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Ridley „Bleifuß“ Scott

Mit Ach und Krach brenne ich mit gezogener Handbremse einen rechten Winkel in den Asphalt, um ein heimtückisches Minenfeld zu umgehen. Das hat sich mein Vordermann so gedacht! Ich lasse zwei Raketen mit seiner Ideallinie kollidieren und der Kontrahent

Links löst sich ein Fahrzeug auf, aber ihr bleibt sturköpfig auf dem Gas stehen.
verabschiedet sich mit einer effektvollen Zeitlupenstudie auf den Schrottplatz. Aber die Gefahr ist nicht gebannt: Hinter mir haben es drei weitere Kerle auf meinen Spoiler abgesehen. Eine Ladung Minen in eine schmale Durchfahrt und meine Probleme lösen sich in Rauch auf. Jetzt geht es richtig los: Auf einmal hallt Ozzy Osbournes Kreischen durch die Gassen, denn mein eben eingetroffenes Primärziel hat auf elektronische Beats keinen Bock. Minutenlang fliegen Metallspäne als zwei trotzige Blechlawinen Tür an Tür durch die engen Gassen donnern – teilweise muss ich im Auswurf seines Nebelwerfers ein Haar breit an Pfeilern und Hauswänden vorbei. Dann reicht es mir. Ich trete auf die Bremse, jage dem vorweg schießenden Gegner eine Rakete ins Heck und komme dank einer weiteren Zeitlupenstudie kurz zum Luftholen. Jetzt heißt es: Fuß aufs Gas! Schließlich muss ich auch das Rennen gewinnen. Zeit für den Turbo. Die treibenden Elektro-Beats werden lauter, bekommen eine neue Spur verpasst, die Sicht verschwimmt, das Bild zittert wie in einem Ridley Scott-Film – ich fliege den Verfolgern im Drogenrausch davon.

Drogen und die WEISE

Tatsächlich ist es genau diese Inszenierung der Geschwindigkeit, die mich Stunde um Stunde an Full Auto 2 fesselt. Es ist so einfach, die Turboleiste mit ein, zwei Handbremsen-Schlatzern zu füllen und anschließend wie auf Drogen über die gut 20 Strecken samt Dutzenden Abzweigungen zu rasen – theoretisch jedenfalls, denn da sind etliche Widersacher, die nur ein Ziel verfolgen: meine effektvolle, meine endgültige Zerstörung. Und deshalb gebe ich Runde für Runde mein Bestes, um die Konkurrenz zum Schweigen

Augen auf und durch: Im Turborausch wird Full Auto 2: Battlelines zur Adrenalinpumpe.
zu bringen. Sei es mit dem im Vergleich zum Vorgänger gehörig aufgestockten Arsenal an über 20 Waffen oder indem ich feindliche Gangs unter einer zum Einsturz gebrachten Unterführung begrabe. Sega hat alle Hebel, die der Vorgänger auf Xbox 360 nur eingeführt hat, kräftig angezogen und liefert PS3-Rasern mehr Speed, mehr Zerstörung und sogar eine Portion Witz.

Nein, das mit dem Witz war kein solcher, denn ihr werdet von einer „KI“ namens SAGE durch die Aufträge geleitet – ein Computer mit weiblicher Stimme, der den Sittenverfall in eurer Stadt stoppen und die unzähligen rivalisierenden Gangs ausschalten will. Als eine Art Undercover-Polizist erledigt ihr aber natürlich die Drecksarbeit, während die Damenstimme euren Fortschritt kommentiert. Was für ein Quatsch! Die Story braucht selbstverständlich kein Mensch und sie wird auch nur in knappen Missionsbeschreibungen weitergesponnen. Dafür hat SAGE Humor! Sie sagt es leider nur in Englisch, aber wenn sie z.B. nach eurem Versagen trocken fragt, wie sie denn bitte eine Leiche trainieren solle, passt das einfach zu dem knackigen Drumherum.