Veröffentlicht inTests

Crysis 3 (Shooter) – Crysis 3

An Selbstvertrauen mangelt es Crytek nicht: Kein Spiel werde auf den aktuellen Konsolen je technisch besser aussehen als Crysis 3, behauptete Präsident Cevat Yerli – und auf dem PC sei das Spiel natürlich noch zwei Schritte weiter. Bietet die überarbeitete CryEngine 3 tatsächlich einen Vorgeschmack auf die kommende Konsolengeneration? Und falls ja: Hat sich das Spieldesign des Shooters ebenfalls weiterentwickelt?

© Crytek / Electronic Arts

Verwinkelte Levels, schwache KI

 

Die Gesichtsanimationen sind Crytek großartig gelungen, die plump inszenierten Zwischensequenzen nicht.
Die Gesichtsanimationen sind Crytek großartig gelungen, die plump inszenierten Zwischensequenzen nicht. © 4P/Screenshot

Die verwinkelten Höhlen, Ruinen und weiten Felder laden immer wieder dazu ein, mit verschiedenen Strategien zu experimentieren. Als ich z.B. das Kraftwerk angreife, werde ich entdeckt und muss meine Herangehensweise ändern. Jetzt versuche ich mich durchzuballern, was sich dank vieler Wachen und einem fahrbaren Geschütz als mühsam erweist. Beim zweiten Mal schleiche ich nur bis zu einem schmalen Schacht, laufe hindurch bis hinter das Kraftwerk und decke mich dort mit Waffen ein. Trotzdem versuche ich es wieder auf leisen Sohlen, mogle mich an einigen Wachen vorbei, gehe in Deckung, schleiche weiter und erreiche schließlich den Aufzug in den Kontrollraum, ohne auch nur einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben. Ich hätte auch das auf Schienen fahrende Geschütz hacken können; damit hätte ich allerdings die Aufmerksamkeit der überlebenden Soldaten geweckt.

 

Leider läuft es oft nicht so rund, denn Crytek hat ein sehr wichtiges Element vernachlässigt: Die schwache KI verdirbt oft die Lust aufs Schleichen und Taktieren im Gelände. Ist die Tarnung aktiviert, entdecken mich die Wachen erst, wenn ich direkt vor ihrer Nase stehe. Ohne Tarnung sind sie dagegen überempfindlich. Ich brauche meine Nase nur ein winziges Bisschen in das Sichtfeld eines 40 Meter entfernten Feindes zu strecken und er schlägt sofort Alarm.


Abschätzen, anpassen, durchlaufen

 

Das überwucherte New York ist erstaunlich zerklüftet und idyllisch: Hier geht es zu einem Angriff auf den Damm der C.E.L.L.
Das überwucherte New York ist erstaunlich zerklüftet und idyllisch. Sogar Fröschen, Fischen, Rehen und anderen Wildtieren begegnet man.  © 4P/Screenshot

Enttäuschend ist auch, dass die Gegner kaum ihr Areal verlassen und mich nicht hartnäckig verfolgen, sobald die Tarnung aufgeflogen ist. Das Resultat: In einer Reihe von Levels konnte ich einfach von Checkpoint zu Checkpoint rauschen, indem ich mich abwechselnd tarnte, zum Energie aufladen kurz in Deckung ging und danach mit der Panzerung durch den Kugelhagel sprintete. Man kommt nicht überall mit dieser Taktik durch, aber an deutlich zu vielen Stellen.

 

Dadurch erklärt sich übrigens auch die Diskrepanz zwischen den Spielzeit-Angaben: Auf dem PC bin ich meist vorsichtig vorgegangen und habe mit ein paar Nebenmissionen gut acht Stunden gebraucht. In den Konsolenversionen habe ich manche Levels dann mehr als doppelt so schnell absolviert, indem ich mich im Schnelldurchgang zu den Checkpoints gerettet habe. Wenn man einfach nur auf dem normalen Schwierigkeitsgrad durchrauscht, sind fünf Stunden für die sieben Missionen realistisch.