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Hood: Outlaws & Legends (Action-Adventure) – Licht und Schatten in Nottingham

Interessant: Dieses Spiel wird doch tatsächlich mit jedem Tag besser. Habe ich zu Beginn unseres Tests noch geflucht, dass die Team-Duelle fast immer in einer abschreckend plumpen Alle-gegen-alle-Prügelei ausarten, arbeiten die Spieler inzwischen sinnvoll zusammen, wissen sich zu verstecken und verstehen, dass sich überlegtes Vorgehen eher auszahlt als das Malträtieren der Angriffstaste. Als Multiplayer-Klassiker wird sich Hood: Outlaws & Legends wohl nicht entpuppen. Aber eine erfrischende Abwechslung ist diese Stealth-Action allemal!

© Sumo Newcastle / Focus Home Interactive

Helden in Strumpfhosen – oder so

Aber meine Güte, war all das in den ersten Tagen ein Krampf, als die wenigstens Spieler verstanden, wie wichtig sinnvoll zusammengestellte Teams sind, und ihre bevorzugte Taktik das ebenso aufreibende wie extrem ineffektive Stürmen des Extraktionspunkts war, nur um dort vielleicht einen Treffer zu landen und anschließend das Zeitliche zu segnen! Die Sache ist ja: Das war gar nicht mal ihre Schuld. Denn Hood gelingt es einfach nicht gut genug, sein spielerisches Ansinnen zu vermitteln. Immerhin spielt das Prügeln und Schießen trotz der Stealth-Elemente eine so große Rolle, dass das Anrennen des gegnerischen Teams zunächst logisch erscheint.

Bedauerlich finde ich auch, dass beide Teams nicht verschiedene Aufgaben verfolgen, wie es in Splinter Cell und einigen Team-Shootern der Fall ist. Es hätte doch viel eher seinen Reiz, wenn die eine Gruppe auf der Seite der Wachen den Diebstahl durch die andere Gruppe verhindern müsste. Das wäre schon deshalb gut, weil dann nicht zwei Robin-Hood-Banden miteinander konkurrieren würden. Nun darf ein Spiel wie dieses sein erzählerisches Vorbild gerne frei interpretieren, doch Hood ignoriert es gleich dermaßen konsequent, dass es auch „Godzilla und Rotkäppchen in Fantasien“ heißen könnte.

Robin wer?

Die zum größten Teil bekannten Charaktere werden nicht einmal in Textform kurz vorgestellt, wechseln zu Beginn einer Partie nicht wenigstens ein paar Worte und treten nach Abschluss der Runde auch nicht in kurzen Filmszenen miteinander auf. Ihr Lager ist zudem ein rein funktionelles Hauptmenü. Den Unterschlupf der Gesetzlosen hätte ich mir jedenfalls anders vorgestellt. Warum tummeln sich im Hintergrund nicht wenigstens ein paar Gleichgesinnte? Und wieso verändert sich das Lager nicht, obwohl man es doch langsam ausbaut, um neue Kleidung sowie Verzierungen der Waffen freizuschalten?

PC, Xbox oder PlayStation?



Technisch reißt Hood keine Bäume aus, zumal es auf PS4 und Xbox One nur mit 30 Bildern pro Sekunde dargestellt wird. Dem eher ruhigen Spielablauf schadet das zum Glück nicht – ebenso wenig wie die Tatsache, dass die PC-Fassung auf das Raytracing verzichtet, welches auf PS5 und Xbox Series S/X aktiv ist.

Die Bildrate ist zudem auch am PC auf knapp über 60 begrenzt, während man ähnlich wie auf den Konsolen der letzten Generation mitunter spät auftauchende Texturen bemerkt. © 4P/Screenshot

Dass die Rächer der Enterbten miteinander reden, wäre ja auch spielerisch wünschenswert, denn wo andere Spiele über kurze Kommentare für den Verlauf eines Matches wichtige Ereignisse mitteilen, muss man hier die ständig wechselnde Informationszeile im Auge behalten. Ohnehin wirkt Hood seltsam still, wenn man die Musik abschaltet. Mir fehlt es u.a. an akustischem Feedback, das die Position und Bewegung naher Wachen vermittelt.

Die unerwünschte Zielhilfe

Richtig frustrierend kann dabei das Kämpfen sein, weil viele Auseinandersetzungen wirr und unübersichtlich wirken. Das liegt zunächst einmal an einem relativ engen Blickwinkel, dem selbst auf der schnellsten Einstellung viel zu langsamen Umsehen und der Tatsache, dass man die Bewegungsunschärfe nicht deaktivieren darf. Gerade in einem Spiel, in dem man ständig die Umgebung beobachten muss, um Hinterhalte und Wachen zu vermeiden, ist das ärgerlich.

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Hat einen der Gegner nicht gesehen, kann man sich unbemerkt anschleichen und ihn oder sie hinterhältig ermorden. © 4P/Screenshot

Abgesehen davon fühlt sich das wichtige Kontern der Attacken gegnerischer Spieler recht ungenau an. Zumindest bin ich selbst mit ruhigem Abwarten oft zu früh oder zu spät dran und fühle mich gelegentlich auch als Opfer eines schwachen Netzcodes. Beim eigenen Angriff finde ich viele Bewegungen wiederum eine Idee zu träge, was durch ein automatisches Ausrichten der Spielfigur in Richtung des nächsten Gegners kompensiert wird, selbst wenn man ihn gar nicht aufgeschaltet hat. So richtig blöd ist das spätestens dann, wenn diese Hilfe dazu führt, dass man geradeaus auf jemanden zu läuft, zum gesprungenen Hieb ansetzt – und mitten in der Luft um etwa 100 Grad auf ein ganz anderes Ziel gelenkt wird. In solchen Momenten ist Hood sogar frustrierend.

Ähnlich frustrierend sind Situationen, in denen man ankommende Gegner im Rücken anschleichen sieht, die Figur aber weder schnell genug drehen noch fortbewegen kann, um einen Meuchelmord zu verhindern, der eigentlich nur unaufmerksamen Spielern passieren sollte. Verstärkt werden solche Augenblicke dadurch, dass sich weder eigene noch die Finisher anderer Figuren aus ihrer normalen Bewegung heraus ergeben, sondern nach dem Wechsel in eine andere Perspektive als separate Animationen abgespielt werden. Besonders wenn man vom Sheriff gegriffen wird, der gegen Ende der Partie am Extraktionspunkt patrouilliert, geschieht das ohne Vorwarnung aus relativ weiter Entfernung. Das ist spielmechanisch schon in Ordnung, hinterlässt aufgrund der unglücklichen Inszenierung aber ein Gefühl von Beliebigkeit, das man gerade in solchen Momenten nicht gebrauchen kann.

 

  1. Ich sehe das längst nicht so Schwarz/Weiß wie du. IMHO wird kein kleines Bisschen irgendeinen Ausschlag geben, sondern ob eine kritische Menge an Spielern Gefallen an Hood findet oder nicht - was von sehr vielen Dingen abhängt, aber mit ziemlicher Sicherheit nicht davon, ob's ein perfekt polierter AAA-Titel ist. Insurgency: Sandstorm wäre übrigens ein Spiel aus Focus' Portfolio, das zu den besten taktischen Shootern gehört und seit Jahren ständig ausgebaut wird.

  2. So? Welche reinen Online-Games hat Focus denn bisher produziert?
    Bzw im Vergleich: Wie viele unfertige Spiele hat Focus dagegen rausgeworfen, die niemals gefixt wurden und man dann fallen gelassen hat?
    Focus ist kein schlechter Publisher, aber bei fast all Ihren Titwln fehlt immer ein kleines bisschen um sie entweder von durchschnittlich auf gut, bzw. von gut auf sehr gut anzuheben. Und dieses fehlende bisschen kann bei reinen Online-Games ausschlaggebend sein.

  3. Öhm, Focus hat durchaus Erfahrung sowohl mit Solo- als auch Multiplayer-Spielen, und sie haben ihr Portfolio in den letzten Jahren sehr stetig mit guten Titeln gefüllt. Dass Hood weder ein Counter-Strike noch ein Fortnite wird, war vorher jedem klar. Trotzdem läuft es im Moment, wird mindestens ein Jahr lang unterstützt - vielleicht sollte man danach erst meckern als es zum Start schon abzuschreiben.

  4. Das Ding ist im Grunde ne Totgeburt. Gut, hätte man bei dem Publisher ja schon wissen können... aber hey, Focus Home, ihr könnt ein MP-basiertes Spiel nicht einfach so auf den markt schmeißen.
    Und vor allem nicht in diesem Zustand (z.B. fehlendes Matchmaking).
    Durch die nicht wirklich überzeugenden Wertungen wird an das Spiel nävhste Woche niemand mehr denken.

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