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Iron Man 2 – Das Videospiel (Action-Adventure) – Iron Man 2 – Das Videospiel

Dass ein Studio nach Fertigstellung eines Spieles geschlossen wird, ist nicht unbedingt ein gutes Omen – man denke nur an Pandemic (Saboteur) oder Sandblast Games (Destroy all Humans – Der Weg des Furons). Aber vielleicht ist Iron Man 2 doch mehr als der übliche Murks, den man erwartet, wenn „Studio-Schließung“ und „Film-Lizenz“ zusammen kommen?

© Sega / Sega

Aus. Schluss. Vorbei.

Das San Francisco-Studio von Sega kann für Iron Man 2 weder gelobt noch zur Rechenschaft gezogen werden. Denn auch wenn vieles darauf hindeutet, dass die qualitative Entwicklung dieser Filmlizenz erheblichen Anteil an der Auflösung des Teams hatte, gibt es dennoch einige gute Ideen, die Einzug gehalten haben und die andeuten, in welche Richtung das Projekt hätte gehen sollen oder können – wenn die Zeit gereicht hätte.

Dazu gehört z.B. der Einfall, die Geschichte unabhängig vom Film zu erzählen und nur auf die Figuren zu setzen. Wie schon im Vorgänger kann man so neue Facetten der Charaktere zeigen, die im Film nicht beleuchtet werden. Die Story, die an den

Iron Man 2 bemüht sich vergeblich, den Ruf mieser Lizenz-Versoftungen aufzupolieren.

letzten Kinoausflug von Tony Starks Metallkostümen anschließt, dreht sich um den Diebstahl von Tonys lernfähiger KI Jarvis

bzw. eines großen Teiles davon, die nun als Copy-Paste-Version auf böser Seite ihre Dienste verrichtet. Zugegeben: Der Ansatz ist nicht außergewöhnlich, aber dennoch gelungen.

Kein Filmflair

Noch gelungener wäre es allerdings, wenn auch nur eine einzige der zahlreichen Zwischensequenzen hinsichtlich Produktionsstandard, Schnitt-Technik, Dramaturgie oder Inszenierung einigermaßen Filmniveau erreicht hätte.
Aber nichts davon scheint zusammen zu passen. Fangen wir bei den aus dem Film stammenden Figuren an: Black Widow (im Film: Scarlett Johanssen) sieht aus wie eine total abgestürzte Amy Winehouse, Nick Fury (Samuel Jackson) erinnert an einen Piraten mit dunkler Hautfarbe, dem nur der Papagei fehlt und lediglich Tony Stark (Robert Downey Jr.) schafft es hin und wieder, an sein reales Ebenbild zu erinnern. Am Schlimmsten hat es jedoch Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) erwischt: Das einzige, was sie mit der Filmfigur gemeinsam hat, ist die Hautfarbe. Alles andere ist erschreckend falsch.

Dieses Manko teilen sich auch die Stimmen, die den meist nur schlecht animierten Mündern entfleuchen. Ich vermute zwar, dass in der Original-Version die Schauspieler ins Studio gezerrt wurden, um die Samples einzuspielen, aber sicher sein kann man nicht. Selbst der sonst so markante Sam Jackson bleibt hier erstaunlich blass und wirkt wie ein schlechter Stimmenimitator.
Noch schlimmer hat es die deutsche Version erwischt. Während im Englischen wenigstens der Versuch unternommen wird, die Figuren über das gesprochene Wort mit Witz, Charme und etwas Leben zu füllen, sind dies alles Charakteristika, die in der Synchro komplett fehlen.

Biedere Kulisse

Dass die Engine bei den Zwischensequenzen patzt, wäre ja vielleicht noch zu verschmerzen gewesen. Andererseits sollte

Die Bosse gehören zu den Höhepunkten in einer unter dem Strich schwachen Kulisse.

man auch nicht so hoffnungsvoll sein und davon ausgehen, dass die Grafikabteilung des (ich muss wieder daran erinnern) mittlerweile aufgelösten Entwickler-Teams ihre ganze Energie auf die Kulissen gesetzt hätte. Und was nutzen sie nicht alles: Physik basierend auf Havok- und ageia-Systemen, Criware als grundsätzliche Engine-Tools, KI-Routinen von Kynapse usw. Das erzielte Ergebnis steht dabei allerdings in keiner Relation zum Aufwand.

Sicher: Das Geschehen bleibt jederzeit ruckelfrei. Doch wenn das schon im Wesentlichen das einzige visuell herausragende Merkmal ist, wird einem angst und bange. Und tatsächlich können einem manche Effekte wie Explosionen Schauer des Entsetzens den Rücken hinunter jagen. Selbst der Vorgänger hatte technisch mehr auf dem Kasten als dieser Versuch, so zeitnah wie möglich zum Film noch ein paar Euros, Dollars oder sonstige Währungen mitzunehmen.  
Gegen diese Kulisse, die sich mit Nier und Samurai Shodown Sen um den Preis für das unzeitgemäßeste Grafikdesign des Jahres streiten dürfte, haben selbst sporadische Highlights wie gewisse Metalltexturen und das Aussehen der Mech-Bosse keine Chance.