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For Honor (Prügeln & Kämpfen) – Schere, Stein, Samurai

Damit Ritter, Wikinger und Samurai so zusammenkommen, musste Ubisoft sowohl den Raum als auch die Zeit krümmen: Die kriegstreibenden Parteien mögen der Wirklichkeit entsprungen sein, ihre Geschichte ist allerdings reine Fantasie. Und mehr als einen fantastischen Hintergrund brauchen sie auch nicht, wenn bis zu acht Spieler in den Online-Gefechten von For Honor um Punkte kämpfen. Mehr als einen fantastischen Hintergrund hätte es allerdings gebraucht, damit auch Solisten eine unterhaltsame Kampagne erleben könnten!

© Ubisoft / Ubisoft

„Kloppt mal ein paar Levels zusammen!“

Verkauft sich ein Spiel denn besser, wenn es eine klassische Kampagne enthält? Falls ja: Gut für Ubisoft. Und trotzdem hätten die Franzosen besser darauf verzichtet, denn inhaltlich schadet es For Honor, das an allen Ecken und Enden die Sprache eines reinen Multiplayer-Titels spricht. Um es ganz deutlich zu sagen: Solisten und Spieler, die sich nach einem ebenso gut spielbaren wie spannend erzählten Abenteuer sehnen, werden hier vermutlich nicht glücklich! Das fängt bei der zwingend notwendigen Online-Verbindung an und hört bei dem ebenso überlangen wie langweiligen Tutorial, genannt Story-Modus, nicht auf.

Müsste ich von ihrem Inhalt auf die Konzeption der Kampagne schließen, würde ich mir das so vorstellen: „Leute, wir brauchen noch was für Einzelspieler. Kloppt mal ein gutes Dutzend kleine Levels zusammen und stellt Gegner rein. Und macht es bloß nicht zu anspruchsvoll! Wenn die Leute in engen Gräben ein paar Checkpunkte abklappern dürfen, sind die glücklich.“

Gestreckt wird das spaßbefreite Gegner-Vermöbeln von langen, aufwändig vertonten und durchaus hübschen Filmszenen – also dem oberflächlichen Chic einer vergleichsweise schnell produzierten Fassade. Man erlebt

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Namenlose Recken in einer belanglosen Geschichte: der Story-Modus. © 4P/Screenshot

weder eine packende Geschichte noch trifft man interessante Charaktere und wechselt alle paar Levels den ohnehin namenlosen Protagonisten, weil die Kampagne lediglich ein Trainingsmarsch ist, auf dem man Meter für Meter die Fähigkeiten aller Kriegertypen des Onlinespiels kennenlernt. Unterhaltsam sind dabei nur wenige Duelle mit besonders starken Kriegern. Die zu erleben, lohnt das Ablatschen dieser öden Tretmühle allerdings nicht.

Vom Langschwert inspiriert


Um das aber ebenso klar zu formulieren: Das eigentliche Spiel, also der Multiplayer-Kampf, ist klasse! Und da ich For Honor ohnehin von Beginn an als PvP-Erlebnis wahrgenommen hatte, stört mich die verpatzte Solo-Dreingabe nicht. Ubisoft hat schließlich nicht irgendeine Action-Vorlage online spielbar gemacht. Im Mittelpunkt steht vielmehr ein hervorragendes Kampfsystem, das auf schnelles Waffenfuchteln verzichtet und spannende Duelle inszeniert – sowie ein paar weitere Ideen, die den sich ständig wiederholenden Mehrspieler-Partien neue Seiten abgewinnen.

Ubisoft, das ist in diesem Fall vor allem Jason VandenBerghe, der schon mit Red Steel eine Vorliebe für interaktive Schwertkunst bewies. Der trainierte nämlich vor ein paar Jahren mit einem Langschwert, genauer gesagt übte er Angriffe von der rechten und der linken Seite abzuwehren, als ihm auffiel, wie gut das in einem Videospiel funktionieren könnte: Man müsste den rechten Analogstick in die entsprechende Richtung schieben und schon würde ein virtueller Krieger seine Stellung so ändern, dass er von dort kommende Hiebe abwehrt.