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Game of Thrones – Episode 2: The Lost Lords (Adventure) – Im Galopp von Yunkai zur Mauer

Anfang Dezember konnt Telltale Games mit der Premiere von Game of Thrones zwar noch nicht begeistern. Aber „Iron from Ice“ war ein gelungener Einstieg: Die erste Episode entführte mit den außenpolitischen Folgen der „Roten Hochzeit“ und der Geschichte rund um das Haus Forrester umgehend in die gnadenlose und intrigante mittelalterliche Fantasywelt. Zwei Monate habenFans auf die Fortsetzung gewartet. Wie schlägt sich die zweite vonsechs geplanten Episoden namens „The Lost Lords“?

© Telltale Games / Telltale Games


Von Yunkai bis Castle Black

Außerdem besucht man weitere Schauplätze: Man ist nicht nur im Familiensitz der Forresters aktiv, in dem sich Soldaten der verhassten Whitehalls eingenistet haben, oder in der Hauptstadt King’s Landing mit Mira, sondern auch im orientalisch anmutenden Yunkai mit Asher sowie auf Castle Black an der Mauer mit Gared. Damit spannt Telltale Games gekonnt den Bogen vom fernen Süden in den hohen Norden und kann nebenbei zwei prominente Figuren aus den Romanen einführen – die Drachenlady wird zumindest erwähnt und Jon Snow begegnet einem höchstpersönlich.

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Rodrik Forrester hat zwar die Rote Hochzeit überlebt, aber kann sich kaum auf den Beinen halten. © 4P/Screenshot
Und fast immer gelingt es den Entwicklern, die situativen Voraussetzungen für gutes Rollenspiel zu schaffen: Man kann sich dank der klaren Regie sehr schnell in die Figuren hinein versetzen und muss sich einigen heiklen und ausgesprochen brutalen Kämpfen mit Reaktionstests sowie interessanten psychologischen und politischen Situationen stellen.  Wie überzeugt man als Krüppel eine Braut von der Hochzeit? Lässt man sich erniedrigen und küsst den Ring eines Lords in der eigenen Halle? Verrät man seine Herrin zum Wohl der eigenen Familie? Tötet man einen Attentäter oder lässt man ih n laufen? Schützt man einen Dieb oder liefert man ihn an den Vorgesetzten aus?

Game of Thrones auf Speed

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Gared Tuttle trifft Jon Snow auf der Mauer: Fragt er ihn nach dem mysteriösen „North Grove“ oder behält er es für sich? © 4P/Screenshot
All das inszeniert Telltale routiniert, zumal man auch erste Konsequenzen aus Entscheidungen der ersten Episode spürt. Aber man fühlt sich fast, als würde man Game of Thrones auf Speed durchlaufen. Da wartet man knapp zwei Monate auf die Fortsetzung und fühlt sich durch etwas mehr als anderthalb Stunden effektiver Spielzeit gehetzt. Die Perspektivwechsel sind nicht das Problem, im Gegenteil, denn sie führen die Tradition der Romane fort.

Aber der Unterschied zu den Büchern liegt in der Natur dieses Episodenformats. Man merkt, dass die Regie im Galopp weiter eilen will, ohne dass man sich mal in Ruhe umsehen kann. Telltale Games lässt mir einfach zu wenig Zeit mit den Figuren und kaum Spielraum für die Erkundung. Die Schauplätze sind auch noch sehr klein und die Interaktion lässt selbst in diesen geschlossenen Kulissen zu wünschen übrig. Warum hat Gared Tuttle überhaupt ein Inventar mit  drei Gegenständen, wenn er sie nicht nutzen kann? Telltale Games lässt die Chance liegen, auch abseits der Entscheidungen für mehr Spielraum mit kleinen Aktionen zu sorgen.