Also allein für den schrägen Auftakt der Story hätten die Entwickler schon einen Preis verdient: Ein größenwahnsinniger Hofnarr schnappt sich ein sagenumwobenes Zepter, um der mächtigste Magier des gesamten Fantasyreichs zu werden. So weit, so unspektakulär.
Doch als der dreiste Dieb den seit Generationen unter Verschluss gehaltenen Herrscherstab ausprobiert, versetzt er nicht nur das ganze Schloss samt Hofstaat in eine Art Dornröschenschlaf, sondern verwandelt den Hausherrn, König Trode, auch noch in einen schrumpeligen Gnom und seine Tochter, Prinzessin Medea, in ein wieherndes Ross. Keine Frage, dass die beiden alles andere als begeistert über ihr neues Erscheinungsbild sind und sogleich die Verfolgung des flüchtigen Narren aufnehmen.
Begleitet wird das groteske Gespann vom genauso stummen wie namenlosen Helden des Spiels, der mysteriöserweise als einziger Schlossbewohner unversehrt blieb sowie dem tollpatschigen Wegelagerer Yangus, dem ihr beim Verlassen des verwunschenen Königreiches zufällig das Leben rettet. Später stoßen dann noch die rebellische Aristokratentochter Jessica und der galante Tempelritter Angelo hinzu, die mit dem mordend und brandschatzend durchs Land ziehenden Narren ebenfalls noch ein Hühnchen zu rupfen haben. Schade nur, dass euch die meist vorhersehbare und völlig lineare Handlung wie auf Schienen durch die märchenhafte Spielwelt schleust. Das besondere an der Story ist aber nicht ihre Dramaturgie, sondern der Humor und die Selbstironie, mit der sie erzählt wird.
[GUI_SPIELLINKS(align=left,SPIELID=3095)]Es darf gelacht werden
So bringt sich die Truppe dank des vorlauten königlichen Yoda-Verschnitts immer wieder in prekäre Situationen. Einmal wird wegen ihm Monsteralarm geschlagen und ihr werdet fast Opfer eines Lynchmobs, ein anderes Mal wird ihm während eines Besäufnisses kurzerhand die Pferdetochter geklaut und über zwielichtige Händler verschoben. Auch Profirüpel Yangus sorgt mit seinem groben Charme und trockenem Humor regelmäßig für heitere Konflikte. Selbst unbedeutende NPCs und verstaubte Bücher bringen euch mit aberwitzigen Ratschlägen, Einschätzungen und Lebensweisheiten immer wieder zum Schmunzeln.
Der Humor kommt im Spiel also nicht zu kurz und wird oft von hervorragender englischer Sprachausgabe begleitet. Die Sprecher hätten ihren Job jedenfalls kaum besser machen und die Rollen kaum besser besetzt werden können. Egal, ob Akzent, Dialekt, Betonung, Gefühlslage oder Lippensynchronität – hier stimmt einfach alles.
Und dank tadelloser deutscher Untertitel können auch Englischverweigerer die Dialoge in vollen Zügen genießen. Die übrige Soundkulisse gibt sich ebenfalls keine Blöße und glänzt mit unglaublich harmonischer, wenn auch teils sehr pathetischer Orchestrierung von Serienurgestein Koichi Sugiyama und abwechslungsreichen FX.
Cel-Shading in Perfektion
Grafisch gibt sich Dragon Quest VIII nicht weniger imposant. Ganz im Gegenteil. Die in märchenhaftem Zeichentrickstil von DVD gestreamte Spielwelt ist mit ihrer grenzenlosen Weitsicht und üppigen Vegetation trotz teils recht spät eingeblendeter Figuren und Objekte eine wahre Augenweide, während die einmal mehr von DragonBall-Schöpfer Akira Toriyama entworfenen Charaktere dank Level-5s grandioser Cel-Shading-Technik in nahezu perfektem Anime-Stil erstrahlen. Wer eine Abneigung gegen den typischen DBZ-Look hat, wird hingegen verzweifeln. Das ebenfalls von Toriyama stammende Gegnerdesign ist hingegen auch für Fans teils ziemlich gewöhnungsbedürftig. Und das nicht nur wegen so bizarrer Monsternamen wie Doktorschleim, Paprikapeiniger oder Hüftschubser…