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Gemini Rue (Adventure) – Gemini Rue

In Gemini Rue spielt man einen Detektiv, der sich seinen Weg durch eine düstere Zukunft rätseln muss, in der auch scharf geschossen wird. Das ist nicht das Einzige, was am kleinen, aber feinen Independent-Adventure aus Amerika an den großen Bruder Blade Runner erinnert. Kann es dem Cyberpunk-Genre neues Leben einhauchen?

© Joshua Nuernberger / Wadjet Eye Games

Wichtigste Nebensache

Neben den klassischen Aufgaben gibt es in Gemini Rue

Geballert wird natürlich auch, allerings mit Hirn. Bloßes Geschieße bringt einen nicht ans Ziel, da sich der Gegner duckt.  

auch Actioneinlagen. Sie sorgen für Abwechslung und sind nur gelegentlich nervtötend, etwa wenn man etwas gefühlte hundert Mal hintereinander machen muss. Für die Schießeinlagen gilt das nicht, denn sie sind nicht sonderlich schwer zu meistern. Im weiteren Spielverlauf muss man sich allerdings Schusswechsel mit den Gangstern liefern, wobei man nicht selbst getroffen werden darf – man kann sogar in Deckung gehen. Die Munition ist anders als im Training limitiert. Die gegnerische KI agiert hier sogar recht intelligent, weil sie so lange in Deckung bleibt, bis man selbst schießt. Man kann auch einen Kopfschuss landen, was aber per Tastenkombination nicht einfach ist.

Ansonsten gibt es auch noch Herausforderungen, bei denen es auf Schnelligkeit ankommt. So wird man in Matthius‘ Wohnung von den Boryokudan überrascht, die durch die Vordertür kommen. Hier bleibt nur der Weg über den Balkon, um in die Nebenwohnung zu kommen, bei der man die Ruhe weg haben sollte. Denn sonst trifft man die nötigen Punkte an der Brüstung garantiert nicht, die einem die Flucht ermöglichen. Ist man zu langsam oder ungeschickt, wird man erschossen und neues Laden wird erforderlich. Zum Glück speichert das Spiel in solchen Fällen automatisch, so dass man sie unendlich probieren kann. Für Actionmuffel dürfte das trotzdem zu viel des Hektischen sein.

Die gute alte Zeit

Wenn man Gemini Rue spielt,

Grafisch bietet Gemini Rue keine großen Genüsse. Dafür sorgt der Sound für Atmosphäre.

fallen einem sofort die guten alten Adventures wie Space Quest, Police Quest oder Indiana Jones ein, denn grafisch erinnert es an diese. Der Retrolook lässt einen wehmütig daran denken, was damals in den großen Zeiten des Genres in den 80er- und 90er-Jahren für tolle Abenteuer erschienen. In diese Fußstapfen will Gemini Rue treten, auch wenn es durchaus eine moderne, wenn auch simple Bedienung anbietet. Allerdings hat das seinen Preis, denn auf einem modernen breitformatigen Monitor sieht es heutzutage einfach pixelig aus, denn es gibt nur eine Auflösung; immerhin läuft das Spiel so auf fast jeder Kiste.

Da hilft es auch wenig, dass es Porträts der Akteure gibt, wenn man sich unterhält. Die kurzen Dialoge sind oft Multiple Choice, da man das Thema frei wählen kann. Oft macht es aber keinen Unterschied, was man sagt, da es keine Dialogrätsel gibt. Das Gesagte hat auch keinerlei Konsequenz. Andererseits sind die Gespräche oft nicht sehr lang geraten, so dass man nicht unnötig zugeschwafelt wird. Obwohl es das Spiel bislang nur auf English gibt, ist alles gut zu verstehen, da es meist nur kurze Sätze gibt.

Gar nicht altbacken klingt hingegen die Sprachausgabe, die auf der Höhe der Zeit ist. Die englischsprachigen Sprecher können die grob gezeichneten Charaktere tatsächlich zum Leben erwecken. Da ist Brian Silliman, der Azriel klingen lässt, als würde er eben aus der verrauchtsten Bar der Galaxie kommen. Voiceactor wie Clay McLeod Chapman als Matthius oder Dara Seitzman als Giselle sagen uns zwar nichts, sie sorgen aber dafür, dass die Grafik schnell vergessen ist. Auch sonst ist der Sound für eine unabhängige Produktion unerwartet professionell, denn der Regen prasselt schön und die Musik von Nathan Allan Pinard, der auch schon für Disney komponierte, unterstreicht die Atmosphäre zusätzlich.