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Devil May Cry 3: Dantes Erwachen (Action-Adventure) – Devil May Cry 3: Dantes Erwachen

Devil May Cry war seinerzeit ein Meilenstein als Action-Adventure. Teil 2 wiederum konnte die Erwartungen nur eingeschränkt erfüllen und erhielt bei uns 76 Prozent. Doch frei nach dem Motto „Wer abrutscht, darf noch mal“ kehrt Dante zurück, um die Höllenbrut ein für allemal zu besiegen. Ein würdiger Nachfolger oder ein weiterer Totalausfall?

© Capcom / Capcom

Da wären z.B. die genialen Filme: Als Belohnung für die nahezu senkrecht ansteigende Lernkurve bekommt ihr in den Zwischensequenzen nicht nur spannend inszenierte Story-Schnipsel, sondern auch einen Hauptcharakter präsentiert, der in Sachen Coolness Matrix-Neo zeigt, wo der Hammer hängt – auch wenn einige Anleihen bei den Filmen der Wachowski-Brüder und einschlägigen Filmen von John Woo oder Tsui Hark zu spüren sind.

Die Zwischensequenzen sind grandios in Szene gesetzt und stimmen angesichts der sehr steilen Lernkurve wieder versöhnlich.

Und spätestens wenn Dante, immer einen coolen Spruch auf den Lippen, grandios choreografiert und rasant geschnitten fast 15 Sekunden braucht, um seinen Mantel anzuziehen, schlägt das Action-Herz höher und man ist gewillt, ihm jeden noch so herben Schwierigkeitsgrad zu verzeihen.

Zwei Waffen – haufenweise Kombos

Was die Motivation zusätzlich immens nach oben schraubt und immer wieder dafür sorgt, dass man selbst nach stärksten Frustmomenten das Pad in die Hand nimmt, um einen neuen Anlauf zu wagen, ist die Befriedigung, die einem das umfangreiche Kombo- und Waffensystem gibt. Die martialische Spielerei ist wie Balsam auf die gepeinigte Zockerseele.

Zwei Waffen jedes Typs (Projektil, Nahkampf) können gleichzeitig mitgeführt und ständig gewechselt werden. Je nach Waffenwahl kommen andere Kombos zustande, die nicht nur spektakulär aussehen, sondern auch verheerenden Schaden anrichten. Doch dies ist nicht der einzige Effekt, den sie verursachen: Nur wenn ihr häufig wechselt, könnt ihr die Stil-Punkte nach oben schrauben, was wiederum dazu führt, dass man in der Endwertung nach jedem Abschnitt besser da steht und mehr Bonuspunkte bekommt. Da man für diese Punkte (genau wie für die aufgesammelten Orbs) seine Waffen aufrüsten sowie neue Moves lernen kann, ist es hin und wieder sogar ratsam, bereits besuchte Abschnitte nochmals aufzusuchen, um das Punktekonto aufzufüllen und für das nächste Level frisch gewappnet zu sein.

Klasse Grafik, klasse Kombos – und trotzdem kommt immer wieder Frust auf…

Zusätzlichen Reiz gewinnt das ausgefeilte System durch die Wahl des Kampftyps, von denen insgesamt sechs (anfänglich vier) zur Verfügung stehen und die man auch zwischen den Abschnitten wechseln kann. Mit Trickster steht ein ausgeglichener Stil auf dem Programm, während Swordmaster und Gunslinger den Schwerpunkt auf Nah- bzw. Fernkampf legen. Der Royal Guard hingegen hat seine Vorteile auf der defensiven Seite und ist nur erfahrenen Spielern ans Herz zu legen – genau wie die beiden Bonus-Stile Quicksilver und Doppelganger.

Da ihr Erfahrungspunkte für jeden Stil bekommt, solange er eingesetzt ist und nur mit höheren Stufen bestimmte Waffen zugänglich sind, erhöht sich nicht nur der Wiederspielwert, sondern auch die Anpassungmöglichkeit an die eigenen Spielvorlieben.

Wenn Capcom zu dem faszinierenden Gesamtpaket, das sich locker an Teil 2 vorbeimetzeln kann, auch noch die Anforderungen an Otto-Normal-Spieler angepasst hätte, wäre Devil May Cry 3 möglicherweise zu einem Meilenstein geworden. Aber auch der nach wenigen Fehlversuchen freigespielte vermeintlich leichte Schwierigkeitsgrad bringt leider nur unwesentlich spürbare Verbesserung. So bleibt Dantes neuer Höllenritt „nur“ ein verdammt gutes und teuflisch forderndes Action-Spektakel.