Brosnan ist Bond
Das George Lazenby-Syndrom findet sich auch in Nightfire bzw. seinem Vorgänger wieder. Denn genau wie der Brite nur zu einem Bond-Einsatz kam (Im Geheimdienst ihrer Majestät), wurde der „neue“ Bond-Darsteller aus Agent im Kreuzfeuer im neuesten Werk durch das Konterfei von Pierce Brosnan abgelöst. Dadurch gewinnt Nightfire einen immensen Atmosphäre-Schub – zumal 007 aus einem wohl anzuschauenden und detaillierten Polygon-Modell besteht, das man allerdings nur in den Zwischen-Sequenzen zu sehen bekommt, die teils aus gelungenen Renderfilmchen bestehen und teils in Spielgrafik dargestellt werden.
Auch die anderen Figuren, denen man ebenfalls ein detailliertes Äußeres und geschmeidige Bewegungsabläufe verpasst hat, können überzeugen.
Bei den Abschnitten hingegen tun sich zwei Welten auf: Auf der einen Seite haben wir die Ego-Shooter-Levels, auf der anderen die Fahrzeug-Levels.
Die Shooter-Areale sind trotz linearer Aufgaben teilweise überraschend groß und äußerst variantenreich: die Burgen, Hochhäuser, Atomkraftwerke, unterirdischen Anlagen usw. sind mit feinen Texturen versehen und bieten gelegentlich eine atemberaubende Weitsicht, die nur von fulminanten Lichteffekten begleitet wird.
Und obwohl die Fahrzeug-Abschnitte definitiv nicht mit dem Prädikat „hässlich“ bezeichnet werden können, bleiben die Eindrücke hier nicht so sehr im Gedächtnis haften. Dazu wirken die Straßen-, Dschungel- und Unterwasserebenen zu steril. Allerdings sehen die zahlreichen Fahrzeuge durch die Bank weg gut aus und können die negativen Gefühle, welche von den Umgebungen hervorgerufen werden, einigermaßen kompensieren.
Doch so gut der Gesamteindruck anfänglich auch ist – die seltenen, aber immer wieder auftretenden Einbrüche in der Bildwiederholrate sind nicht so einfach zu verschmerzen.
Im Mehrspieler-Modus kommt zudem noch hin und wieder ein dermaßen unerträgliches Langsamkeits-Gefühl auf, dass man sich unwillkürlich fragt, ob man aus Versehen auf den „Schleichen-Knopf“ gekommen ist.
Stimmig
Die Atmosphäre, die von der Soundkulisse geschaffen wird, ist absolut filmwürdig. Das beginnt bei dem eigens für Nightfire komponierten Titelsong und endet bei der durchweg sauberen und professionellen Sprachausgabe. Und dazwischen gibt es gut komponierte Musik, die sich immer wieder an dem allseits bekannten Bond-Thema orientiert und sich dynamisch dem Spielverlauf anpasst.
Da erscheint es fast schon selbstverständlich, dass sich auch die Schuss- und sonstigen Geräusche diesem hohen Niveau anpassen.
Obwohl die deutsche Fassung wirklich gelungen ist, werden einige sich vielleicht überlegen, in der Anfangs-Auswahl das Spiel auf Englisch zu stellen. Die Atmosphäre ist aber im Original nur bedingt höher, denn obwohl Bond wie Pierce Brosnan aussieht, hat EA es nicht geschafft, den Iren auch für die Sprachaufnahmen zu verpflichten.