheitsgefühl
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Und jetzt ein Küsschen: Dank (mit Glaubensenergie begrenzter) göttlicher Verkupplungsfähigkeiten lassen sich Gegner aufeinanderhetzen. © 4P/Screenshot
Schön, dass das Aufmotzen von Standard-Ausrüstung wie dem praktischen Schild oder der zielgenauen Armbrust nicht Überhand nimmt. In VR gehen Micro-Management und Sammelaufgaben schließlich schneller auf die Nerven als vorm Fernseher. Hier findet man lediglich einige Erweiterungsteile abseits des Weges und liefert sie bei den hilfreichen Dorfbewohnern ab. Die wichtigste Rolle spielen aber die Verwandlungen in eine riesige Gottheit. Als Steingolem z.B. drischt man extrastark zu, die übrigen göttlichen Fähigkeiten wurden schön in kleine Puzzles eingeflochten. Pflückt man einen Blitz aus der Gewitterwolke, lassen sich neben Kristall-Hindernissen auch Gegner einäschern.
Spätere Macken
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Diese Biester verspüren weniger Liebe für den Helden… © 4P/Screenshot
Um die Probleme zu entschärfen, wurden aber immerhin viele Speicherpunkte in der Welt verteilt. Trotz einiger Frustmomente ist Journey of the Gods also einer der spannendsten und faszinierendsten Starttitel für Oculus Quest, der später übrigens auch für Oculus Rift und die neue Variante Rift S umgesetzt werden soll.
Es ist mir ein Rätsel, wie dieses Spiel 80% Wertung abstauben konnte. Da es auf der Quest ja in einer spielbaren Demo-Version dabei ist, war es einer der ersten Titel, die ich angespielt habe. Und da ich vorab bereits gelesen hatte, dass es Zelda ähnlich sein soll, war ich auch sehr gespannt.
Nun braucht man nicht darüber zu streiten, dass ein mobiler Prozessor nun mal nicht die beste Grafik bieten kann. Aber meine Güte, muss sie denn so unfassbar hässlich sein? Dieses Spiel ist ein optisches Brechmittel erster Güte! Darüber könnte man noch hinwegsehen, wenn es denn wenigstens Spaß machen würde. Spaß allerdings hatte ich mit der Demo, auch wenn ich beide Augen für die Grafik zudrücke, ehrlich gesagt überhaupt keinen.