Auf den ersten Blick sorgt mein Testmuster auf der PS4 Pro nicht gerade für einen Adrenalinrausch: Karg texturierte Arenen und hölzern animierte Sportler wetteifern allenfalls ums altbackenste Design. Noch schlimmer ist die Lage beim Soundtrack: Mein erster Schritt war, die schrecklich repetitiven Electro-Tracks und den sich noch häufiger wiederholenden Kommentator auszuschalten. Endlich Ruhe! Auch in den Menüs erinnert das Drumherum nicht gerade an großen Sport: Die einfach gestrickten Ligen und Turniere wirken auf Dauer etwas monoton und es gibt nicht einmal einen kleinen Manager-Part wie bereits 1988 in Speedball 1. Stattdessen hat man schon von Beginn an Zugriff auf die meisten „Helden“-Typen – ein echtes Versäumnis in Puncto Motivation, zumal die freischaltbaren Kosmetika ziemlich austauschbar anmuten. Auch online ist die Lage trist: Einen Monat nach dem PS4-Start bekommt man von der kapitulierenden Spielersuche fast nur noch Bots als Gegner vorgesetzt. Löblich ist allerdings, dass sich alternativ private Matches starten lassen und es Online-Belohnungen für Siegesserien gibt, zumal der Fortschritt mit dem aus den Offline-Modi kombiniert wird.
Nach einem spröden Einstieg hätte ich das Spiel also beinahe links liegen gelassen und lieber etwas anderes getestet. Zum Glück siegte aber meine Neugier nach den Kernmechaniken und dem lokalen Mehrspieler-Potenzial. Und in diesen Bereichen entpuppte sich das hyperaktive Sportspiel tatsächlich als kleiner Geheimtipp für die Party mit halbwegs spielaffinen Gästen. Trotz langsamer Laufgeschwindigkeit wird es mit Ausweichrollen und schnellen Tritten unheimlich dynamisch und turbulent. Im Grunde versuchen beide Teams mit je zwei Spielern lediglich, die glühende Kugel ins Netz zu werfen. So weit, so Handball, doch im Repertoire der Sportler befinden sich eine Reihe von Fähigkeiten, welche den Abschluss unberechenbar machen.
Hyperaktiv
![[GUI_STATICIMAGE(setid=88558,id=92615985)] [GUI_STATICIMAGE(setid=88558,id=92615985)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92615985-vollbild.jpg)
Bombig! © 4P/Screenshot
Auf Wunsch setzen die Sportler eine von acht Waffen wie einen blitzschnellen, tödlichen Sprint, Strafing-Runs per Jetpack oder einen Schockwellen-Hammerschlag ein. Ähnlich lustig wird es bei Apprallern an glühenden Pömpeln, rotierenden Spielfeld-Abschnitten, laufenden Fabrikförderbändern oder sich rhythmisch schließenden Abgründen am Spielfeldrand. Dort habe ich oft und gerne den Drall der Kugel benutzt, mit dem sie sich noch während der Flugphase stark ablenken bzw. beinahe fernsteuern lässt. Ein cooles Feature für fiese Tore über außen – vor allem wenn der Gegner Druck macht! Positiv auf die Motivation wirkt sich aus, dass es nicht nur Halbzeiten, sondern mehrere gewinnbare Spielphasen gibt: Wie beim Darts haben Unterlegene also eine reelle Chance, das Match umzudrehen, wenn ein Angeber es sich später zu bequem macht.
Alleine nur bedingt unterhaltsam
![[GUI_STATICIMAGE(setid=88558,id=92615989)] [GUI_STATICIMAGE(setid=88558,id=92615989)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92615989-vollbild.jpg)
Nichts macht hier so viel Spaß wie ein Tor mit nachträglich „angeschnittener“ Flugbahn! Auch die Bande lässt sich nutzen. © 4P/Screenshot
Auf der Switch kullert die Kugel übrigens nicht ganz so flüssig wie anderswo: Aufgrund der spürbar niedrigeren Bildrate gibt es dort eine Abwertung um einen Prozentpunkt. Das allgemeine Spielgefühl ist daher nicht ganz so knackig-direkt, wie ich es für dieses Genre (und bei der einfachen Grafik) erwarte. Allgemein gibt es auf Nintendos Konsole hier eine verhältnismäßig niedrige Auflösung und eine etwas „krümelige“, detailärmere Kulisse. Auf den übrigen Systemen nimmt sich technische Umsetzung nicht viel. Auf SSD-Systemen wie dem PC (oder wenn die PS4-Fassung auf der PS5 läuft) kommt es seltener dazu, dass das Bild in den Halbzeiten kurz einfriert, zumal natürlich auch die Ladezeiten etwas kürzer ausfallen.
Der bislang näheste Kandidat an meinem heißgeliebten Brutal Sports Football.
Viel zu viel optisches Effekt-Gedöns leider, aber der Rest sieht echt spaßig aus. Bisschen Windjammers hat es auch. Wirklich nice.
Icecream! Icecream!
mein Gott hatte ich Speedball seinerzeit auf dem Amiga gesuchtet....
Werde das hier mal im Auge behalten.
Danke für den Test. Als alter Speedball2 Fan werde ich mir das sicher bei Gelegenheit ansehen.