Als Fury, einer der apokalyptischen Reiter, zum feurigen Rat beordert wird, befindet sich die Welt bereits in einem schier aussichtslosen Kampf zwischen Himmel und Hölle. Ihr Bruder Krieg ist in Ketten und wird angeklagt, die Apokalypse eigenmächtig angezettelt zu haben. Tod, ein weiterer Reiter, ist verschwunden und Hader, der letzte der Geschwister, scheint ebenfalls verhindert. Wer mit Darksiders bisher nichts zu tun hatte, wird trotz der richtig guten deutschen Lokalisierung sowohl mit der Einführung in die Geschichte als auch den Figuren Probleme haben. Wer oder was ist der Feurige Rat? Was hat Krieg gemacht? Wo ist Tod? Wieso muss die hitzköpfige Schwester die sieben Todsünden jagen und erledigen? Wieso hat man bei Fury den englischen Namen behalten, während alle anderen eingedeutscht wurden und man ihr mit Raserei oder Wut ebenfalls einen lokalisierten Namen hätte geben können? Warum wird sie immer als Reiter bzw. im englischen Original als Horseman und nicht als Reiterin bzw. Horsewoman bezeichnet? Und wieso wurden die Reiter im Gegensatz zur biblischen Überlieferung verändert?
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Obwohl THQ Nordic mit der Warmastered Edition des ersten Darksiders sowie der Deathintive Edition der Fortsetzung HD-Versionen für die aktuellen Systeme veröffentlichte, macht man erzählerisch den Fehler, davon auszugehen, dass die Vorgeschichten bekannt seien. Eine Zusammenfassung der Geschehnisse wäre sinnvoller gewesen als die zwar dramatische, aber stilistisch etwas spröde Einführung, die hier gezeigt wird. Kenner der Vorgänger werden hingegen zu schätzen wissen, dass Gunfire Games durchaus erfolgreich versucht hat, die Geschichte in den bestehenden Kanon einzufügen. Hier zahlt sich aus, dass einige Team-Mitglieder bereits zu Zeiten des ursprünglichen Darksiders-Entwicklers Vigil Games mit den Reitern Bekanntschaft machten, die seinerzeit von Comic-Maestro Joe Madueira (Uncanny X-Men Comics, Battle Chasers Nightwar) ins Leben gerufen sowie stilistisch geprägt wurden.
Wut im Bauch
Apropos stilistisch: Obwohl man mit den gewaltigen Comic-Einflüssen, der prägnanten Farbgebung und den klaren Strukturen eindeutig das Artdesign weiterführt, das auch in den Vorgängern zu finden war, kann es nicht mehr ganz so faszinieren wie noch in den Teilen 1 und 2. Das Figuren- sowie Gegnerdesign ist zwar gelungen und die mitunter etwas tristen Umgebungen spiegeln die im Kriegszustand befindliche, von Menschen nahezu verlassene Erde gut wider. Doch es fehlt das gewisse Etwas, das Besondere – vielleicht das Genie, das Madueira mitbrachte und damit die Welt der Apokalpyse veredelte. Hier wirken die sechs thematischen Bereiche zwar stimmungsvoll, aber eben nicht mehr außergewöhnlich. Zudem haben sowohl die PC- als auch vor allem die PS4-Version mit technischen Problemen zu kämpfen: Manche Umgebungsspiegelungen im Wasser (vor allem in den ersten Tutoral-Bereichen) wirken schlichtweg unnatürlich. Doch das legt sich irgendwann, ganz im Gegensatz zu den Textur-Blitzen bei Kameradrehungen, wenn die Tapeten erst im sichtbaren Bereich auf die Levelarchitektur geklatscht werden. Das passiert auch mit dem aktuellen Patch 1.03 immer wieder und nagt am technischen
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Gesamtindruck – wie auch die gelegentlichen Bildratenverluste, die auf PS4 Pro häufiger auftreten als am PC. Zur Xbox-One-Version können wir noch nichts sagen, da diese zum Test nicht vorlag. Hier werden wir schnellstmöglich den Text und die Wertung ergänzen.
Dass Gunfire Games die verwendete Unreal Engine auch anders einzusetzen versteht, wird im letzten Viertel der gut 22 bis 25 Stunden langen Reise deutlich, wenn man z.B. einem gefährlichen Mega-Tornado begegnet, der dem aus Just Cause 4 durchaus ebenbürtig ist – auch wenn die angerichtete Zerstörung deutlich geringer ausfällt. Und auch die Gefechte, die neben den Erkundungsreizen mit überraschend vielen Geheimnissen im Fokus stehen, können sich sehen lassen. Zu großen Teilen wurden die Kämpfe gut animiert und mit ordentlichen Effekten ausgestattet. Allerdings lässt die Kameraposition in bestimmten Situationen zu wünschen übrig, woraus einem aber nur selten Nachteile entstehen. Ungewöhnlich grob bzw. sehr uneinheitlich ist die Mimik der Figuren: Dezidierte Dialogszenen gibt es zwar nur wenige. Doch gerade angesichts dessen wäre es sinnvoll gewesen, die Gesichtsanimationen zu optimieren. Vor allem die Mund- und Lippenbewegungen wirken häufig unsauber und abgehackt, so dass man von den eigentlich in der Szene vermittelten Emotionen abgelenkt wird. Denn im Kern ist die Geschichte um den Selbstfindungsprozess der ihren Namen vollkommen zu Recht tragenden Fury durchaus interessant – und dazu plausibel in die Apokalypse und die Geschichten ihrer Brüder integriert.