Veröffentlicht inTests

Dead Space 3 (Shooter) – Dead Space 3

Isaac Clarke kommt nicht zur Ruhe: In Dead Space 3 schickt Electronic Arts den Ingenieur erneut in den Kampf gegen die verstörenden Marker, fanatische Unitologen und bizarre Kreaturen, um die bedrohliche Infektion ein für alle mal zu stoppen. Kann Visceral weiter atmosphärische Akzente setzen oder wird der beklemmende Horror von belangloser Action abgelöst?

© Visceral Games / Electronic Arts

Unendliche Weiten

Das freie Schweben im Vakuum übt immer noch eine gewisse Faszination aus.
Das freie Schweben im Vakuum übt immer noch eine gewisse Faszination aus. © 4P/Screenshot

Dabei macht Visceral so viel richtig: Vor allem im Weltraum und der Erkundung des Raumschiff-Friedhofs setzt man mit düsteren Schauplätzen, abwechslungsreichen Aufgaben sowie einer guten Balance aus Action, Horror und kleinen Rätseleinlagen gelungene Akzente. Endlich wieder freies Schweben im Vakuum mit begrenztem Sauerstoffvorrat oder das Bedienen von Maschinen, deren verstreute Teile man sich erst in den verwinkelten Abschnitten oder gar beim Pendeln zwischen diversen Kreuzern der Flotte zusammensuchen muss. Neben Flugeinlagen und Reparaturaufträgen wird sogar eine Sequenz im Stil von Panzer Dragoon geboten, bei der man Minen markieren und gleichzeitig mit der Raumkapsel Hindernissen ausweichen muss. An Abwechslung herrscht zunächst kein Mangel, auch wenn das wiederholte Besuchen bekannter Gebiete („Back-Tracking“) oft sauer aufstößt. Vor allem in späteren Kapiteln konnte ich mir ein genervtes Seufzen nicht verkneifen, wenn ich wieder dorthin zurück beordert wurde, wo ich erst ein oder zwei Stunden zuvor gewesen bin.

Schön dagegen, dass man neuerdings die Wahl hat, optionale Missionen zu absolvieren, die nicht nur weitere Einblicke in die mitunter wirre und dramaturgisch recht amateurhaft inszenierte Hintergrundgeschichte gewähren, sondern auch der Ausrüstung zugute kommen.

Apropos: Waffen, Upgrades, Munition & Co werden nicht länger mit Credits oder Knotenpunkten gekauft. Stattdessen sind diverse Ressourcen wie Altmetall oder Wolfram die neue Währung. In Kisten oder Spinden findet man reichlich Nachschub und auch Gegner hinterlassen nach ihrem Ableben oft Ressourcen, fertige Munition oder Heilpakete. Allerdings ist es nervig, dass man für die Beute immer noch auf die toten Körper stampfen muss, wenn man keine Kugel verschwenden will.

Kleiner Abzock-Helfer

An den Werkbänken kümmert man sich um Waffen, Ausrüstung und die Verarbeitung von Rohstoffen.
An den Werkbänken kümmert man sich um Waffen, Ausrüstung, Upgrades und die Verarbeitung von Rohstoffen. © 4P/Screenshot

Nach ein paar Stunden findet man außerdem seinen ersten Mini-Roboter, den man gezielt auf die Suche nach Ressourcen schicken kann. Hört man ein regelmäßiges Piepen, ist das ein Zeichen dafür, dass sich ein Lager in der Nähe befindet. In diesem Fall greift man zum Zielgerät und sucht so lange die Gegend ab, bis es anschlägt und man seinen kleinen Helfer losschicken kann. Anschließend muss man sich nicht weiter um den Roboter kümmern, denn nach etwa zehn Minuten liefert er die Rohstoffe automatisch an der nächsten Werkbank ab, an der man auch sein Inventar managt, Upgrades an Waffen vornimmt und Nachschub erstellt. Wer seinen Sammel-Roboter tunen will, bekommt ebenfalls die Gelegenheit dazu – allerdings verkürzt man erst mit kostenpflichtigem DLC die Zeit und maximiert die Ausbeute. Hmmm, Ausbeute ist bei dieser Design-Entscheidung wohl das richtige Stichwort und es wird langsam aber sicher bedenklich, welche Wege die Hersteller mittlerweile sogar bei Vollpreis-Produktionen einschlagen, um noch mehr Kasse zu machen… (siehe News). Kleine Entwarnung: Wer die Gegend ordentlich absucht und sich kein gigantisches Waffenarsenal zulegen will, kann getrost auf diese überflüssige Investition verzichten, da der Nachschub an Ressourcen unter diesen Umständen auf jeden Fall ausreicht und man später sogar mehrere Bots losschicken kann. Davon abgesehen sollte man DLC wie diesen ohnehin mit einem generellen Boykott abstrafen!

Zu viel des Guten

Bei so vielen Heilpaketen im Inventar verliert man schnell den Respekt vor den Monstern.
Bei so vielen Heilpaketen im Inventar verliert man schnell den Respekt vor den Monstern. © 4P/Screenshot

Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad füllen sich das Inventar und der Safe der Werkbank schneller mit Heilpaketen und Stase-Modulen, als einem lieb sein kann. Ich musste stellenweise die Dinger sogar liegen lassen bzw. wegwerfen, weil ich keinen Platz mehr im Inventar hatte. Diese Überversorgung ist natürlich kontraproduktiv für die Spannung: Wo bleiben Kick und Nervenkitzel, wenn man jederzeit ein halbes Hospital mit sich herum trägt? Ähnlich sieht es bei der Munition aus – und sollte es doch mal knapp werden, sorgt man halt durch die Verarbeitung der reichlich vorhandenen Ressourcen selbst für Nachschub. Vorbei sind die Zeiten, in denen man sich bei rot blinkender Energieleiste mühsam bis zur nächsten Speicherstation geschleppt hat, ständig in Angst, dass man auf dem Weg dorthin noch attackiert wird.

Selbst die nächst höhere Stufe („schwer“), die sich ausdrücklich an Veteranen richtet, wirft dem Spieler die Heilpakete regelrecht hinterher, sodass sich auch hier das Inventar schnell füllt. Erst nach dem einmaligen Durchspielen werden weitere Modi freigeschaltet, bei denen es anspruchsvoller zugeht. In einer Variante hinterlassen Gegner z.B. keine Gegenstände / Ressourcen mehr, während man sich im Hardcore-Modus mit nur einem Leben durchschlagen muss. Stirbt man, geht es zum Anfang zurück! Das Fehlen der klassischen Speicherstationen nagt ebenfalls leicht an der Spannung, denn neuerdings werden die Speicherpunkte in fairen Abständen automatisch gesetzt. Die manchmal schwierige Entscheidung, weiterzumachen oder sicherheitshalber doch lieber die nächste Station mit dem gelungenen Navigations-Tool anzusteuern, entfällt hier also. Xbox 360-Besitzer mit Kinect können übrigens auf ein Set an Sprachbefehlen zurückgreifen und sich z.B. auf ausdrücklichen Wunsch zur nächsten Werkbank oder Zielpunkt leiten lassen. Bei gehobener Lautstärke werden allerdings auch manchmal ungewollt Aktionen ausgelöst, weil Kinect manche Soundeffekte oder Dialogzeilen fälschlicherweise als Sprachbefehl interpretiert. Deshalb ist es gut, dass man die Funktion auch deaktivieren kann.