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Dropsy (Adventure) – Tragischer Clown zum Anfassen

Publisher Devolver Digital ist bekannt für sein Repertoire an kuriosen Spielen. Neben dem Tauben-Dating-Simulator Hatoful Boyfriend oder dem Pixel-Shooter Hotline Miami findet mit Dropsy auch ein liebevoller Clown seinen Platz. Im Point&Click-Adventure des Studios Tendershoot schlüpfen Spieler in die Rolle eines pummeligen Clowns, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, nicht mehr gefürchtet zu werden. Ob Dropsys schwitzige Umarmungen auf Dauer begeistern können, verraten wir im Test.

© Tendershoot / Devolver Digital

Viele unnötige Wege und Kopfnüsse


Dropsys Möglichkeiten sind eingeschränkt: Er kann herumlaufen, Leute umarmen und Gegenstände aus seinen Taschen nutzen. Zum Lösen der Rätsel müssen häufig viele Abläufe beachtet werden. Es gibt keine Hotspot-Taste, die aufzeigt wo Dinge versteckt sind, kein Tutorial und keine Tipps. Hat man endlich eine ungefähre Idee davon, was eine Person benötigt, ist man viel zu oft genötigt doppelte Wege auf sich zu nehmen, um endlich den richtigen Gegenstand zu finden.

 

 

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Die Inhalte in Dropsys Hosentaschen müssen genutzt werden, um die Anwohner glücklich zu machen. © 4P/Screenshot

Auf der Suche nach einem Hühner-Kostüm muss ich Dropsy zuerst schlafen legen, damit die Person von der ich das Kostüm erhalte vor dem richtigen Laden steht. Nachdem ich nach Ewigkeiten darauf gekommen bin, dass man sein Kostüm dadurch erhält, dass man ihn zweimal hintereinander umarmt, muss ich mit dem Kostüm den kompletten Weg aus der Stadt zurück zu Dropsys Wohnzelt gehen.

 

 

Zu viele Rätsel wirken willkürlich und ergeben im Kontext des Spiels nicht genügend Sinn. Als zwei Frauen einen wichtigen Zugang versperren, kann ich der einen mit einer Blume eine Freude machen. Was die andere Frau benötigt, ist nicht zu entschlüsseln. Erst nach einer ganzen Weile finde ich heraus, dass ich zunächst eine Rockband am anderen Ende der Karte treffen muss, um sie von mir zu überzeugen. Man hat oft das Gefühl die Entwickler von Tendershoot hätten sich etwas übernommen und bei der Planung der Rätsel um zu viele Ecken gedacht. Auf der offiziellen Twitter-Seite des Spiels trudeln täglich viele Fragen von Fans ein, die an genau denselben Stellen wie ich einfach nicht weiterkommen. Spieler helfen sich gegenseitig mit Tipps und auch die Entwickler sind bemüht auszuhelfen.

 

Mehr Gefühl statt Größe 

 
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Die große offene Welt bietet viele unterschiedliche Kulissen, jedoch muss man die gleichen Wege zu häufig ablaufen. © 4P/Screenshot

Der Tag- und Nachtwechsel, als auch das ewige Hin und Herlaufen wirken wie nervige Routinen. Viel lieber hätte ich auf meinen Wegen noch mehr Hinweise über Dropsys Vergangenheit erhalten. Jedes Mal wenn er sich schlafen legt, muss er die Albtraum-Vision der Anfangssequenz durchleben. Dabei erscheinen in jedem Traum andere Visionen, die uns etwas über seine Vergangenheit erklären. Aufgaben, in denen ich seine Mutter am Grab besuche oder alte Fotoalben finden, lösen immer wieder Mitgefühl aus und brechen durch ihre melancholische Stimmung mit der kurios bunten Welt. Diese sich langsam aufbauende Empathie und Bindung motivieren immer wieder weiterzusuchen. Aber planlos in der viel zu großen Welt rumzulaufen hat den gegenteiligen Effekt.

 

 

Schöne neue bunte Welt


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Die Spielwelt führt Dropsy immer wieder an abwechslungsreiche Kulissen, wie diese ominöse Fabrik. © 4P/Screenshot

Auch wenn die Größe der Karte manchmal ein Hindernis darstellt, weiß die abwechslungsreiche Gestaltung der Welt jedes Mal aufs Neue zu überzeugen. Neben dem Stadtzentrum, wo Dropsy im Nachtclub auf der Tanzfläche eine Runde sein Gesäß schwabbeln lässt, oder Obdachlose mit Sandwiches aus der Kirche versorgt, gelangt man mit wenigen Klicks zu einer verlassene Alien-Ruine, einem eher ländlichen Raum oder einem geheimnisvollen Labor, das man nur mit dem richtigen Begleiter erreicht. Der grobe Pixel-Stil ist anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, ist man mittlerweile doch sehr an knackige Kontraste gewöhnt, passt jedoch sehr gut zum naiven, fast kindlichen Wesen Dropsys. Der von Chris Schlarb komponierte Soundtrack reicht von gemütlicher Jazz-Musik über Progressive-Rock zu Electro-Beats und untermalt die abwechslungsreichen Kulissen sowie das positive Wesen des Clowns hervorragend.