Die Entwicklung des Helden ist einfach gehalten: Es gibt eine Hand voll Werte wie Lebenskraft, Geschicklichkeit oder Intelligenz, die man beeinflussen kann. Bei jedem Levelaufstieg kommen fünf Punkte hinzu, die man frei verteilen kann. Ein Krieger sollte freilich in erster Linie stark sein und lange durchhalten, aber es kann auch nichts schaden, wenn er nicht der Dümmste ist und sich zu bewegen weiß, zumal ein Kämpfer auch Mana für seine Spezialangriffe braucht. So wird man auch belohnt, wenn man die für seinen Charakter untypischen Werte nicht gänzlich vernachlässigt.
Es gibt grundsätzlich drei Klassen: Krieger, Waldläufer und Magier, die aber nicht so festgelegt sind wie bei vergleichbaren Rollenspielen. Die Charakterentwicklung ist zwar nicht ganz so frei wie bei Gothic, aber jeder kann grundsätzlich die Spezialeigenschaften von allen Klassen ausbauen, wenn er das möchte. So kann ein Krieger auch Feuerbälle verschießen und ein Magier bis zu einem gewissen Maß kämpfen lernen. Unerlässlich ist es etwa, dass man Schlösser knacken kann, denn sonst bleiben die guten Kisten verschlossen. Dennoch bleiben die ganz schweren Waffen und Bögen bzw. die besseren Zauber für die Angehörigen der jeweiligen Klasse reserviert. Über die Fähigkeiten seiner Klasse, für die man sich anfänglich entscheidet, und die Drachenmagie, die man sich erarbeiten muss, verfügt ohnehin jeder.
Reale Umgebung
Die 3D-Welt ist mit all ihren Details glaubwürdig genug,
dass man sie erkunden will. Bäume, Pfade und Wasserläufe sind durchaus realistisch dargestellt, auch wenn die Felsen oft etwas klotzig wirken. Das gilt auch für die Gebäude, deren mittelalterliche Architektur etwas klobig aussieht. Doch es gibt durchaus bauliche Highlights wie die Zitadelle, den Maxos-Tempel oder den Drachenturm, die einfach so aussehen, dass man wie Tourist Zweiblum am liebsten ein Foto schießen würde. Gänzlich unrealistisch sind aber wieder die Schwimmbewegungen des Helden. Dafür entschädigen überraschende Effekte wie Magie, Lichter oder Rauch, die überaus gelungen sind und für viel Atmosphäre sorgen.
Manche halten Divinity 2: Ego Draconis für einen ungeschliffenen Diamant. Dem ist nicht unbedingt zuzustimmen, obwohl manches einen noch etwas provisorischen Charakter hat. So gab es bislang oben beim Feindradar noch gar keine Unterlegung mit der Karte, was aber der erste Patch nachholt. Dennoch ist das eingängige Rollenspiel aus dem Hause Larian durchaus fertig, wie die professionelle Sprachausgabe bestätigt, die meist als letztes angefügt wird. So gibt es auch keine ausgestorbenen Gegenden wie einst bei Gothic 3, wo quasi nur die Mittelwelt fertig war. Dennoch fehlt es in dieser großen Welt immer am einen oder anderen Eckchen, so dass man sich zwischendurch schon mal fragt, was das nun war – unspielbar wird Divinity 2 dadurch aber nie.