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Der Polarexpress (Plattformer) -„Eine Zugfahrt, die ist lustig…“ – doch leider nicht in THQs überteuertem Polarexpress.

Ein Buch, ein Film, ein Videospiel. Auch beim Weihnachtsmärchen Der Polarexpress mahlt sich die Lizenzmühle fleißig vom Papier über die Leinwand bis auf die Konsolen. Was am Ende des Prozesses für PS2- und GameCube-Spieler übrig blieb, verbreitet leider kaum noch Weihnachtsstimmung, sondern riecht nach lizenzierter Abzocke. Wir sagen euch, warum.

© THQ / THQ

Spieldesign von vorgestern

Audiovisuell kochen aber trotzdem beide Umsetzungen auf Sparflamme, was angesichts der eingeflochtenen Filmschnipsel aus dem Kinofilm nur noch deutlicher wird,

Eilzustellung: Im Rohrpostsystem der Elfen kommt ihr nur mit korrekter Weichenstellung ans Ziel (GC).

da zwischen diesen und den in Spielgrafik präsentierten Sequenzen optisch Welten liegen. Na ja, würde sich hinter der schmucklosen Fassade wenigstens ein motivierendes Gameplay verbergen, könnte man darüber noch hinweg sehen, aber dem ist leider nicht so. Der Großteil der meist vorsintflutlich designten Minispiele ist einfach nur öde und spult immer wieder die gleichen Mechanismen ab, an denen selbst Kinder nicht lange Spaß haben dürften. Davon, dass sich die Abschnitte trotz der kurzen Spieldauer später auch noch wiederholen, ganz abgesehen.

Mangelnde Balance

Zudem ist der unveränderbare Schwierigkeitsgrad nicht durchgehend auf die junge Zielgruppe zugeschnitten, was sich vor allem am überzogen schweren Spießrutenlauf über die verschneiten Dächer des Zuges zeigt. Geübte Spieler werden aber auch diese Hürde

Belangloser Bonus: Die zwei exklusiven EyeToy-Spielchen hätte man sich schenken können (PS2).

nach zwei, drei Anläufen genommen haben und sich bei den meisten anderen Abschnitten wie primitiven Torten- oder Stofftierschlachten, stupiden Fußball- und Tenniseinlagen oder witzlosen Rhythmus- und Fangspielchen einfach zu Tode langweilen, wenn die schwammige Steuerung nicht gerade für künstliche Handicaps sorgt…

Alles nur geklaut

Die Minispiele, die wenigstens kurzzeitig unterhaltsam sind wie das Skirennen gegen den Polarexpress, die Achterbahnfahrt durch das Rohrpostsystem der Elfen oder die taktisch angehauchte Schneeballschlacht gegen Oberfiesling Scrooge kann man an einer Hand abzählen. Banale Schleichpassagen mit Metal Gear Solid-Anleihen, das Zertrümmern von Eisklötzen im Asteroids-Stil oder Gleisfahrten à la Hugo entlocken einem hingegen höchstens ein flüchtiges Grinsen,sofern man diese als Parodien ihrer unverkennbaren

Friss Schnee! – Bei der Schneeballschlacht mit Scrooge kommt es aufs richtige Timing an (GC).

Vorlagen sieht. Aber egal welches Minispiel ihr gerade daddelt, irgendwie hat man alles schon mal gesehen und in der Regel weit besser inszeniert.

Lieblose Schlamperei

Selbst die immer wieder eingestreuten linearen Jump‘n‘Run-Abschnitte samt ihrer primitiven Kisten- und Schalterrätsel erledigt ihr eher widerwillig – vor allem das hakelige Erklettern des Geschenkebergs gegen Ende ist einfach nur nervig und für jüngere Spieler sicher auch frustrierend. Die Schuld ist aber weniger bei ihnen als viel mehr bei den schlampigen Entwicklern zu suchen, die von Spielbalance oder Qualitätssicherung wohl noch nie etwas gehört zu haben scheinen – Kameraführung und Kollisionsabfrage sind teils jedenfalls unter aller Kanone. Investiert euer Geld also lieber in das Buch oder den Film oder hebt es für bessere Spiele auf, wovon es auch für jüngere Semester wahrlich mehr als genug gibt.   

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