[GUI_PLAYER(ID=108280,width=400,text=Sieht im Trailer düster aus, ist im Spiel unfreiwillig komisch. Schon das Intro kopiert mit seiner Inszenierung der Schlacht so frech und schlecht den Herrn der Ringe, dass einem Übles schwant – das Rollenspiel enttäuscht in nahezu allen Belangen.,align=right)]Wenn man sich Calandra ansieht, zeigt sich die ganze Misere pubertären Storytellings. Der billige Effekt steht einfach immer im Vordergrund. Wie kann man eine Frauenfigur so schlecht, so primitiv designen? Nichts gegen Erotik oder Sex in Rollenspielen – man denke an The Witcher 2 oder Mass Effect 3. Aber hier kann man nur mit dem Kopf schütteln. Man muss mal auf ihre Kleidung achten, denn die Artdesigner haben sich ein besonders kreatives Schnittmuster ausgedacht: Calandra zeigt nicht nur ihre prallen Titten, sie hat auch extra Teile des Stoffes dafür zur Seite geblättert – schließlich will sie in all den Gefechten in Brusthöhe besonders verwundbar sein. Oder sie will all die Kannibalen, Untoten und Hexer geil machen, die im Laufe des linearen Abenteuers in ihre Richtung schlurfen.
Das könnte angesichts der nekromantischen Story in den finsteren Schattenlanden sogar im Bereich des erzählerisch Möglichen liegen – schließlich werden hier auch Huren in Untote verwandelt. Cairon und Calandra? Das hört sich nicht nur kitschig an, das ist es auch. Die Geschichte um das inzestuöse Geschwisterpaar, das mit der Vermischung seines Blutes ein Unheil beschwört, wird so plump erzählt, dass man locker eine Fantasy-Serie für RTL2 daraus machen könnte. Eigentlich stehen die Schattenlande für die unheimliche Seite der Fantasywelt Aventurien, für den düsteren Osten mit seinen Vampiren, Werwölfen und Dämonen – nicht umsonst erinnert die Region Warunkai auch lautlich an die europäische Walachai.
Fantasy auf RTL2-Niveau

Aber all das, was an Faszination in dieser Region steckt und von einem Regionenbuch von Ulisses im Jahr 2011 ausführlich behandelt wurde, wird von diesem Spiel nicht mal ansatzweise transportiert. Hier wird nicht behutsam mit Aberglauben und Ritualen, mit Schrecken und Dunkelheit gearbeitet, sondern mit teilweise peinlichen Überleitungen in einer Einbahnstraße der Langeweile, in der Sätze wie „Möchtest du mir dein määäächtiges Schwert zeigen?“ oder „Ich will dich. Hier, auf dem Boden. Das ganze verfluchte Kloster soll uns hören!“ exemplarisch für die Qualität des Drehbuchs sind. Die Dialoge sorgen nicht für zwielichtige Atmosphäre, sondern für unfreiwillige Komik, die jede ernste Situation ad absurdum führen. Wenn die Regie wenigstens die klare Linie der Satire verfolgen würde, doch sie will ja mit dem Schrecken arbeiten, wenn sie immer wieder all die Krankheiten und Gräuel betont – trotzdem kann man in einem verarmten Viertel natürlich grell markierte Truhen plündern.
Die Story kommt so schnell zur Sache, dass es weder Geheimnisse noch Fragen zu geben scheint – die wilde Fahrt geht einfach ab. Das Verhältnis zwischen Schwester und Bruder ist kaum bekannt, schon liegen sie sich knutschend in den Armen. Die Gefahr der Vermischung des Blutes wird gerade beschworen, schon zeigt Cairon dämonische Züge. Was so klar scheint, wirft mit der Zeit durchaus Fragen auf: Was genau ist mit den Geschwistern passiert? Sind sie jetzt auf Ewigkeit verflucht? Ist es der Trieb oder etwas anderes, das sie zusammentreibt? Immerhin kann man in den Dialogen etwas mehr über die Fraktionen und Motive erfahren, wenn man „Mehr Informationen“ als Frage anklickt. Wer sich in der Welt des Schwarzen Auges nicht so gut auskennt, kann zudem Hintergründe nachschlagen. Aber wie lieblos werden da kurze Texte zu Völkern, Regionen, Rechten, Mythen und Göttern präsentiert? Es gibt keinerlei Zeichnungen und selbst die Monster werden mit kleinen Beschreibungen abgespeist. Dabei sind es nur so wenige!