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Journey (Action-Adventure) – Journey

Wüste, soweit das Auge reicht. Kilometerweit nur gleißender Sand. Irgendwo in der Ferne thront ein Berg. Die kleine Gestalt in roter Robe wandert weiter. Sie hinterlässt mit jedem Schritt einsame Spuren, die sich wie Schlangen hinter ihr winden. War da oben was? Langsam kämpft sie sich eine Düne hoch. Irgendetwas muss es doch zu entdecken geben! Wo ist das Leben? Sie blickt auf ein schattiges Tal und surft neugierig den Ruinen entgegen.

© ThatGameCompany / Sony / Annapurna Interactive

Auf der Suche nach Leben

Verweht, zerbrochen, vermutlich uralt – die steinernen Überreste einer Zivilisation ragen aus dem Sand. Es könnte eine Stadt oder eine Tempelanlage gewesen sein. Man erkennt orientalisch anmutende Ornamente, aber kann sich keinen Reim darauf machen. Man sieht weder Pflanzen noch Tiere. Aber was ist das? Da hinten flattern Vögel, nein: Stoffe im Wind! Die kleine Gestalt nähert sich, plötzlich glimmen die roten Flicken silbrig, jagen auf ihren Schal zu – dort verschmelzen sie wie Runen oder Hieroglyphen. Aber was haben sie zu bedeuten? Aha: Ab sofort kann sie auf Knopfdruck fliegen.

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Künstlerische Inspiration aus Italien: Nicht nur ICO, auch Journey wurde grafisch von den Werken des „metaphysischen“ Malers Giorgio de Chirico (1888 – 1979) inspiriert. © 4P/Screenshot

Allerdings nur für kurze Zeit, denn mit jedem Meter in der Luft verglühen die Symbole auf dem Schal. Man speichert nichts, man steigt nicht auf, man lässt sich quasi kurzfristig helfen. Könnte man damit nicht diese Plattform dort oben erreichen? Ja, und wenn man den Abstand zu den nächsten Stoffen richtig einschätzt, kann man ihn direkt zum Weiterfliegen nutzen. Falls nicht, versucht man es nochmal oder läuft einfach weiter. Man kann nicht springen, aber man darf auf den wabernden Bodenwellen im Sand surfen. Hey, der Schal wächst sogar mit der Zeit, das macht mich etwas schneller! Das Fliegen öffnet allerdings nicht nur ganz neue Wege in der Vertikalen, wenn man enorme Höhen in monumentalen Anlagen oder zerklüfteten Gebirgen erreicht, es sorgt auch für Begegnungen der genähten Art: Es gibt Lebewesen aus Stoff!

Der majestätische Drachenteppich

Man kann sich auch zu zweit auf den Weg zum Berg machen: Wer online spielt, trifft auch Weggefährten - aber das ist kein Muss.
Man kann sich auch mit anderen Spielern auf den Weg zum Berg machen. Es gibt allerdings keine Lobby:  Wer online reist, begegnet plötzlich anderen Spielern – mit ihnen bewegt man sich schneller und kann manche exklusive Rätsel lösen. © 4P/Screenshot

Da wären zunächst die quallenartigen Wesen, die in der Luft schweben und die man als Plattform zum Aufladen seines Schals nutzen kann. Und manchmal fühlt man sich tatsächlich wie unter Wasser, wenn Stoffbahnen wie Algen nach oben schlängeln, bei jeder Berührung zucken und glitzern. Irgendwann lernt man zusätzlich zum Fliegen noch das Rufen: So kann man auf Knopfdruck viele Runen auf einmal einsammeln und sich in die Höhe katapultieren – je länger der Schal, desto größer der Radius. Noch interessanter sind die fliegenden Teppiche, die wie Mantas heran rauschen und in hohen Tönen wie Delphine kommunizieren. Sie scheinen die kleine Gestalt freundlich zu locken und zu leiten. Man kann mit ihnen fliegen, sich in der Luft aufladen und so noch länger Teil ihres Schwarms sein – ein tolles Gefühl.

Aber nicht so erhaben wie der Flug auf einem riesigen Wesen aus Stoff, der mit der kleinen Gestalt auf dem Rücken wie ein Drache durch die Luft gleitet. Es macht unheimlich Spaß, einfach mit ihm über die weiten Landschaften zu segeln, Ausschau nach interessanten Orten zu halten. Man hat keinerlei Missionsziel, doch es gibt immer wieder natürliche Fixpunkte, die einen magisch anziehen und kleine Aufgaben: Mal muss man lediglich eine Route finden, Stoffe durch Berührung aktivieren, eine mehrteilige Brücke aus Teppichen bilden oder einen gigantischen Turm in die Höhe bringen. Man kann auch Slalom durch einen Hindernisparcours fahren und immer wieder über diesen Sand staunen, der noch nie so feinkörnig, so zauberhaft in einem Videospiel aussah.