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Final Fantasy 10 (Rollenspiel) – Remasterter Wiederholungstäter

Tidus, Yuna, Rikku, Wakka, Lulu, Auron: Wer mit diesen Namen nicht Fahrzeuge von Toyota oder Honda assoziiert, ist ein Kind der PlayStation-2-Generation. Oder aber ein Fan fernöstlicher Rollenspiele erster Güteklasse wie Final Fantasy 10 oder der Fortsetzung Final Fantasy 10-2. Etwas mehr als ein Jahr nachdem die  HD-Remaster- dieser zwei Titel auf PS3 und Vita erschienen, kehren die Helden erneut zurück – dieses Mal auf der PS4. Hat sich irgendetwas getan?

© Squaresoft / Square Enix

FF10-2: Alles bleibt anders

Das hierzulande 2004 erschienene Final Fantasy 10-2 ist in vielerlei Hinsicht außergewöhnlich. Es markiert z.B. die erste direkte Fortsetzung zu einem Final-Fantasy-Spiel, nachdem bis dato die Serienableger keine inhaltlichen Zusammenhänge herstellten und sich im Bestfall vielleicht den Schauplatz teilten. Doch 10-2 setzte direkt an die Geschehnisse von 10 an. Statt des drohenden Untergang durch Sin wurde Spira nun von innen gefährdet: Verschiedene politische Gruppierungen versuchen, das krisengeschüttelte Land für sich zu vereinnahmen. Trotz dieser ernsten Thematik bedeutete dies jedoch nicht, dass man dem ruhigen, häufig düsteren Grundton des Vorgängers folgte. Man spielte die drei weiblichen Hauptfiguren Yuna, Rikku und Paine, die eher wie eine fernöstliche Variante von „Drei Engel für Charlie“ wirkten. Eine interessante Randnotiz: Der zweite Teil des Films mit Drew Barrymore, Lucy Liu und Cameron Diaz erschien im gleichen Jahr wie FF10-2 in Japan. Das Spiel wirkte poppiger, die Figuren erschienen flapsiger, man setzte mehr auf Situationshumor, verzichtete auf Uematsu-San als Komponist und ließ hinsichtlich der Erzählung einige Wünsche offen – es gab viel Leerlauf. Darüber hinaus hat man zahlreiche mechanische Änderungen eingebracht.

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In 10-2 geht man sowohl hinsichtlich Figurenentwicklung als auch Kampfsystem andere Wege. © 4P/Screenshot

So hat man sich z.B. vom rundenbasierten Kampfsystem verabschiedet und ist wieder zum so genannten ATB (Active Time Battle) zurückgekehrt, bei dem für jede Figur in Abhängigkeit der zuletzt gewählten Aktion eine Abkühlphase stattfindet, bevor sie wieder an der Reihe ist. Dadurch wurden die Auseinandersetzungen einerseits hektischer als im Vorgänger, andererseits bekamen die Kämpfe dadurch eine neue Dynamik. Gleichzeitig kehrte man dem Sphärenbrett den Rücken. Mit dem exklusiven Fokus auf die drei Protagonistinnen wurde es notwendig, einen „Klassenwechsel“ anzubieten, um Zugriff auf unterschiedliche Fähigkeiten zu haben. Das wurde mit dem so genannten „Garment Grid“ ermöglicht, bei dem die Figuren durch den Wechsel auf ein anderes Kostüm andere Talente nutzen konnten. Dies ist übrigens ein Element, das in abgewandelter Form auch in Lightning Returns: Final Fantasy 13 angewendet wird. Unter dem Strich kommt das Pop-Abenteuer von Yuna zwar weder inhaltlich noch erzählerisch oder mechanisch an den wegweisenden Vorgänger heran. Doch als Teil des Gesamtpaketes, das mit zusätzlichem Material wie dem zwischen den beiden Teilen überleitenden Video „Eternal Calm“ alles zu Spira vereint, ist auch 10-2 wieder ein Vergnügen.

Der Zahn der Zeit


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Als Teil des Gesamtpakets kann auch 10-2 für gute bis sehr gute Unterhaltung sorgen. © 4P/Screenshot

Im Gegenzug zur Geschichte bzw. der erst spät Fahrt aufnehmenden Erzählstruktur oder den emotionalen Auswirkungen hat 10-2 gegenüber dem Vorgänger technisch zulegen können. Das galt seinerzeit für die PS2-Version, war auch auf der PS3 der Fall und hat auch in der HD-Remastered-Variante für die PS4 Bestand. Die Mimik des weiblichen Hauptfiguren-Trios ist ausgefeilter und damit ausdrucksstärker als noch zwei Jahre zuvor, die Animationen im Allgemeinen hinterlassen ebenfalls einen verbesserten Eindruck. Allerdings ist auch hier unter HD-Verhältnissen eine Diskrepanz hinsichtlich der Detailverliebtheit bei wichtigen und weniger wichtigen Figuren sichtbar – auch wenn sie unter dem Strich geringer ausfällt als bei Final Fantasy 10. Immerhin ist die grausame PAL-Umsetzung, die seinerzeit auf der PS2 wichtige Punkte kostete, kein Thema mehr. Das Upgrade auf 16:9-Bildschirme ist hervorragend gelungen.

Jedoch war dies auch schon bei der PS3-Fassung so, die hier offensichtlich als Grundlage für das PS4-Remaster genutzt wurde. Dementsprechend kann man auch den Speicherstand in der Cloud hin und her schieben – und das vollkommen frei zwischen PS3, PS4 und Vita. Allerdings wird in der PS4-Version nur vom Transfer zwischen Vita und der aktuellen Konsole gesprochen – vermutlich ein Überbleibsel der Überarbeitung der PS3-Fassung. Im Test ging der Transfer vom alten zum neuen Stationärsystem vollkommen problemlos vonstatten, so dass man beim Wechsel auf die frische Hardware von den deutlich verringerten Ladezeiten profitiert, ohne auf seine alten Spielstände verzichten zu müssen. Und von der Option, zu Beginn zwischen dem Original- sowie der überarbeiteten Version des Soundtracks wählen zu können. Ansonsten gibt es zwischen den HD-Remastern aus dem letzten und diesem Jahr nur noch marginale Unterschiede wie eine etwas verbesserte Kantenglättung und eine leicht kühlere Farbtemperatur. Beide sind aber für die Endnote unerheblich.