Als Blue Estate (BE) letztes Jahr im Juni auf der PlayStation 4 erschien, blieb es komplett unter dem Radar. Zumindest unter meinem, obwohl ich eigentlich Railshooter mag. Ich habe in zahlreichen mittlerweile indizierten Serien Zombies und Gangster mit Namcos G-Con Plastikpistole über den Haufen geschossen. Und selbst dem unterirdischen Videospiel zu Rambo konnte ich einen gewissen primitiven Spaß abgewinnen. Doch wie man es auch dreht und wendet: Das Genre ist ausgedörrt. Immerhin: Mit der Veröffentlichung der Xbox-One-Version, die neben einem exklusiven Arcade-Modus auch mit einer Steuerungsvariante per Kinect punkten möchte, hatte ich schließlich Gelegenheit, die auf dem Comic von Viktor Kalvachev basierende Ballerei genauer in Augenschein zu nehmen.
![[GUI_STATICIMAGE(setid=77645,id=92499834)] [GUI_STATICIMAGE(setid=77645,id=92499834)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92499834-vollbild.jpg)
Hinter Blue Estate steckt ein in nahezu jeder Hinsicht klassischer Rail-Shooter. © 4P/Screenshot
Zweierlei Spaß
In der jeweils vom Kapitel zugewiesenen Rolle von entweder dem durchgeknallten Mobboss-Sprössling Toni Luciano oder dem Ex-Navy-Seal Clarence wird man auf Schienen in Ego-Sicht durch das gut drei bis vier Stunden dauernde Dauerfeuer geschoben und kämpft gegen Söldner, die Mafia, Triaden und ein koreanisches Oberbösewicht-Brüderpaar. Das Fadenkreuz auf dem Bildschirm steuert man auf dem Pad mit dem rechten Stick, während man mit der Schultertaste abfeuert. Der linke Stick ist für meist geskriptete und die Action gut ergänzende Reaktionstests vorgesehen, die vom Ausweichen gegnerischen Feuers bis hin zum Erklettern von Gerüsten reichen – oder aber, um entweder im Nahkampf auszuteilen bzw. gegnerische Wurfgeschosse an den Absender zu adressieren. Obwohl man die Empfindlichkeit regulieren kann, bleibt die Pad-Steuerung allerdings bedingt durch die aufkommende Hektik für mich nur zweite Wahl.
![[GUI_STATICIMAGE(setid=77645,id=92499833)] [GUI_STATICIMAGE(setid=77645,id=92499833)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92499833-vollbild.jpg)
Es kracht, es bummt, aber es wirkt zu selten wie ein Spiel der aktuellen Generation. © 4P/Screenshot
Wo ist der Comic?
Und das ist gerade angesichts des Comic-Ursprungs bedauerlich. Nicht nur, dass die Kulisse im Allgemeinen bis auf wenige Ausnahmen den Next-Gen-Beweis schuldig bleibt. Auch die Artdesign-Ansätze, die auf den Blue-Estate-Urprung schließen lassen, werden viel zu selten eingesetzt und weichen zumeist einem Standard-Design. Schade, denn genau in den Momenten, in denen man nicht über Rasen aus der Tiger-Woods-Serie läuft, sondern über Farbstriche, grobe Punktraster etc. in der Kulisse stolpert, nimmt Blue Estate wenigstens visuell Fahrt auf. Immerhin wird nicht mit roter Farbe gespart, wobei man auch hier angesichts des Pulp-Ansatzes der Comic-Vorlage immer noch zu zahm bleibt. Und der Humor? Nun, der ist ja bekanntlich Geschmackssache. Und zumindest bei mir zündet er nur selten.
![[GUI_STATICIMAGE(setid=77645,id=92499830)] [GUI_STATICIMAGE(setid=77645,id=92499830)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92499830-vollbild.jpg)
„Kommt mit nem Baseball-Schläger zu ner Schießerei…“ © 4P/Screenshot