Welchen Charakter ihr bevorzugt, bleibt bis auf wenige Schlüsselszenen übrigens euch überlassen. Da gesammelte Erfahrungspunkte und Items kollektiv genutzt werden, muss jedenfalls keiner der beiden Protagonisten ein Nachzüglerdasein fristen. Allerdings macht ein freiwilliger Charakterwechsel durchaus Sinn, da nur der bärenstarke, aber träge Benkei massive Hindernisse aus dem Weg räumen kann, während der schwachbrüstige,
aber akrobatische Yoshitsune Orte erklimmt, die für Benkei unerreichbar sind. Wer jetzt hofft, dass dieses Feature auch für auflockernde Rätseleinlagen oder ähnliches genutzt wird, wird jedoch enttäuscht. Zwar ist gelegentlich ein gewisses Zusammenspiel vonnöten, um bestimmte Objekte zu erlangen, aber all dies ist stets nur optional und zudem recht simpel gestrickt. So bricht Benkei zum Beispiel eine für Yoshitsune unpassierbare Türe auf, damit jener anschließend eine für Benkei unerreichbare Plattform erklimmt, auf der sich eine Schatzkiste befindet.
Kleine Verdauungspausen
Solche Unterfangen kosten allerdings Zeit, da es keinen fliegenden Charakterwechsel gibt, sondern ihr stets ins Hauptquartier zurück, dort den Charakter wechseln und euch dann wieder zur jeweiligen Stelle durchschlagen müsst – das hätte man auch eleganter lösen können. Aber egal, diese Sachen sind wie gesagt nur optional und verlängern zumindest unauffällig die recht knapp bemessene Spielzeit. Bei bevorstehenden Bossfights eilt der zurückgelassene Mitstreiter meist sogar automatisch nach, um seine Dienste anzubieten. Ansonsten könnt ihr auch gelegentlich an bestimmten Speicherpunkten ins Lager zurückkehren, um die Helden auszutauschen,
den Waffen- und Item-Shops einen Besuch abzustatten oder eure Energiereserven aufzufrischen. Wer sich zu schwach fühlt, kann auch jederzeit bereits absolvierte Abschnitte erneut aufsuchen, um Erfahrungspunkte zu sammeln, seine Konter zu perfektionieren oder übersehene Schätze aufzuspüren.
Zusätzliche Würze
Um euren Attributen abseits automatischer Level-Ups einen zusätzlichen Schub zu verpassen, solltet ihr auch nach verborgenen Kristallsplittern Ausschau halten, die ihren Aufenthaltsort nur durch ein anschwellendes Vibrieren des Controllers preisgeben, was angesichts der sehr kompakten und linearen Spielabschnitte aber keine allzu große Herausforderung darstellt. Der Schwierigkeitsgrad ist aber auch sonst eher harmlos, da ihr die Angriffsmuster bzw. Schwachstellen der Gegner meist schnell durchschaut habt und in brenzligen Situationen auf einen sehr großzügig bemessenen Vorrat an Heilkräutern und Power-Ups vertrauen könnt, sofern ihr euch damit ausreichend eingedeckt habt.
Etwas heikel wird es höchstens bei gelegentlichen Sprungeinlagen oder Perspektivenwechseln, bei denen Kamera- und Steuerungsrichtung nicht immer konform gehen. Das daraus resultierende Frustpotential ist aber äußerst gering.
Schmackhaft aufgetischt
Technisch braucht sich Genji auch kaum Kritik gefallen zu lassen. Zwar wirkt es etwas befremdlich, dass sich der hünenhafte Benkei ständig wie in Trance oder unter Wasser bewegt und dass es bei den Kulissen und Charakteren hin und wieder zu geisterhaften Fade-Ins kommt, aber insgesamt wirkt alles stimmig und ansprechend inszeniert. Auch die Ladezeiten sind trotz der teils prächtigen Kulissen erfreulich kurz. Ansonsten nagt lediglich das selbst im 60Hz-Modus teils unschöne Kantenflimmern am optisch gelungenen Gesamteindruck. Akustisch kann man sich bis auf die peinliche englische Synchro auch nicht beklagen. Die satten FX in Pro Logic II und die dynamische Einbindung klassischer japanischer Klänge sorgen jedenfalls für dichte Kampfatmosphäre und passendes Flair, während gelegentliche Render-Sequenzen sogar in Dolby Digital aus den Boxen schallen.