Rätseln durch Diskussionen
Mir fiel z.B. bei der Aufnahme auf einem Dach sofort auf, dass etwas faul ist: Während Max und Thomas nach einem Experiment aus der Bewusstlosigkeit aufwachen, sind mir links zwei seltsame Schemen aufgefallen. „Wer sind die beiden dunklen Gestalten am linken Bildrand?“ fragte ich und erntete dafür eine ganze Reihe positiver Bewertungen. Zwei Tage später erhielt ich sogar die Auszeichnung als bester Diskussionsteilnehmer zum Dokument. „Einer der beiden gibt offenbar ein Handzeichen“, antwortete ein Nutzer, „ein Anzeichen dafür, dass er das Kommando zum Aufstehen gibt und das Video gefälscht wurde!“
Die Entwickler spielen immer wieder gekonnt mit solchen Meta-Ebenen ihrer Erzählform. Zu Beginn störten mich z.B. die zahlreichen Kamera-Perspektiven: Wo waren denn bitte bei der angeblich amateurhaften Doku die ganzen Kameramänner, die für solch ein professionelles Endergebnis nötig gewesen wären? Und warum hat die Postproduktion die Aufnahmen mit derart unterschiedlichen Filtern und Bildfehlern versehen? Mal erinnern die weißen Punkte an radioaktive Strahlung auf analogem Film (wie aus Tschernobyl), anderswo gibt es eckige Kompressionsfehler (wie bei digitalem Material) zu sehen. Zu Beginn wirkte das alles reichlich unglaubwürdig – doch je tiefer ich in die Geschichte eintauchte, desto mehr schlüssige Theorien entwickelten sich dazu in meinem Kopf. Auch die zu professionelle Aufmachung störte mich irgendwann kaum noch: Als Fragmente einer Dokumentation wirken die Schnipsel tatsächlich zu poliert. Wenn man Cloud Chamber als interaktives Gegenstück zu einer Mystery-Serie begreift, bleibt es aber meist glaubwürdig. Um mich bei Akte X auf die Handlung einlassen zu können, stelle ich schließlich auch nicht jede Einstellung und jedes handwerkliche Detail in Frage.
Game of Casino Royal
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Die „Reise“ durch die Datenbank erinnert an eine Achterbahnfahrt durch eine futuristisch glühende Drahtgitterwelt. Zu Beginn war mir die Navigation etwas zu umständlich, weil man manche Dinge erst sieht, nachdem man die Kamera mit der rechten Maustaste gedreht hat. Später habe ich es aber genossen, durch die bunte Parallelwelt zu düsen, deren Design gut zum Thema passt. Verfügbare Dokumente lassen sich mit einfachen Mausbefehlen öffnen, zoomen und bewegen. Der Aufbau der Kommentar-Sektion hat mir weniger gefallen: Das Scrollen der Texte z.B. geht etwas hakelig vonstatten. Außerdem mangelt es an Metadaten: Ich kann z.B. nicht einmal das Datum oder die Uhrzeit sehen, an dem ein Kommentar oder eine Nachricht verfasst wurde. Gerade in einem derart kommunikativen Spiel ist das ein herber Dämpfer.
Technologie und Techno
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Kann mal jemand mit Photoshop Magenta im Bild runterdrehen? Dankeschön.
Wenn das Spiel darauf ausgelegt ist mit anderen gemeinsam Rätsel zu lösen (so wie ich es verstanden habe kann man sie nicht selber/alleine lösen?), dann herrscht doch automatisch Online-Zwang - wie möchte man sonst weiterkommen?
Gab es so etwas in der Art vor x Jahren nicht schon mal? "In Memoriam", meine ich, heißen die Spiele. Da musste man auch über das Internet und per Email Rätsel lösen. War ein bisschen zu speziell für meinen Geschmack und schweinemäßig schwer.