Es ist schon ein ganz besonderes Gefühl, wenn plötzlich ein Meter hohes, selbstgebasteltes Modellauto vor mir steht – gebaut nur aus ein paar Streben und sich drehenden Walzen. Ich schnappe mir noch einen Holzbalken aus der Palette, ziehe ihn mit beiden Händen lang, pappe zwei Klebekugeln an die Enden und bringe ihn als Querstrebe an, um dem klapprigen Gefährt mehr Stabilität zu verleihen. Dann klebe ich noch das Wichtigste an das Vehikel: Die kleine leuchtende Kugel, welche ich ins große leuchtende Zielgebiet befördern muss. Diese Grundaufgabe bleibt fast immer gleich, allerdings muss ich in späteren Levels immer mehr Hindernisse umschiffen – oder gleich mehrere Kügelchen ins Ziel befördern. Nachdem mein primitives Auto fertig ist, richte ich es noch mit der Hand passend aus, stelle es auf den Boden und drücke Start. Mist: Es rollt zwar nach vorne, driftet aber zu sehr nach links ab. Also bessere ich die Karosserie ein wenig aus, indem ich die Stangen zurecht zerre. Beim zweiten Durchgang wackelt es in die korrekte Richtung, allerdings hängt diesmal das Kügelchen zu niedrig, um ins Ziel zu gelangen. Also nochmal zurück in den Editor und nachbessern. Ich pfropfe mit ein paar Stäben eine Art Kran aufs Auto, stecke die Kugel an die Spitze – und siehe da: Das wie eine Abrisskugel vom Kran baumelnde Kügelchen schwingt ins Ziel!
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Das VR-Spiel ist schon der zweite Titel der Serie – das Original lässt sich nach wie vor kostenlos im Browser spielen. © 4P/Screenshot
Die große Bastelfreiheit
Die Aufgabenstellungen fordern die Kreativität mechanischer Bastler und geben oft im Titel schon kleine Hinweise. In „Basket Case“ ist zum Beispiel ein Korb gefragt, der die fallende Kugel im passenden Moment auffängt und z.B. durch Umfallen eines Gerüsts ins Ziel befördert. Einfach aber faszinierend! Schön auch das Level, in dem ich lediglich zwei Kugeln in eine Murmelbahn stoße. Damit sie ans Ziel gelangen, muss ich zusätzlich im richtigen Moment eine Wand vorm Ziel aus dem Weg stoßen, z.B. mit einem einfachen Fahrzeug. Im Vergleich zu Titeln wie Crazy Machines 3 wirkt die winzige Zahl an Instrumenten natürlich ziemlich mickrig: Es gibt lediglich massive Holzbohlen sowie transparente Streben ohne Kollisionsabfrage, die sich als Kolben für einen Motor nutzen lassen. An ihren Enden steckt man sie einfach mit Kugelgelenken zusammen – und verstärkt das Konstrukt ggf. mit pechschwarzen Kleberkugeln oder Querstreben.
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Am Rande des großen Raums kann man eine Miniaturansicht des aktuellen Levels platzieren, die wertvolle neue Blickwinkel auf das Problem eröffnet. © 4P/Screenshot
Kinderkrankheiten der Physik-Engine
Manchmal wird es mir sogar zu knifflig: In einem Level ist das Ziel z.B. weit von meiner schwebenden Insel entfernt. Wie zum Henker soll ich dorthin kommen? Bei akuten Denkblockaden lassen sich zum Glück alle Levels überspringen. Oder ich lade mir einfach erfolgreiche Kreationen anderer Nutzer oder von Freunden herunter. Schon beim Laden einer erfolgreichen Konstruktion dämmert es mir: Ach so, die in der Luft schwebenden Bögen lassen sich als Schienen benutzen. Einfach ein Gefährt bauen, das den dünnen Bogen wie eine Schienenbahn umfasst und ab geht die Post! Schade, dass man die Levels nicht mit verdienten Sternen oder einem ähnlich motivierenden System freischalten muss. Wer will, kann sogar mit heruntergeladenen Nutzerkreationen aus dem Netz betrügen – nicht gerade anspornend. Es gibt aber immerhin einige Auszeichnungen für kreative Lösungen.
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Auch das Menü wurde als Zimmer gestaltet, in dem man die Levels mit der Hand aufnimmt, auf eine Werkbank stellt und dann startet. © 4P/Screenshot