
Darüber hinaus gibt es auch Möglichkeiten zur Interaktion: So kann man z. B. Kisten bewegen, Druckplatten beschweren, Zeitbomben zünden, Kurbeln betätigen oder Schaltfedern aufziehen. Eigentlich alles hinlänglich vertraute Elemente, die in Verbindung mit der rotierenden Spielwelt allerdings ganz neue Facetten erlangen, während einen die meditativ angehauchte Soundkulisse geradezu in Trance versetzt.
Ziel der teils ungemein kreativen Hindernisbewältigung ist aber nicht nur das Vordringen in die immer bizarreren Tiefen der geheimnisvollen Spielwelt, sondern auch das Sammeln verschollener Würfelfragmente, um den sich in schwarzen Löchern manifestierenden Zerfall der Spielwelt aufzuhalten. Hin und wieder stößt man auch auf gut versteckte Artefakte, findet Schlüssel, um verriegelte Türen zu öffnen, und studiert Schatzkarten, um an verborgene Orte zu gelangen. Selbst Fauna, Witterung und Tageszeit sind weit mehr als nur schmückendes Beiwerk.
Sterben kann man übrigens nicht. Stürzt man in die Tiefe oder nimmt sonst wie Schaden, wird man völlig straffrei an den letzten Ort mit festen Boden unter den Füßen zurückversetzt und kann den verpatzten Sprung direkt nochmals angehen oder einen anderen Weg suchen. Geschick und Fingerfertigkeit sind dabei nur selten gefragt. Im Vordergrund stehen vielmehr Beobachtungsgabe und Kombinationsfähigkeit. Gegner gibt es z. B. überhaupt keine und auch zeitlich wird man fast nie unter Druck gesetzt.
Zu früh gefreut

Die 32 für das Beenden des Abenteuers nötigen Würfel sind schnell gesammelt. Die eigentliche Herausforderung besteht allerdings darin, eben so viele Antiwürfel aufzustöbern, um auch die letzte Türe und deren Geheimnis zu lüften. Doch dafür braucht es weit mehr als nur ein gutes Auge und helles Köpfchen. Auch des Englischen sowie dessen ein oder anderer Besonderheit sollte man trotz eingedeutschter Texte mächtig sein, um merkwürdige Runen in verständliche Worte zu verwandeln.
Andere Symbole sind wiederum universell und selbst simple Vibrationen oder gewöhnliche Bewegungen können Schlüssel sein. Manches Geheimnis offenbart sich sogar erst nach Spielende, wenn man die Welt mit anderen Augen zu sehen bekommt. Fez ist jedenfalls weit mehr als nur eine originelle Perspektivenknobelei à la echochrome, SHIFT oder Crush, es ist eine fast schon philosophische Odyssee durch Zeit und Raum, die in meinen Augen ähnlich fasziniert und verblüfft wie seinerzeit Braid.