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Dragon Quest Heroes: Der Weltenbaum und der Tyrann aus der Tiefe (Rollenspiel) – Neue Helden braucht das Land

Man sagt Omega Force zurecht nach, dass sie mit Samurai bzw. Dynasty Warriors seit Jahren immer wieder das gleiche Spiel veröffentlichen. Doch sie können auch anders. Denn wenn sie mit einer Fremdlizenz arbeiten, bekommen die Massenprügler kreative Impulse wie z.B. bei Hyrule Warriors. Dragon Quest Heroes soll basierend auf der Rollenspiel-Serie von Square Enix Ähnliches vollbringen. Im Test schauen wir, ob das Vorhaben geglückt ist.

© Omega Force / Square-Enix

Massen-Einerlei

Eine spielmechanische Kehrtwende braucht man von Omega Force nicht erwarten. Die Japaner haben zwar mit Dynasty Warriors seinerzeit auf der ersten PlayStation einen Tekken-Konkurrenten entwickelt. Doch schon mit der Fortsetzung aus dem Jahr 2000 hat man den Grundstein für ein erstaunliches Monopol gelegt – Massenprügler sind fest in der Hand von Omega. Mit den Musou-Schlachten im feudalen China, dem schon bald Szenarien in Japan in Form der Samurai Warriors folgten, ist man bis heute unangefochten die Nummer 1 in diesem Bereich. Allerdings muss man sich auch den Vorwurf gefallen lassen, dass man das Konzept in den letzten beinahe 20 Jahren nur rudimentär entwickelt hat.

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In Dragon Quest Heroes treffen alte Bekannte auf neue Helden. © 4P/Screenshot

Immerhin versucht man mit den für nächstes Jahr angekündigten Attack on Titan oder Arslan: The Warriors of Legend neue Lizenzen zu etablieren. Und wenn die jüngste Vergangenheit eines bewiesen hat, dann dass man mit einer Fremdlizenz im Rücken nicht nur kreative Kräfte freisetzt, sondern es außerordentlich gut versteht, Look&Feel von Spielen oder Mangas wie Legend of Zelda oder One Piece mit dem Massenprügler-Prinzip zu vereinen. Doch bevor nächstes Jahr die frischen Lizenzen in den Kampf ziehen, steht erst einmal die von Enix begründete Dragon-Quest-Serie auf dem Programm. Und damit ist ein Glücksgriff gelungen.

Pure Dragon-Quest-Atmosphäre

Nicht nur, weil man es nach Hyrule Warriors wieder einmal eindrucksvoll geschafft hat, visuell das Design der Vorlage einzufangen und für seine Zwecke umzubauen. Farbenfroh und klar als Dragon Quest identifizierbar, werden sich Serienanhänger schnell heimisch fühlen, während Neulinge unter Umständen Lust auf die klassischen rundenbasierten Rollenspiele fernöstlicher Prägung bekommen. Ein Dutzend Figuren steht im Laufe der gut erzählten, aber schnell zusammengefassten (da sehr plakativen)

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Die Kämpfe gegen Dutzende Feinde sind konzentrierter als bei Dynasty Warriors oder Hyrule Warriors und finden in kleineren Arealen statt. © 4P/Screenshot

Geschichte zur Verfügung. Und viele davon kennen Fans aus anderen Teilen – Vincent (im engl. Original: Terry) z.B. aus Teil 6, Yangus und Jessica aus Teil 8, Alena sowie Kiryl aus Teil 4 oder Bianca und Nera aus der fünften Episode. Dabei ist vor allem bei den älteren Helden, die bislang mitunter nur als Sprite zu sehen waren, der Sprung in die dritte Dimension gut gelungen. Die Charaktere, die hier ihre Dragon-Quest-Premiere feiern, wurden nahtlos und überzeugend in denKontext eingebunden, so dass ein homogenes Bild entsteht. Hier zahlt sich aus, dass Square Enix ähnlich wie Nintendo bei Hyrule Warriors sehr eng in die Produktion eingebunden war.

Akustisch bleibt ebenfalls kein Zweifel, in welcher Serie man sich aufhält. Musikalisch sowie bei Soundeffekten wird Bekanntes abgerufen, um Assoziationen zu wecken und dieses dann bei Bedarf mit neuem Material ergänzt. Die Sprachausgabe, die in den Zwischensequenzen auf Englisch oder Japanisch abgerufen werden kann, ist technisch sehr gut. Inhaltlich hingegen wird mir einen Tick zu häufig die Klischeekiste bemüht. Die Charaktere sind nur selten vielschichtig – daher muss man mir nicht immer wieder die gleiche Eigenschaft oder Verhaltensweisen um die Ohren hauen. Bedauerlich ist auch, dass außerhalb von Cutscenes die Texte nicht vertont wurden. Die Dialoge, die man per Text verfolgen darf, werden jedes Mal, wenn sich eine andere Figur einschaltet, durch einen Laut markiert, doch daran habe ich mich sehr schnell satt gehört. Eine belanglose Spielerei: Die Sprachausgabe ertönt nicht nur über die Fernsehlautsprecher, sondern auch über das Pad – was die einsilbigen Laute der Gespräche nicht besser macht.