Dass Emotionen im Fußball eine große Rolle spielen, sieht man eindrucksvoll an jedem Wochenende – egal, in welche große oder kleine Liga man schaut. Schon im Jugendbereich kann man mitfiebernde Eltern erleben, die nicht nur den Sohn oder die Tochter anfeuern, sondern auch den Eindruck erwecken, als ob sie Fußball 24 Stunden am Tag atmen, leben und studieren. Sie sagen dem Trainer, wie er aufzustellen hat und vor allem den Sprössling idealerweise einsetzen sollte. Und diese Hobby-Trainer findet man in jedem Stadion. Zu Zeiten, als ich noch mit Dauerkarte den ehemaligen Bundesliga-Dino alle zwei Wochen besuchte, waren ich und die um mich herum sitzenden Zuschauer nicht anders.
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Wieso hat er denn (füge hier Spielername XYZ ein) aufgestellt? … Mit dieser Taktik kann das nichts werden! … Jungs, spielt jetzt nicht auf Zeit – das könnt ihr so gar nicht. … SCHIRI! … Meine Güte, ihr müsst auch mal aufs Tor schießen und nicht nur hin und her daddeln. … Was jetzt? Elfmeter? ELFMETER? … Verdammt noch eins! … Ja klar, Hamburg meine Perle, fürn Hintern… Als HSV-Fan hat man es in den letzten Jahren nicht leicht gehabt. Nicht nur um meine Nerven zu schonen, habe ich schließlich auf die Dauerkarte verzichtet und brülle stattdessen den Fernseher an. Und seit Jahren auch den Monitor, wenn ich den Football Manager von Sports Interactive spiele. Für mich war er mit seinem Fokus auf Trainer- und taktische Aspekte dem langjährigen Konkurrenten Fußball Manager von EA, entwickelt von Bright Future unter der Leitung von Gerald „Anstoss“ Köhler, immer überlegen. Vor allem, weil man sich nicht auf die „unemotionalen“ Wirtschaftsaspekte kümmern musste, sondern sich nur auf den Aufbau und die Entwicklung seiner Mannschaft konzentrieren konnte.
Auf den Spuren von Alex Ferguson
Wer als Neuling in die Welt des Football Manager eintritt, wird in vielerlei Hinsicht gefordert. Obwohl sich die Menüstruktur als aufgeräumt sowie farbfreudig zeigt und sowohl in der vertikalen Auswahl der Basis-Elemente als auch den untergeordneten horizontalen Menüs mit kurzen Klickwegen überzeugt, muss man verdammt viel verarbeiten. Denn wie in den letzten Jahren sorgt auch die erste Ausgabe mit offiziellen deutschen Texten, die bis auf vernachlässigbare Ausnahmen sauber übersetzt sind, mit seinen gut verzahnten Einflussmöglichkeiten dafür, dass man erst einmal mit Optionen erschlagen wird.
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Glücklicherweise darf man jedoch für alle relevanten Aspekte auch Assistenten engagieren, die einem viel Arbeit abnehmen und diese auch zumeist mehr als zufrieden stellend verrichten. So kann man sich als Anfänger z.B. ausschließlich um die Aufstellung kümmern – oder um die taktische Ausrichtung. Hat man die weiteren Zusammenhänge verinnerlicht, schaltet man mehr und mehr Funktionen hinzu, die bis dahin vom Co-Trainer, Sportdirektor oder anderen Mitarbeitern übernommen wurden. So ergänzt man sein Aufgabengebiet ganz individuell, je nach Laune, verfügbarer Zeit und Selbstvertrauen. Bis man schließlich auch die Einzelgespräche mit den Spielern führt, die Trainingspläne gestaltet, an Pressekonferenzen teilnimmt, Interviews im Spielertunnel gibt, sich um die Kaderplanung kümmert, die Mannschaft vor dem Spiel mit einer Ansprache heiß macht und an allen möglichen Stellschrauben dreht – von denen es eine Menge gibt, die sich teils gegenseitig bedingen und die Basis für den enormen Tiefgang des Football Manager bilden. Nur weil man sich im Gegensatz zu den deutschen Fußball-Managern nicht um Finanzdetails oder Stadionneu- oder Ausbau kümmern muss, heißt das nicht, dass man hier Däumchen drehen kann.