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Clair Obscur: Expedition 33 im Test – Dieses Rollenspiel setzt neue Maßstäbe

Clair Obscur: Expedition 33 ist ein wirklich ganz besonderes Rollenspiel. Warum ihr es nicht verpassen dürft, verrät unser Test.

Ein Screenshot von Clair Obscur: Expedition 33 mit Maelle und rot-blauem Banner.
© Sandfall Interactive / Kepler Interactive / Adobe Photoshop [M]

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Gute JRPGs müssen nicht aus Japan kommen, das haben Spiele wie Chained Echoes und Sea of Stars eigentlich längst bewiesen. Doch Clair Obscur: Expedition 33 lässt sich davon nicht abhalten und macht sich selbst dazu auf, Genre- und Ländergrenzen zu sprengen.

Denn das rundenbasierte Rollenspiel stammt vom französischen Studio Sandfall Interactive: Die gerade einmal 34 Mitarbeiter*innen stampfen hier ihr erstes gemeinsames Werk aus dem Boden, das vor Ambitionen nur so strotzt – und hält, was es verspricht.

Falls ihr rundenbasierte Kampfsysteme auch nur ansatzweise schätzt, solltet ihr Clair Obscur: Expedition 33 sofort auf die Wunschliste schubsen. Und falls nicht, könntet ihr hier konvertiert werden. Viel Lob schon in den ersten Zeilen dieses Tests, die Gründe dafür gibt’s im Folgenden.

Clair Obscur: Expedition 33 – Eine einzigartige Prämisse

Jedes Jahr pinselt die Malerin eine neue Ziffer auf den Monolithen und zählt dabei langsam, aber sicher von 100 auf 0. Und jedes Jahr sterben all diejenigen, deren Alter der gemalten Zahl entspricht oder sie überschreitet. Die Malerin ist unerbittlich und unergründlich, niemand weiß, warum sie mit ihrer steinernen Leinwand den Tod beschwört. Aber in Clair Obscur: Expedition 33 schickt ihr euch an, dieses Geheimnis zu lüften – und der Massenmörderin das Handwerk zu legen.

Denn während jedes Jahr neue Menschen der sogenannten Gommage zum Opfer fallen, brechen immer wieder Freiwillige von der Inselstadt Lumiére zum Kontinent auf, um die noch Lebenden zu retten. Gustave ist einer von ihnen und nachdem er dabei zusehen muss, wie seine geliebte Sophie sich in Nichts auflöst, ist er bereiter als je zuvor, die Malerin aufzuhalten. Doch er ist nicht allein: Zusammen mit Lune, Sciel, Maelle und einigen anderen Mitgliedern gehört er zur Expedition 33.

Über den Verlauf und vor allem den Ausgang ihrer Reise verliere ich an dieser Stelle natürlich kein Wort, das müsst ihr schon selbst herausfinden. Aber der Ausflug lohnt sich, und das nicht nur, weil die extrem einzigartige Prämisse schon von der ersten Spielminute an neugierig macht. Und eins kann, ja will ich euch nicht vorenthalten. Nämlich, dass die Story mich immer wieder schockiert, überrascht und in Atem gehalten hat, mir gelegentlich auch den ein oder anderen positiven Kraftausdruck entlockte.

Eine Expedition im Ausnahmezustand

Äußerst gelungen ist auch die Eingliederung vorheriger Expeditionen, deren Schicksale sich mir in Tagebüchern offenbaren und deren Errungenschaften durch überall verteilte Flaggen markiert werden, die mir wiederum als Checkpoints dienen. Mir wird vermittelt, wie sich die Entdecker*innen vor mir verzweifelt den Weg Richtung Monolith bahnen wollten – und wo sie versagt haben. Wenn dann noch ein aggressives Monster in der Nähe herumstreunt, kann ich eins und eins zusammenzählen.

Auch die Dynamik der Gruppe spiegelt hervorragend den Stress und Zusammenhalt einer derartigen Erkundung wider: Am Lagerfeuer kann ich mit den anderen Expeditionsmitgliedern sprechen und stoße dabei auf Hoffnung, Furcht, Heimweh, Zorn und tiefe Verbundenheit. Die Dialoge und Charaktere sind authentisch und unterhaltsam geschrieben, was mich dazu gebracht hat, jede Interaktionen mitzunehmen. Ein Großteil davon ist aber auch optional, wenn ihr menschliche Gefühle und Konflikte weniger spannend findet.

Eine Welt voller Wunder

Auf dem Kontinent gelandet, kommen Gustave und seine Crew nicht mehr aus dem Staunen heraus – und ich gleich mit ihnen. Erkundet wird eine Oberwelt, in der meine Spielfiguren wie in Final Fantasy 7 durch ein Miniaturwunderland laufen und mit Gegnern zusammenprallen können, die allerdings bewusst ansteuerbar sind – Zufallsbegegnungen gibt es hier keine, dafür aber ein paar nette Geheimnisse, wenn ihr nicht nur geradeaus zum nächsten Ziel jagt.

Allerdings muss ich die Expedition 33 nicht nur als Winzlinge bewundern: Betrete ich eines von vielen Gebieten, die sich in der Oberwelt tummeln, bekomme ich ein größtenteils lineares Leveldesign mit vielen Abzweigungen vorgesetzt, in dem meine Charaktere dann wieder ihre normale Größe annehmen. Hier wird mir gewissermaßen die Hauptmahlzeit des Spiels serviert, denn das Bereisen der Oberwelt stellt eher ein Zwischenspiel dar, das sowohl Story-Abschnitte als auch optionale Bereiche voneinander trennt.

Auftrumpfen können die Entwickler*innen mit abwechslungsreichen Umgebungen, die mit Weitsicht und viel Liebe zum Detail begeistern: Magisch schimmernde Wälder machen den Weg frei für den mit Minen und Seetang gespickten Meeresgrund, um anschließend in verschneite Berglandschaften, bizarre Ruinen oder an Kriegsgebiete erinnernde Schützengräben überzugehen. Und überall verteilt die unzähligen, versteinerten Leichen der erfolglosen Entdecker*innen – traumatisierend und faszinierend.

Das gilt auch für das Design der Gegner, den sogenannten Nevronen. Hier zeigen die kreativen Köpfe von Sandfall Interactive, was sie drauf haben: Zwei nur an Fleischfäden zusammenhängende Körperhälften, Korallen-Kolosse und Monster mit Händen als Gesicht sind nur drei von vielen verrückten Widersachern, die auf dem Kontinent ihr Unwesen treiben. Für jemanden wie mich, dem klassisches High-Fantasy mit seinen Orks und Elfen oft zu langweilig ist, bietet Clair Obscur: Expedition 33 ein reichhaltiges Buffet an spannendem Feindesfutter.

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