Veröffentlicht inTests

Fracked (Shooter) – Mitreißendes Action-Feuerwerk

Die VR-Geschichte des Studios nDreams klingt wie der Traum eines jeden Nachhilfe-Lehrers. Nach dem hölzernen Adventure The Assembly steigerten sich die Engländer mit dem ideenreichen Kajak-Shooter Phantom: Covert Ops. Im aktuellen Fracked schließlich laufen sie schon im Einstieg zur Höchstform auf! Ob sich der wilde PSVR-Shooter auch auf Dauer eine Eins mit Sternchen sichern kann, klären wir im Test.

© nDreams / nDreams

Move ist Pflicht

Vorab gleich eine Warnung: Fracked benötigt zwingend zwei der technisch veralteten und trotzdem noch recht kostspieligen Move-Controller. Diese Nachricht allein dürfte schon manchen interessierten PSVR-Besitzer abschrecken. Meine Bedenken diesbezüglich wurden aber schnell ausgeräumt. nDreams hat dank seiner jahrelangen Erfahrung ein erstaunlich griffiges und mitreißendes Steuerungskonzept erarbeitet. Sicher – das Fehlen eines Analogsticks macht das Laufen zwangsweise unnötig kompliziert, weil stattdessen der linke Move-Controller geneigt und eine Taste gedrückt wird. Nach kurzer Gewöhnung wird aber klar, wie clever das Manko mit anderen Tricks kompensiert wird. So fühlte es sich schon nach wenigen Minuten erstaunlich gut an, zwischen Bohrtürmen und Bretterverschlägen umher zu huschen und gut verschanzt auf die Comic-Gegner anzulegen.

Der Hauptgrund fürs gute Spielgefühl ist eine Neuerung, die sich ähnlich einschneidend auf kommende Spiele auswirken könnte wie seinerzeit Gears of War mit seiner Deckungsmechanik. Grundsätzlich kann ich mich in Fracked ganz frei hinter Hütten, Wänden, Kisten oder anderen Hindernissen bewegen, um mich dort zu verstecken. Doch sobald ich mit der linken Hand an eine beliebige Kante greife, kann ich mich blitzschnell aus der Deckung ziehen – und wieder hinein. Schwupp, schon bin ich draußen! Ein paar Schüsse später ziehe ich mich blitzschnell zurück in Sicherheit. Und das ganz ohne dass der Rest des virtuellen Körpers dazwischenfunkt. Es wurde einfach herrlich unkompliziert und Arcade-freundlich umgesetzt!

Geniale Deckungsmechanik

[GUI_STATICIMAGE(setid=91568,id=92647592)]
Nicht realistisch animiert, aber lustig: Die mutierten Gegner machen neben explosiven Fässern gerne mal den Abflug (PS5). © 4P/Screenshot

Obwohl Fracked am besten sitzend im schmalen Kamerawinkel gespielt wird, kommt hier deutlich mehr Dynamik auf als bei vielen Konkurrenten. Das wird vor allem im Vergleich zu Titeln deutlich, in denen ich auf Knopfdruck in die Hocke gehe. Hier kann meine linke Hand blitzschnell bestimmen, wie hoch oder niedrig ich aus der Deckung spicke. Sobald ich weiterlaufe, wechsle ich automatisch zurück in die Standard-Haltung – genial einfach! Trotz steinzeitlicher Move-Technik entfaltet sich also ein temporeicher linearer Shooter.

Während mich Pilotin Rosalez aus dem Heli über Funk mit Infos versorgt, stürme ich eine von mutierten Arbeitern überrannte Fracking-Anlage und liefere mir massenhaft Schusswechsel. Die Comic-Waffen könnten etwas präzisere Visiere gebrauchen, davon abgesehen machen die Kämpfe aber richtig Laune. Die angenehm aktiven Gegner setzen hier schön nach, darunter ausschwärmende Standard-Psychos, mit Leuchtkristallen aufgeputschte Explosivwesen oder schwer gepanzerte Minenleger mit Schwachstelle. Wenn es sein muss, wagen sie sich auch auf Treppen, Gerüste oder ein Flachdach über dem verschanzten Spieler. Zu forsch werden sie aber glücklicherweise nicht – so dass kleine Fehlgriffe an den ungewohnten Move-Klöppeln nicht sofort bestraft werden.

Überschaubares Arsenal

[GUI_STATICIMAGE(setid=91567,id=92647588)]
Willkommen im etwas anderen Ski-Urlaub (PS4 Pro). © 4P/Screenshot

Schade allerdings, dass die Entwickler auf Nahkampfwaffen, eigene Granaten oder Scharfschützengewehre verzichtet haben. Ab und zu vermisse ich im Arsenal durchaus die Abwechslung. Im Gegenzug ist mir aber klar, dass zweihändige Waffen oder massenhaft Gadgets das Steuerungs-Schema verkompliziert hätten – und damit auch das so wichtige dynamische Spielgefühl. Für Scharmützel auf mittlere Entfernung eignet sich der Mix aus Pistole und MP übrigens prima. Die verstreuten Extrawaffen mit stark begrenzter Munition richten ebenfalls ein hübsches Feuerwerk an. Schöne Beispiele dafür sind der streuende Granatwerfer oder ein präziser Revolver mit befriedigenden Ein-Schuss-Kills.

Schade, das sich die Entwickler kein Kombo-System, Zeitlupen oder ähnliche coole Arcade-Mechaniken ausgedacht haben. Eine spannende und wunderbar eingebundene Abwechslung sind allerdings die Klettertouren und Ausflüge auf Skiern. Das Ausweichen per Kopfneigung und Zerlegen von Schneemobilen im Bond-Stil flutschen hier um Welten besser als in Medal of Honor: Above and Beyond oder jedem anderen mir bekannten VR-Actiontitel. So flüssig und nahtlos hätte ich mir den Ablauf in Blood & Truth gewünscht! Wenn sich die professionell vertonte Rosalez und der namenlose Held mit flapsigen Sprüchen aufziehen, erinnert das angenehm an die abenteuerliche Atmosphäre der Uncharted-Reihe.

  1. "Ich hoffe inständig, dass sich andere Entwickler bei dieser Idee bedienen – und dass Fracked einen Nachfolger bekommt. "
    Und ich hoffe inständig, dass die Fragmentierung des ohnehin winzigen VR Spielemarktes irgendwann mal ein Ende hat. Ich habe eine Reverb G2, und muss auf Lone Echo2, Resident Evil 4 usw. verzichten, weil die alle Oculus exklusiv sind, und man dafür einen facebook Account haben muss. Fracked, Iron Man VR, Hitman 3 und andere gibts nur exklusiv auf Playstation VR, so dass ich die mit meinem 600,-€ Headset auch nicht spielen kann. Wie viele VR Brillen soll ich mir, als einer der wenigen VR Fans, denn so anschaffen?
    Gerade werden frühere Exklusivtitel auf Konsolen (TLOU, RDR2, Uncharted) auch für PC portiert, aber bei VR spaltet man die Spielerschar lustig weiter, obwohl das Publikum zahlenmäßig im Vergleich ohnehin eher winzig ist.
    Ich bleib' - was VR angeht - bei meinen Flug- und Fahrsimulatoren am PC, und dem Rest wünsche ich so lange eine wirtschaftliche Bruchandung, bis die Exklusivität der Titel (zumindest am PC) ein Ende hat.

  2. Ich habe die Demo eben angespielt. Die Deckungsmechanik ist wirklich genial gelöst. Auf die einfachsten Dinge kommt man nicht :)
    Bei dem Spiel kommt wirklich Uncharted-Feeling rüber. Klasse Mischung aus Deckungsshooter und Klettern. Seit dem ich aber den PS5-Controller habe, vermisse ich jetzt besonders stark ein haptisches Feedback der Move-Controller. Die neue Generation der PSVR-Controller hat das dann zum Glück. :D
    Danke für den tollen Test!

  3. Toller Test! Ich finds klasse dass PSVR derzeit wieder richtig gut "wiederbelebt" wird.
    Synth Blasters, Winds&Leaves, Fracked oder auch aktuell Arashi - alles Titel bei denen sich auf jeden Fall mal ein Blick lohnt! Meine beiden Move Kontroller hab ich seit Erscheinen für PS3 - zum Glück unverwüstlich ;-)

  4. ChrisJumper hat geschrieben: 18.08.2021 23:17 Ja, ich auch. Ich hab schon angefangen meine Move Controller nochmal zu beladen. Sollte man imme rmal machen für die Akkus. Nicht 100% aber so 90, und alle paar Monate.
    VR wird diesen Winter ausgekostet.
    Mein erster von vor ca. zehn Jahren hält auch noch erstaunlich gut durch... :Vaterschlumpf:

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1