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Crusader Kings 3 (Taktik & Strategie) – Game of Geduld

Ihr wollt ein König oder gar Kaiser werden? Ihr wollt Rivalen besiegen, Kriege führen, Ruhm ernten? Ihr wollt auch einen kleinen Rat wie in Game of Thrones? Dazu eine Affäre und mindestens einen Bastard? Dann empfiehlt sich ein Blick auf Crusader Kings 3. Ob der komplexe Aufbau einer Dynastie mit seinem Rollenspielflair auch Spaß macht, verrät der Test.

© Paradox Development Studio / Paradox Development Studio

Baron, Graf, Herzog, König, Kaiser

 
Vorsicht vor zu großen Plänen, denn die Mühlen der Geschichte mahlen gnadenlos in Crusader Kings 3 – und alle wollen an die Macht. Wer z.B. mit einem kleinen Fürsten und 300 Mann beginnt, der kann bei all zu aggressivem Spiel froh sein, wenn er seinen Enkel noch sieht.

Die KI ist schon auf dem normalen Schwierigkeitsgrad nicht zimperlich und kennt ihre Rechte: Irland und Wales gehören “De jure” zum Kaiserreich “Britannien”, so dass man einen aufstrebenden englischen König fürchten sollte. Ansprüche darauf könnte dieser aber erst offiziell erheben, wenn er zwei britannische Königreiche, 74 Grafschaften und 1000 Gold vorweisen kann. Es gibt trotz der verwirrenden Vernetzung von Familien also klare Hierarchien und Voraussetzungen, die das Spiel in der Balance halten – und einem nebenbei etwas über das Mittelalter verraten. Ach so, ihr wollt selbst dieser neue Arthur werden? Bedenkt, dass dieses digitale Mittelalter so globalisiert und letztlich unvorhersehbar ist…
 

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Tja, der König ist tot, es lebe der Sohn oder Enkel… © 4P/Screenshot

…dass da nicht nur Flotten der Nordmänner von York bis Dublin landen können, sondern vielleicht auch ein Heer aus dem fernen Lappland, aus Asien oder gar Afrika. Warum? Weil dieser König seine Tochter vielleicht mit genau dem irischen Fürsten vermählt hat, den ihr gerade angegriffen habt. Das ist unhistorisch? Nicht jammern, einfach besser heiraten! Schlachten entstehen hier nicht immer unter rationalen oder territorialen Aspekten, sondern manchmal nur aufgrund der Familienbande. Es ist unheimlich wichtig, sich vor einem Krieg gegen ein vermeintlich leichtes Opfer genau anzusehen, mit wem es verbündet ist – denn die schicken ihre Armee verdammt weit übers Meer.
 
Stat(ist)ische Kriegführung
 
Apropos Kriegführung: Die bleibt leider ein großer Schwachpunkt in Crusader Kings 3, denn man hat kaum taktischen Einfluss, kann kein Schlachtfeld bestimmen, keine Formationen oder Manöver voreinstellen und beobachtet auch nicht selten Chaos statt geostrategischer Logik auf der Karte. Ich erwarte natürlich keine 3D-Darstellung à la Total War, aber man könnte Schlachten im Gelände z.B. optional im Stile einiger Wargames wie Field of Glory: Empires darstellen. Oder einfach etwas interaktiver.
 

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Dieser verflixte Königsrat! Alle muss man auf Linie bringen… © 4P/Screenshot

Immerhin gibt es einen statistischen Unterbau, den man durchaus beeinflussen kann: Zig Parameter vom Gelände, den Fähigkeiten des Heerführers bis zur Truppenzusammenstellung, ob also auch Ritter (die erstmal als kämpfende Elite auftreten), Bogenschützen, Reiter etc. dabei sind – all das wirkt sich aus. Man kann Söldner in verschiedenen Qualitäten engagieren und es ist wichtig, Belagerungseinheiten zu haben, wenn man schneller Burgen stürmen will.

Es ist auch schön, dass die Verbündete KI schnell Truppen aushebt, die wie gesagt über weite Entfernung anreist. Außerdem muss man über See nicht mehr kompliziert einschiffen, sondern bezahlt quasi die Überfahrt – was allerdings zur Folge hat, dass Flotten quasi keine Rolle spielen, was natürlich geostrategisch extrem schade ist.