Survival-Wahnsinn
Es ist dunkel. Ich hinke und die Fratze einer Albtraumkreatur schwirrt noch durch meinen Kopf. Auf einmal dringt unwirkliches Wehklagen an mein Ohr. Erschöpft schleiche ich die Treppe hinauf, den schussbereiten Revolver in den verschwitzten Händen. Im weiten Flur begrüßt mich ein düsteres Gemälde. Plötzlich klopft es wie wild an der Tür. Ich mache sie auf – nichts. Ich gehe wieder raus, verschnaufe, sehe rote Tropfen an der Wand – es blutet aus dem Gemälde! Ich drehe mich entsetzt um. Dann hämmert es wieder an der Tür. Ich reiße sie auf – nichts! Plötzlich verliert die Welt ihre Farben, mein Herz klopft und ich sehe alles in Schwarz-Weiß. Gleich verliere ich den Verstand! Ich stürze die Treppe hinunter. Ein unwirkliches Schnaufen lässt mich herumwirbeln, zwei riesige Klauen kommen näher…
Den Verstand verlieren
Traum oder Wirklichkeit? Wahnsinn oder Realität? Das Team von Silicon Knights hat sich etwas Neues einfallen lassen, um das Gefühl der Angst und Hilflosigkeit virtuell zu vermitteln. Neben einer Anzeige für Lebens- und Magiepunkte gibt es nämlich auch eine grüne Leiste, die Eure geistige Gesundheit darstellt. Immer, wenn Ihr Dämonen begegnet, kommt es zu einem kleinen Schockmoment und die Anzeige sinkt. Könnt Ihr Euren Verstand nicht wieder vollkommen in den Griff kriegen, indem Ihr die Gegner per Finalschlag vernichtet, kommt es zu subtilen Verzerrungen, Halluzinationen und gelebten Alpträumen.
Das geht so weit, dass nicht nur Eure Figur mit lebendigen Büsten, blutenden Bildern, viel zu kleinen Türen oder auf dem Kopf stehenden Räumen kämpfen muss, sondern auch Eure Wahrnehmung als Spieler bewusst gestört wird: Plötzlich ist der Ton weg, das Bild wird schwarz oder alle Spielstände werden gelöscht. Manchmal hat man das Gefühl, dass das Spiel mit einem spielt.
Wer alle innovativen Wahnsinns-Ideen erleben will, muss das Spiel mehrmals durchspielen. Das werden zwar nicht viele machen, aber aufgrund der frustrierenden Tatsache, dass man das eigentliche Ende erst dann sieht, wenn man alle drei Spielwege gemeistert hat, wird erneutes Spielen sinnvoll. Genre-Kenner sollten Eternal Darkness in zehn bis zwölf Stunden durchgespielt haben – allerdings nur einen von drei Wegen.
Düstere, verzwickte Story
Enttäuscht von der Inkompetenz der Polizei, will die junge Studentin Alexandra Roivas den scheußlichen Mord an ihrem Großvater in Rhode Island selbst aufklären. Lange muss die junge Mathematikerin nicht suchen, denn das schmucke Herrenhaus ihres gelehrten Opas birgt nicht nur alte Gemälde und okkulte Wälzer, sondern auch ein dunkles Geheimnis. Als die neugierige Enkelin ein uraltes, in Menschenhaut gebundenes Buch findet, beginnt sich eine Spirale des Wahnsinns zu drehen, die Euch entsetzt und verblüfft durch die Geschichte taumeln lässt.
Ohne hier zu viel zu verraten, dürften vor allem Freunde von H.P. Lovecraft auf ihre Kosten kommen. Denn alles dreht sich um eine alte dämonische Rasse, die schon lange vor der Menschheit auf der Erde regierte und hinter den Kulissen der Weltöffentlichkeit die historischen Strippen zieht.
Leider kommt die verzwickte Story rund um das mysteriöse Buch und die Roivas-Familie nur sehr schleppend in Gang, so dass zunächst einige Fragezeichen im Raum stehen. Erst gegen Ende des Spiels lösen sich viele Ungereimtheiten auf und es zeigt sich, dass die Ahnungslosigkeit dramaturgisch doch gerechtfertigt war.