[GUI_PLAYER(ID=100902,width=,text=Zurück im fiktiven Miami der 80er – aber lohnt sich diese Reise denn auch?,align=left)]
Zehn Jahre Vice City – Mann, wie die Zeit vergeht! Was habe ich dieses Spiel geliebt! „Wer auf der Suche nach dem momentan abwechslungsreichsten, motivierendsten und schlicht coolsten Actionspiel ist, der wird zu GTA Vice City lange keine Alternative finden“, schrieb ich damals im Test, „exzellente Grafik, fantastische Missionen, viel Handlungsfreiheit und eine brillante Soundkulisse machen Vice City zu einem einzigartigen Juwel“, waren meine Worte. 91 vergab ich, eine der höchsten Wertungen, die ich je gezückt habe. Hab’s auf der PS2, der Xbox und dem PC durchgespielt. Jetzt guckt es mich schon wieder an, als Icon auf meinem iPhone. Und mir bleiben nur Seufzer.

Alles ist gut, solange man einfach nur durch das fiktive Miami der 80er Jahre cruist: Ob im Quasi-Ferrari, auf dem dicken Chopper oder dem spritzigen Motorroller – das Düsen durch die große Stadt macht immer noch verdammt viel Laune. Wenn die Sonne durch die Wolkenkratzer bricht, dann vergisst man für einen Moment die schrecklichen Matsch-Texturen, die Autos und Fußgänger, die sich nur wenige Meter vor einem enttarnen oder die generelle Grobheit aller 3D-Objekte. Das Gesamtbild ist immer noch stimmig, da beißt die Maus keinen Faden ab. Schade nur, dass als Grundlage für die Konvertierung offensichtlich die ursprüngliche PS2-Fassung genommen wurde und nicht die verbesserten PC- und Xbox-Versionen. Aber okay, es gibt ein paar Grafik-Verfeinerungen (wie etwas detailliertere Figuren) – und wenn man auf aktueller Hardware wie dem neuen iPad oder dem iPhone 5 loslegt, dann ist nicht nur die Framerate dauerhaft hoch, auch gibt es Schatten. Das Fünfer-Phone hat überdies den Vorteil, dass es hier einen deutlich breiteren Bildausschnitt zu sehen gibt. So weit, so prima.

Das große Icon-Massaker
Sobald es darum geht, Vice City wie ein GTA zu spielen, also die Gewehre, Fäuste, Raketenwerfer und Panzer sprechen zu lassen, bröckelt die schöne Fassade nicht nur, sie bricht ohrenbetäubend in sich zusammen: Die Steuerung ist mal wieder eine Pein! Im Vehikel ist noch alles okay, aber sobald man zu Fuß unterwegs ist, wird die Kamera unbeherrschbar, die Ausrichtung auf Ziele ist reine Glückssache (auch wenn man sich das Leben einfacher machen und das zu beballernde Objekt direkt antippen kann – was spätestens bei mehreren Zielen aber für die Katz ist), das Feuern aus der Ego-Perspektive ist schlicht eine Katastrophe und die Nahkämpfe sind kaum kontrolliert steuerbar. Es ist zwar prima, dass man die Position und Größe der Icons beliebig verstellen kann, das ändert aber nichts daran, dass der Bildschirm mit den kleinen Futzeldingern zugekleistert ist – beim Fahren befinden sich im schlimmsten Fall satte 13 Icons auf dem Touchscreen!

iPad-Besitzer haben hier die Nase natürlich etwas vorn, aber auch bei denen bleiben schwammige virtuelle Sticks nun mal schwammige virtuelle Sticks.
Nicht nur bei der Präsentation, auch in anderen Bereichen haben sich die Entwickler der Moderne nicht versperrt: Spielstände werden auf Wunsch in der Cloud gespeichert, man kann über eine iTunes-Playlist eigene Songs hören – aber warum sollte man auf den glorreichen Eighties-Soundtrack verzichten, der nachweislich einer der besten in der ganzen GTA-Historie ist? Hier und da hat man am Missionsdesign gefeilt, unnötige Längen wurden gekürzt. Außerdem muss man die Aufträge, sollte man mal draufgehen, nicht mehr gaaaaanz von vorn im Krankenhaus beginnen, man wird jetzt direkt zum Start der Aufgabe gebeamt. Trotzdem wären Checkpunkte innerhalb der Missionen nett gewesen – die ziehen sich nämlich zum Teil ganz schön hin.