Guten Flug!
Manche Situationen eskalieren schneller als erwartet. Eben noch führten zwei Konzerngurus eine angeregte philosophische Diskussion vorm idyllischen Sonnenuntergang, Sekunden später tritt einer den anderen von der Klippe. In der Welt von Iconoclasts herrscht ein rauer Umgangston. Die 17 Jahre junge Heldin Robin wirkt zwar wie die Unschuld vom Lande und hoppelt putzig animiert durch die bunten Pixel-Kulissen – davon abgesehen liegt aber eine bedrückende Stimmung über der Gesellschaft, die unter Ressourcenknappheit und dem Würgegriff einer fanatischen Sekte leidet. Hier dreht sich nicht alles ums Öl, sondern um den wichtigen Kraftstoff Elfenbein – und um die Doktrin, dass es nur geweihten Mechanikern erlaubt ist, mit der heiligen Technik zu arbeiten.
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Wer wie Robin ohne offiziellen Segen der großen „Mutter“ den Schraubenschlüssel ergreift, begeht also eine Todsünde, die nicht selten die rituelle Vernichtung der halben Verwandschaft nach sich zieht. Auch die elektrotechnisch begabte Robin hat bereits ihren Vater verloren. Ihr bleibt also gar keine andere Wahl, als sich mit illegalen Mechaniker-Jobs über Wasser zu halten – auch wenn sie immer mal wieder erwischt wird und ihre Kunden infolgedessen in ihrem Haus eingeäschert werden. Das einfache Volk lebt schließlich in den unterprivilegierten Gebieten der durchnummerierten Orte und bekommt die Nachteile des Kastensystems mit voller Gewalt zu spüren. Glücklicherweise trifft Robin auf ihrer Plattformreise auch auf Widerständler im Untergrund, welche den Konzern mit größeren Mitteln und mehr Professionalität bekämpfen.
Explosives Fischfutter
Spielerisch orientiert man sich an Vorbildern wie Metroid und Castlevania – auch Anleihen an die Wonderboy-Reihe sind spürbar. Robin hüpft, kriecht und taucht durch kompakte Areale mit vielen kleinen Geheimkammern, die beim Aufrufen der Karte aber trotzdem recht übersichtlich bleiben. Nebenbei teilt sie mit dem fetten Schraubenschlüssel und einer zielsuchenden Kanone aus, stampft dünne stachelige Kaktuswesen von oben in den Grund oder wirft aufdringlichen Raubfischen eine „Rollbombe“ in den Mund.
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Die explosive Kugel gehört zu den praktischen Utensilien im Spiel und wurde schön in die motivierenden Rätsel eingebaut. Ein gut gezielter Wurf in einen schmalen Tunnel und schon kullert die explosive Rohrpost zu einem Schalter, der eine fahrende Plattform in Gang setzt. Jetzt ist ein schneller Sprung nötig, dann ein zeitlich passender zweiter Bombenwurf, eine kleine Krabbeltour durch ein bewegliches Tor usw. Immer wieder werden Puzzles und Hüpfpassagen sinnvoll miteinander verflochten. Meist wandert man innerhalb kleiner Höhlen- Wüsten- oder Stadt-Areale umher und startet ein paar Experimente, bis die nächste Eingebung kommt. Hier fühlte ich mich seltener verloren als z.B. in den offener angelegten Shantae-Titeln oder in Axiom Verge.