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Drug Dealer Simulator (Simulation) – Das volle Programm?

Das polnische Byterunners Game Studio hat genug von Feldarbeit und verlegt die Alltagssimulation auf die Straßen einer heruntergekommenen Stadt. Gute Turnschuhe können nicht schaden, denn als aufstrebender Geschäftsmann der besonderen Art muss man viele Kilometer zu Fuß zurücklegen, bevor angeheuerte Dealer dem Spieler mehr Botengänge abnehmen. Im Wunschtest unserer Pur-Nutzer überprüfen wir, wie viel Spannung im Katz- und Mausspiel mit der Polizei steckt.

© Byterunners Game Studio / Movie Games / PlayWay

Nachts sind alle Kotzen grau

Natürlich darf man auch bei Tageslicht Liefertouren starten. Das zieht allerdings die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich, was schließlich zu mehr Patrouillen führt. Im Dunkel der Polizeistunde wird man zwar bei jeder Entdeckung gefilzt, weil schließlich Ausgangssperre herrscht. Doch im Gegenzug ist die Sicht schlechter und der Verdienst von Barem sowie Respekt höher. Der Deal selbst läuft wie bei einem klassischen Hol-und-Bringe-Quest unter Zeitdruck ab. Zunächst wird der Geschäftspartner mit großer Übersichtskarte und kleinem Marker auf einem überwucherten Hinterhof gefunden (eine Minimap wäre hier praktischer gewesen!). Dann packt man einfach die vorgefertigten Tütchen auf die Kundenseite, damit schließlich die Kasse klingelt – wobei das Wort „einfach“ in diesem Spiel fehl am Platze ist. Obwohl es sich im Prinzip um simple Mechaniken handelt, haben die Entwickler es fertiggebracht, sie an fast allen Stellen mit unnötig sperrigen, teils hakligen Menüs zu verkomplizieren.

Das beste Beispiel sind neu errichtete „Arbeitsstationen“, also quasi Werkbänke: Zunächst muss man sich die passenden Werkzeuge wie Gläser und Mischplatten anderswo bestellen und in den entsprechenden Unterschlupf liefern lassen. Die zweite Voraussetzung ist, dass sich die passenden Drogen und Rohstoffe im aufgesetzten Rucksack oder den Hosentaschen befinden und nicht etwa im Schrank aus dem Möbelhaus. Hat man dann schließlich mit der F-Taste den Arbeisstations-Modus gestartet, ist dann per Tab ein ständiger Wechsel zwischen drei weiteren Modi nötig. Beim Abfüllen und Mischen wird die Maus seltsam umherbewegt, Tütchen-Abfüllungen werden mit einem ausgelagerten Mausrad-Menü gestarten und auch der Rest der Aktionen ist unnötig verschachtelt. Waren die Entwickler auf Drogen oder was war da los?

Schema F

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Das Strecken erweist sich als unerwartet fummelig. © 4P/Screenshot

Für Verwirrung sorgen auch die seltsamem Aufgaben und ein Mangel an Erklärungen. Mal muss z.B. ein versteckter Zugang zum abgesperrten Nachbarbezirk gefunden werden, indem man einfach die Gegend abklappert und irgendwann einen bestechlichen Bauarbeiter findet. Nicht besonders spannend, zumal man den winzigen Eingang neben ihm leicht übersieht. Was sich mit den Zutaten aus diversen Shops anstellen lässt, wird ebenfalls nur unzureichend vermittelt. Manchmal widersprechen sich die deutschen Texte mit eingestreuten englischen Fetzen sogar: Der Geldwäscher zur Vermeidung neugieriger Steuerfahnder gibt sich eigentlich nur mit Summen ab 500 Dollar ab. In einer verwirrenden Dialog-Meldung werden aber „nicht mehr als 500 Dollar“ erwähnt. Was denn nun? Streifenpolizisten behaupten sogar nach jeglicher nächtlichen Kontrolle, etwas gefunden zu haben. Selbst wenn sie einem nur die 50-Dollar-Strafe für die Missachtung der Ausgangssperre aufbrummen, lautet der Kommentar: „Na was haben wir denn da?“

Das Katz-und-Mausspiel mit den Ordnungshütern und ihrer schlichten KI erinnert also nicht an tatsächliche Gangster-Abenteuer. Ein wenig Spannung kommt aber trotzdem auf, wenn man durch überwucherte Hinterhöfe streift und mit Q- oder E-Taste vorsichtig um die Ecke linst. Die quäkenden Funkgeräte verraten zwar die Position der Streifen. Da der Klang aber ganz und gar nicht realgetreu abgemischt wurde, fühlt man sich oft eher an Arcade-Titel wie Baldi’s Basics in Education and Learning erinnert statt an realistischere Schleichspiele. Auf einer Flucht lässt sich erfreulicherweise der verdächtige Rucksack wegwerfen und später wieder einsammeln. Diverse Status-Upgrades nach dem Level-Aufstieg ermöglichen unauffälligeres Vorbeimogeln, schnellere Sprints, mehr Verhandlungsgeschick und weitere Verbesserungen. Auch eingeworfene Drogen nehmen leichten Einfluss auf Ausdauerleiste & Co. – ihr Konsum wurde aber nur relativ langweilig mit leichten Bildfiltern visualisiert. Ihre Umsetzung wirkt wie ein Sinnbild für des Rest des Spiels, der sich nicht genug um die spannenden oder lustigen Aspekte des Themas kümmert, sondern sich zu sehr im Alltags-Grind verliert, der zudem unnötig hölzern umgesetzt wurde.

  1. Hui als harmloser Konsument von diversen Marihuana Produkten, früher zur Dealerei gezwungen aufgrund der schlechten damaligen Arbeitsmarktbedingungen (Ich habe für alles eine Ausrede, der Staat und das System und die bornierte Gesellschaft sind Schuld, ich selber natürlich nie und niemals!), könnte ich es nicht spielen das ich zu sehr auf Realismus getrimmt bin in solchen angeblichen "Simulator" Spielen :mrgreen: Aber durchaus hätte ich , und das gerne, meine Erfahrungen mit den Entwicklern geteilt :P

  2. Also jetzt mal ehrlich: der arme Jan...Rennspiele und Jump&Run!! Und dann soll er stundenlang an iwelchen Tischen rumstehen und wenn "er" mal raus durfte, dann schleichenderweise an den Cops vorbei... *schenkelklopf*
    Aaaaah herrlich - gute Nacht! ^^

  3. Hallo auch! :)
    Erstmal möchte ich sagen, dass die "Leserwahl" eine spitzen Idee ist! Ich bin auch am überlegen, ob ich mir das gönnen soll. Was ich allerdings schon bis zum Anfang des dritten Absatz gelesen habe, hat mir dann auch gereicht, um gleich ans Ende zu klicken. Und damit habe ich soviel Geduld an den Tag gelegt, wie derjenige, der das Spiel anscheinend testen MUSSTE!
    Ich gebe hier dem Tester keine Schuld! Sein Steckbrief sagt ganz klar aus, dass er solche Spiele nicht gerne spielt :!: :?:
    Unterm Strich also: spitzen Idee - Umsetzung in die Praxis noch ausbaufähig - überlege noch weiter - bis denne! ;)

  4. Fireal hat geschrieben: 30.05.2020 22:25 Das ist lediglich als beiläufiges, nett und ernst gemeintes Kompliment zu verstehen. :)
    Überempfindlichkeit meinerseits auf diese typischen Wehleidigkeitskommentare zu Wertungen, mit denen manche Leute ein Problem zu haben scheinen :)
    Ok, dann habe ich nix gesagt ...

  5. Kajetan hat geschrieben: 30.05.2020 17:59
    Fireal hat geschrieben: 30.05.2020 15:22 Ich mag eure kritische und unabhängige Berichterstattung und bin nicht ohne Grund seit vielen, vielen Jahren treuer Leser von 4Players. An dieser Stelle hätte der Drug Dealer Simulator meiner Meinung nach jedoch eine Wertung im mittleren bis überdurchschnittlichen 60 Prozent-Bereich verdient gehabt mit Empfehlung für eine gewisse Art an Nischenspielern. Der Stempel "Trash" tut dem Titel meiner Meinung nach nämlich unrecht. Dafür sind die Macher zu bemüht und engagiert.
    Wenn Du NUR gesagt hättest: "Wegen Grund X, Grund Y und Grund Z würde ich dem Spiel eine 65 geben.", hätten wir eine schöne zweite Meinung gehabt, sogar noch mit konstruktiven Argumenten. Sehr gut, danke! :)
    Aber zum Schluss wieder dieser Sermon ... *seufz*
    Das ist lediglich als beiläufiges, nett und ernst gemeintes Kompliment zu verstehen. :)

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