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HyperBrawl Tournament (Action) – Der Geheimtipp für Speedball-Fans?

Nicht nur Jürgen Klopp redet sich derzeit in Rage, auch beim Sport der Zukunft geht es in Liverpool ruppig zu. HyperBrawl Tournament vom nordenglischen Entwickler Milky Tea Studios soll an den guten alten Mehrspieler-Spaß von Speedball, Hypa-Ball & Co. Anknüpfen – mit erfreulich abwechslungsreichen Mechaniken und Arenen. Im Test haben wir den Hammer geschwungen und Bomben abgeworfen.

© Milky Tea Studios / Milky Tea Studios

Klopp, Jürgen!

Auf den ersten Blick sorgt mein Testmuster auf der PS4 Pro nicht gerade für einen Adrenalinrausch: Karg texturierte Arenen und hölzern animierte Sportler wetteifern allenfalls ums altbackenste Design. Noch schlimmer ist die Lage beim Soundtrack: Mein erster Schritt war, die schrecklich repetitiven Electro-Tracks und den sich noch häufiger wiederholenden Kommentator auszuschalten. Endlich Ruhe! Auch in den Menüs erinnert das Drumherum nicht gerade an großen Sport: Die einfach gestrickten Ligen und Turniere wirken auf Dauer etwas monoton und es gibt nicht einmal einen kleinen Manager-Part wie bereits 1988 in Speedball 1. Stattdessen hat man schon von Beginn an Zugriff auf die meisten „Helden“-Typen – ein echtes Versäumnis in Puncto Motivation, zumal die freischaltbaren Kosmetika ziemlich austauschbar anmuten. Auch online ist die Lage trist: Einen Monat nach dem PS4-Start bekommt man von der kapitulierenden Spielersuche fast nur noch Bots als Gegner vorgesetzt. Löblich ist allerdings, dass sich alternativ private Matches starten lassen und es Online-Belohnungen für Siegesserien gibt, zumal der Fortschritt mit dem aus den Offline-Modi kombiniert wird.

Nach einem spröden Einstieg hätte ich das Spiel also beinahe links liegen gelassen und lieber etwas anderes getestet. Zum Glück siegte aber meine Neugier nach den Kernmechaniken und dem lokalen Mehrspieler-Potenzial. Und in diesen Bereichen entpuppte sich das hyperaktive Sportspiel tatsächlich als kleiner Geheimtipp für die Party mit halbwegs spielaffinen Gästen. Trotz langsamer Laufgeschwindigkeit wird es mit Ausweichrollen und schnellen Tritten unheimlich dynamisch und turbulent. Im Grunde versuchen beide Teams mit je zwei Spielern lediglich, die glühende Kugel ins Netz zu werfen. So weit, so Handball, doch im Repertoire der Sportler befinden sich eine Reihe von Fähigkeiten, welche den Abschluss unberechenbar machen.

Hyperaktiv

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Bombig! © 4P/Screenshot

Mein Partner hat gerade die glühende „HyperForce“ aktiviert und beide Gegner im hohen Bogen aus der Arena geprügelt? Nette Aktion! Die Schadenfreude kann mir aber schnell im Halse stecken bleiben, wenn ich zu lange trödle und ein Gegner in letzter Sekunde im Torraum respawnt. Dort nimmt er schließlich auf Anhieb die Torwarthaltung ein und hat gute Chancen, den sicher geglaubten Treffer noch aus der Luft zu fischen. Auch auf dem Spielfeld lässt sich die Murmel oft aus der Hand des ausholenden Werfers stibitzen. Oder ich suche mir unter den Spezialfähigkeiten mit Abklingzeit den Magneten aus: Mit seiner Hilfe kann ich den Ball schon Meter entfernt aus der gegnerischen Hälfte klauen. Das geht bei Neulingen und Anfänger-Bots im wahrsten Sinne des Wortes gerne mal nach hinten los und führt zu einem Eigentor.

Auf Wunsch setzen die Sportler eine von acht Waffen wie einen blitzschnellen, tödlichen Sprint, Strafing-Runs per Jetpack oder einen Schockwellen-Hammerschlag ein. Ähnlich lustig wird es bei Apprallern an glühenden Pömpeln, rotierenden Spielfeld-Abschnitten, laufenden Fabrikförderbändern oder sich rhythmisch schließenden Abgründen am Spielfeldrand. Dort habe ich oft und gerne den Drall der Kugel benutzt, mit dem sie sich noch während der Flugphase stark ablenken bzw. beinahe fernsteuern lässt. Ein cooles Feature für fiese Tore über außen – vor allem wenn der Gegner Druck macht! Positiv auf die Motivation wirkt sich aus, dass es nicht nur Halbzeiten, sondern mehrere gewinnbare Spielphasen gibt: Wie beim Darts haben Unterlegene also eine reelle Chance, das Match umzudrehen, wenn ein Angeber es sich später zu bequem macht.

Alleine nur bedingt unterhaltsam

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Nichts macht hier so viel Spaß wie ein Tor mit nachträglich „angeschnittener“ Flugbahn! Auch die Bande lässt sich nutzen. © 4P/Screenshot

Wer in Lockdown-Zeiten lieber auf lokale Duelle verzichtet, kann sich trotz der eingangs genannten Schwächen auch mit Bots recht passabel unterhalten. Zu Beginn der Ligen oder Einsteiger-Matches bleiben sie manchmal ziemlich dämlich an Hindernissen hängen oder kassieren lustige Eigentore. Doch auch dann macht es Spaß, sie mit einem kraftvollen Wurf auszuknocken und nebst Ball ins Tor zu befördern. Auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad sieht sie Lage schon anders aus und die Robo-Gegner machen oft kurzen Prozess mit der Menschheit. Als Spieler habe ich dann aber immerhin die Möglichkeit, meinen Spielstil mit kräftigeren oder schnellen Klassen und deren Helden abzustimmen. Die unbekannte Zukunft rollt auf uns zu!

Auf der Switch kullert die Kugel übrigens nicht ganz so flüssig wie anderswo: Aufgrund der spürbar niedrigeren Bildrate gibt es dort eine Abwertung um einen Prozentpunkt. Das allgemeine Spielgefühl ist daher nicht ganz so knackig-direkt, wie ich es für dieses Genre (und bei der einfachen Grafik) erwarte. Allgemein gibt es auf Nintendos Konsole hier eine verhältnismäßig niedrige Auflösung und eine etwas „krümelige“, detailärmere Kulisse. Auf den übrigen Systemen nimmt sich technische Umsetzung nicht viel. Auf SSD-Systemen wie dem PC (oder wenn die PS4-Fassung auf der PS5 läuft) kommt es seltener dazu, dass das Bild in den Halbzeiten kurz einfriert, zumal natürlich auch die Ladezeiten etwas kürzer ausfallen.

  1. Der bislang näheste Kandidat an meinem heißgeliebten Brutal Sports Football. :mrgreen: Viel zu viel optisches Effekt-Gedöns leider, aber der Rest sieht echt spaßig aus. Bisschen Windjammers hat es auch. Wirklich nice.

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