Die gute alte Zeit
Früher war alles so einfach: Man nahm Bauklötzchen in verschiedenen Formen, ließ sie von oben hinunterfallen und von den Spielern zusammenbasteln, damit sie Linien ergaben, die daraufhin verschwanden und fertig. Oder man nahm Kisten, die verschoben werden mussten, damit ein Ausgang freigelegt wurde. Wieso? Weil die Spieldesigner es so wollten. Doch irgendwann reichte die einfache Aufgabenstellung nicht mehr. Es wurden Geschichten um das gestrickt, was als Puzzle- oder Geschicklichkeitsspiel auch ohne erzählerischen Hintergrund funktionieren würde. Die erfolgreichsten Vertreter aktuell sind die PuzzleQuest-Titel, die das „Match 3“-Prinzip mit Story sowie Rollenspiel verknüpfen. Und natürlich Nintendos Professor Layton, der eigentlich nicht mehr ist als eine Sammlung von Logikspielchen, wie man sie auch auf der Verpackungsrückseite irgendwelcher Frühstück-Cerealien finden kann.
Mit Atlus‘ Catherine wurde dieses Prinzip auf ein neues Niveau gebracht. Nicht nur, dass sich Geschichte und Puzzle-Elemente während der gut 15 bis 18
![[GUI_STATICIMAGE(setid=86646,id=92595251)] [GUI_STATICIMAGE(setid=86646,id=92595251)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92595251-vollbild.jpg)
Stunden die Waage hielten. Die Erzählung mit ihren erwachsenen Themen wie Beziehungsängsten oder Fremdgehen war beim Release auf PS3 und 360 vor gut acht Jahren sehr tiefschichtig und bot darüber hinaus sogar subtile Möglichkeiten, den Fortgang bis hin zu den multiplen Enden zu gestalten. Häufig schienen es nebensächliche Kleinigkeiten zu sein, die den Ausschlag gaben: Personen, mit denen man redet (oder auch nicht) bzw. Antworten, die man gibt (oder auch nicht). Und gerade das machte einen der Reize aus: Man konnte die Geschichte um den Software-Entwickler Vincent, seine Beziehungsängste und die Querelen, die ein Seitensprung nach sich zog, ohne moralischen Zeigefinger auf sich wirken lassen. Man fällte dabei oftmals geradezu beiläufig oder unbewusst Entscheidungen, ohne dass man mit dem Holzhammer darauf gestoßen wurde. Eingebunden in eine Mystery-Geschichte um merkwürdige Tode als Meta-Ebene und angereichert mit fordernden Puzzles hatte sich Catherine seinerzeit schnell zu einem Kulttitel entwickelt.
Aus zwei mach drei
Jetzt ist Catherine wieder da – mit allen Metaphern, allen merkwürdigen Andeutungen sowie den offenen oder versteckten sexuellen Anspielungen. Die Mischung aus Zwischensequenzen in Spielgrafik sowie Anime-Szenen in verschiedenen Stilen hat immer noch ihren Reiz und ist mit ihrem steten Wechsel ein nahezu perfektes Mittel, um die auf mehreren Ebenen ablaufende Story voranzutreiben. Doch die Full Body Edition ist mehr als nur ein
![[GUI_STATICIMAGE(setid=86646,id=92595249)] [GUI_STATICIMAGE(setid=86646,id=92595249)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92595249-vollbild.jpg)
HD-Remaster. Atlus hat weder Kosten noch Mühen gescheut, um dem Kultspiel einen ganzen Batzen neue Inhalte zu spendieren. Und damit sind nicht nur neue Puzzles bzw. Ergänzungen der alten gemeint, so dass man hier gut 500 Verschiebe- und Kletter-Rätsel lösen darf.
Selbst an der Story hat man angesetzt und mit Rin eine weitere weibliche Figur in das verworrene Beziehungsgeflecht zwischen Vincent, seiner langjährigen Liebe Katherine und der Affäre Catherine integriert. Angereichert mit zig neuen Sequenzen oder Gesprächsverläufen bekommt die ohnehin schon fesselnde Geschichte frische Aspekte, die nahtlos mit den bekannten harmonieren. Um die inhaltliche Kontinuität sicherzustellen, wurden sogar die Sprecher von damals engagiert, um ihre Rolle um die frischen Elemente zu ergänzen. Es ist allerdings auch immer noch so, dass die deutsche Textübersetzung (Sprachausgabe steht auf Englisch und Japanisch zur Verfügung) mit kleinen Detailfehlern ausgestattet ist. Diese sind nur in den seltensten Fällen Sinn entstellend, doch die Diskrepanz zwischen Gesprochenem und dem dazu abgebildeten Text fällt dennoch auf.