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Huntdown (Arcade-Action) – Retro-Rambos vs. Pixel-Punks

Der Preis für das vielleicht schönste Pixelspiel des Jahres 2020 geht nach Schweden: Das herrlich überzogene Actionfeuerwerk Huntdown glänzt mit coolen Schießereien und charismatischen Bösewichten.

© Easy Trigger Games / Coffee Stain Publishing / Clear River Games / Limited Run Games

Standardkost

 

Das Leveldesign bleibt dabei in puncto Plattform-Platzierung erstaunlich bieder – es geht ausschließlich von links nach rechts und der Hüpf-Anspruch zieht erst im letzten Kapitel spürbar an. Und so brachial die Action mit den vielen explodierenden Fässern oder den auf irren Gefährten heranpreschenden Gangs auch ist – der Spielablauf ist taktischer und bedächtiger als man es z.B. von der Metal-Slug-Reihe oder im letzten Jahr Blazing Chrome kennt. Das liegt zum einen an den genannten Deckungsmechaniken, zum anderen daran, dass die Helden nur nach vorn schießen können: Wer frontal in die Feinde rennt, kann sie zwar vor die Brust treten, ein wildes Rundum-Ballern à la Gunstar Heroes ist dadurch aber nicht möglich, auch sind die Waffen aller Durchschlagskraft zum Trotz nicht so flexibel wie z.B. der Spreadshot in Contra. Stattdessen geht man regelmäßig vor Snipern in Deckung und feuert in Stößen oder erledigt Feinde auf der Plattform rechts über einem durch etwas mühevolles Hüpfen plus ein Schuss, Hüpfen plus ein Schuss…

 

Killer-Kommando

 

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Schon fast traditionell tragen Feinde mit Flammenwerfer ihre Schwachstelle auf dem Rücken herum. © 4P/Screenshot
Der große Spaßbringer in Huntdown ist die Kombination aus Design und Verhalten der Feinde: Schon innerhalb der Stages trifft man auf Eishockey-Cracks, die auf ihren Kufen auf den Spieler zurasen, auf Banditen, die versuchen, Geldkoffer in Sicherheit zu bringen, auf mächtige Hünen mit Flammenwerfer oder Punks mit Jetpack, die nach dem Abschuss wie ein Kamikaze-Pilot auf den Spieler zurasen. Einen Gang höher schalten dann noch mal die zwanzig Levelwächter: Ein Muskelberg bearbeitet den Spieler im Ring mit Wrestlingmoves, ein Gangleader rast per Cyberbike von links nach rechts über den Schirm. Der nächste Fiesling pumpt sich zu Techno-Musik mit seinen Hanteln die eigene Lebensenergie wieder auf, ein anderer mutiert nach einer Injektion durch einen Handlanger zum Bodybuilder-Mutant, der perfekt ins Splatterhouse gepasst hätte. Die Schurken aufs Kreuz zu legen, ist dabei selten einfach, aber großteils machbar – wer ihre durchschaubaren Muster kennt und die in den Bossarenen verteilten Power-Ups gut nutzt, trägt meist nach ein paar Versuchen den Sieg davon.

 

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Eine Wucht: Auf einem fahrenden Zug feuert man mit Minigun oder Raketenwerfer auf Feindscharen, die teilweise auf dem Motorrad anrücken – geil! © 4P/Screenshot
Leider erlaubt Huntdown nicht, den einmal für einen Speicherstand gewählten Schwierigkeitsgrad zu ändern – wer auf „normal“ im dritten Gangbezirk (von vier) 

merkt, dass er keine Lust auf viele Fehlversuche hat, muss nochmal ganz von vorne ran. Für diese Art von Spiel ist Huntdown überraschend lang, vier bis fünf Stunden ist man locker beschäftigt. Im Gegensatz zu vielen Genrekollegen haben die Helden eine Lebensleiste, die ihr mit Medipacks wieder füllt. Im Zweispieler-Modus wird das Spiel einfacher: Nicht nur profitiert man, ähnlich wie in Blazing Chrome, spürbar von der doppelten Feuerpower, auch die Option, den gefallenen Kollegen, per Knopfdruck zurückzuholen, erleichtert das Kopfgeldjäger-Dasein. Technisch schnurrt Huntdown auf allen Plattformen wie ein gut geölter Motor. Auf PC können sich zwei Spieler eine Tastatur teilen (freie Belegung) oder natürlich per Gamepad ran. Der unspektakuläre CRT-Grafikfilter ist auf allen Plattformen anwählbar, die Bildrateneinstellung „Auto/30/60“ gibt es nur auf PC.