[GUI_PLAYER(ID=68962,width=400,text=Diese Szenen haben die Hoffnung auf ein Zombie-Abenteuer für Erwachsene geweckt.,align=right)]Als ich mit Xian Mei einsam durch die abgelegene Felsgrotte am Strand wate, die ab und zu von gleißendem Licht durchstrahlt wird und in der Ferne das azurblaue Meer sehe, kommt fast so etwas wie Urlaubsstimmung auf. Das ist ja eine Postkartenidylle! Für einen Moment scheinen all die Peinlichkeiten, Wiederholungen und Bugs vergessen, alles wirkt angenehm harmonisch – selbst die entstellten Kreaturen schwanken im Takt der Brandung. Aber dann bemerken sie mich und brüllen laut vor Hunger. Gute Zombiespiele lassen jetzt angesichts der schieren Übermacht hunderter Fratzen langsam ihren Terror walten oder kitzeln angesichts gefährlicher Kreaturen die Fluchtreflexe. Heraus kommt in wenigen Momenten ansehnliche, in den meisten plumpe Action. Vergesst die Schusswaffen, denn trotz der automatischen Zielerfassung (selbst auf PC) – die Machete mit Elektroschocks ist Trumpf!
Habe ich so etwas wie Angst? Empfinde ich so etwas wie einen Anflug von Panik? Nö. Ich habe ja mein ganzes Besteck dabei, darunter ein halbes Dutzend geschliffener Hackmesser, vernagelte Baseballschläger, Molotow-Cocktails und eine Deobombe, die satte 5000 Schaden macht. Da hinten stehen gerade mal vier bis sechs Untote – das ist noch nicht mal das Maximum von knapp zehn gleichzeitig aktiven Feinden. Und selbst wenn mir einer an den Kragen springt, reicht ein simpler Reaktionstest aus, um ihn abzuschüttteln. Sie wollen mein Fleisch, ich will nur meine einundzwanzigste blöde Quest erfüllen: Fackeln aus Wracks bergen. Also zücke ich meine Machete und das dreihundertachtundvierzigste Gemetzel beginnt. Ich trete dem ersten Zombie in den Unterleib, dann spritzt Blut und Köpfe fliegen. Es könnte alles so schön oder gar schrecklich sein…
Willkommen auf der Prollinsel
Das liegt eher daran, dass die Entwickler von Techland mit ihrem sehr guten Trailer so viel Vorfreude auf Unterhaltung für Erwachsene und packende Dramaturgie wecken konnten. Angesichts der plumpen Spielrealität war das letztlich Vortäuschung falscher Qualität. Man fühlt sich spätestens nach zwei Stunden so, als säße man in einer miesen Absteige, obwohl einem ein 5-Sterne-Urlaub versprochen wurde. Dass sich das Zombiegenre für soziale, familiäre und existenzielle Konflikte anbietet, dass sich gnadenloses Gemetzel und ernsthafter Charakteraufbau nicht ausschließen müssen, wusste nicht nur der Regisseur dieser so oft angeschauten Szenen. Das demonstriert seit Jahren u.a. die Comic- und TV-Serie „The Walking Dead“. In der Spielewelt wird man mal wieder von einem Drehbuch und Darstellern auf C-Film-Niveau entsetzt, die wie abgehalfterte Pornostars aussehen und reden.
Techland scheitert trotz so vieler Vorlagen. Sie scheitern auch, obwohl sie zu einem großen Teil das verwursten, was Dead Rising, Left 4 Dead und auch Resident Evil 5 noch auszeichnete – zum einen das bizarre Waffenarsenal sowie Quests in offener Welt, zum anderen schnelle Zombiekämpfe in Egosicht oder Panik angesichts mächtiger Bosse. All das gibt es auch hier in allen Bereichen zwei Klassen schlechter. All das ist auch okay, denn die Spielewelt lebt von gegenseitiger Inspiration und Kopien. Das Einzige, was die Polen dem Genre hätten hinzu fügen können, wäre diese magische Portion Rollenspiel samt Story, dieses kleine Portion Fallout. Aber es gibt über 20 Stunden fast nur plumpe Action zwischen Hotel und Bar, Dschungel und Hangar, Tiefgarage und Labor.
Dead Island (Rollenspiel) – Feuer, Holz und all das…
Die Sonne lacht, das Blut spritzt, die Köpfe fliegen – willkommen auf der Tropeninsel Banoi! Hier gibt es Gewalt all inclusive für bis zu vier tapfere Zombietouristen. Die können sich über 20 Stunden wandelnden Toten in Shorts und Bikinis entgegen stellen. In Deutschland wird Dead Island offiziell nicht erscheinen. Wir haben das Action-Rollenspiel importiert und verraten euch, ob sich der karibische Trip für Erwachsene lohnt.

© Techland / Deep Silver