Kein schlechter Start
Nach dem ersten Start war ich beinahe etwas überrascht, denn auf den ersten Blick liefert Die Siedler – Neue Allianzen im Grunde alles, was ich mir von einem neuen Siedler wünsche. Vom Holzfäller übers Sägewerk, von der Werkzeugschmiede bis zur Kohlemine errichte ich aus dem Nichts eine Siedlung, die Massen an Rohstoffen und Waren generiert. Ich baue Wege, die meine Produktionsstätten mit den Lagern verbinden, vergrößere mein Gebiet, produziere Waffen und stelle mich im Anschluss Banditen und feindlichen Fraktionen, die mein neues Zuhause bedrohen. Die überwiegend ordentliche Kulisse, die mithilfe der Snowdrop-Engine von Massive in Szene gesetzt wird, zeichnet ein herrlich farbgesättigtes, hübsch detailliertes Bild auf den Bildschirm. Träger tragen, Handwerker hämmern, alle Produktionsgebäude sind mit liebevollen Animationen versehen und der, Achtung Fachbegriff, „Wuselfaktor“ ist bei größeren Dörfchen in einem guten Bereich. Tatsächlich könnte man Neue Allianzen im ersten Moment durchaus für ein ordentliches Aufbaustrategiespiel halten.
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Die Grafik ist die Stärke von Die Sieder – Neue Allianzen. Außerdem stimmt der Wuselfaktor. © 4P/Screenshot
Wirtschaft ohne Tiefgang
Dafür brauchte die Farm Getreide, das auf einem Bauernhof angebaut werden musste, zusätzlich war Wasser notwendig, das von einem Brunnen geliefert wurde. Waren die Schweine fertig, wurden sie in die Schlachterei verbracht, um dort verarbeitet zu werden. Bei Neue Allianzen gibt es knapp 27 Jahre später kein Wasser und keine Schlachterei mehr. Im „Bauernhof“ wird Getreide direkt zu Fleisch, was Anspruch und Komplexität in der Warenproduktion spürbar senkt. Dazu kommt, dass die Minen Nahrung gar nicht zwingend brauchen, um Rohstoffe zu liefern. Vielmehr sind Schinken, Brot & Co. nur noch ein optionaler „Booster“ für die Produktivität meiner Bergarbeiter. Das ist richtig schwach, da so weite Teile der ohnehin Produktionsketten optional und in der Kampagne oft überflüssig sind. Generell ist das Warenroster stark eingedampft und aufs Minimum reduziert, was aber für beinahe alle Bereiche des Spiels gilt.
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Die Unterschiede zwischen den Fraktionen sind hauptsächlich kosmetischer Natur. © 4P/Screenshot
Zusätzlich ist es schade, dass es noch nicht mal die Möglichkeit zum Schönbau gibt, da keine visuellen Elemente platziert werden können. Alles wird in einem funktionalen Sechseck-Raster platziert, das angesichts der freien Platzierung von Gebäuden und Wegen wie beim Steam-Demo-Hit Manor Lords etwas aus der Zeit gefallen wirkt.
Im Kern der Langeweile
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Dem Aufbau liegt ein Sechseck-Muster zugrunde. © 4P/Screenshot
Die aufkommende Langeweile ist auch ein spielerisches Problem, weil es abseits des militärischen Sieges keine andere Möglichkeit gibt, das Spiel zu gewinnen. Ja, ich weiß, das gilt im Grunde auch für Die Siedler 3 oder 4. Ich bin also eher ein Freund der indirekten Kriegsführung von Die Siedler 2 und 7, aber egal ob direkt oder indirekt – hier richte ich schon zu Beginn einer Partie wirklich alles auf die reine Kriegsproduktion aus. Es gilt, so schnell wie möglich so viele Einheiten wie möglich zu produzieren, die sich weitestgehend auf Schildträger, Bogenschützen und Zweihand-Krieger beschränken. Dazu gibt es noch Druiden, die meine Leute heilen, pro Fraktion eine Elite-Einheit, die sich nur gegen Gold rekrutieren lässt, sowie zwei Belagerungs-Einheiten, die sich zwar bei der Darstellung, nicht jedoch in der Funktion, zwischen den Fraktionen unterscheiden.
Btw gibt grad nen Ubisoft Sale auf Steam, und darunter sind auch mehrere Siedler Teile dort. Der 6er und 7er sind durchaus ganz ordentlich.
60 Euro ist mir da auch zu viel für, Ubisoft Spiele sind ja generell aber nicht sehr preisstabil, vermutlich an Weihnachten wird es das für 20 Euro geben, dann schaue ich vielleicht auch mal rein. Im Idealfall sind dann einige der aktuellen Probleme auch noch behoben, aber die geringe Erwartungshaltung war wohl leider gerechtfertigt.
Ich sehe das tatsächlich anders, denn für mich waren Siedler immer die Warenketten, sich darum kümmern, dass sie auch ankommen, was auch nur mit den Wegen bauen so richtig Spaß gemacht hat, den RTS Ansatz ab Siedler 3 empfand ich immer als Fehler, denn das Militär war am Ende ja nur das Mittel zum Zweck um die Karte zu gewinnen.
Ich glaube nicht daran, dass die Sorte von Leuten die sich mit den Siedlern eins auf die Glocke hauen möchten tatsächlich so groß ist, aber das werden wir ja schon bald mit Pioneers of Pargonia sehen ob das besser ankommen wird. Wobei die Messlatte nun auch sehr niedrig liegt und das auch erst einmal im Ansatz etwas taugen muss, wobei sie natürlich auch auf den negativen Erfahrungen aufbauen können.
Schon beeindruckend, wie es Ubisoft immer wieder schafft, große Marken entweder an die Wand oder mindestens in eine unangenehme Sackgasse zu fahren.