Ein Mann. Zwei Frauen. Bindungsängste. Psychische Blockaden, die im wahrsten Sinne des Wortes erklommen werden müssen. Entscheidungen. Konsequenzen. Mystery. Und das alles in einem sehenswerten Anime-Artdesign. Catherine bricht mit Konventionen und mischt Genre munter zusammen. Das Ergebnis war unsere Auszeichnung „Importspiel des Jahres“. Jetzt ist der ungewöhnliche Titel endlich hierzulande erschienen.
Bei den Puzzleabschnitten, die aufgrund ihrer digitalen Basis (Blöcke können um ein Feld bewegt werden) vorzugsweise mit dem Digipad gespielt werden sollten, fällt die Steuerung mit einem hohen Maß an präziser Umsetzung auf – auch auf der 360, die ja nicht gerade mit dem elegantesten oder genauesten aller Digipads ausgestattet wurde. Mit einer Ausnahme: Wenn Vincent beim Klettern bzw. Verschieben von anderen Blöcken verdeckt wird, verliert man gerne mal die Orientierung – allerdings auf beiden Systemen. Das ist an zwei Punkten festzumachen: A) Befindet man sich „hinten“, wird die horizontale Steuerung invertiert. Und B) ist Vincent nicht mal als Silhouette zu sehen. Im schlimmsten Fall führt eine Kombination dieser beiden Situationen zu einer tödlichen Verkettung unglücklicher Umstände. Zwar kommt es bedingt durch das ansonsten gelungene Leveldesign nur selten zu diesen Aussetzern, aber dann sind sie natürlich umso ärgerlicher. Dass wäre z.B. etwas gewesen, was mit der zusätzlichen Wartezeit für den hiesigen Markt durchaus hätte vernessert werden können. Auch die Trial&Error-Prinzipien, die mich in einer Hand voll Abschnitte fast an den Rand der Weißglut brachten, mich aber letztlich nur noch mehr anspornten, sind nach wie vor vorhanden. Faktisch richtig, inhaltlich unglücklich
War es von Deep Silver eine gute Entscheidung, die umfangreichen Dialoge nur hinsichtlich der Untertitel zu lokalisieren? Ja und nein! Mich stört englische Sprache nicht und ich bevorzuge die Lösung mit lokalisierten Untertiteln, bevor mir irgendwelche deutsche Halbprofis die gesamte Atmosphäre mit ihrem Gebrabbel zerstören. Natürlich wäre gesprochenes Deutsch die Königslösung. Doch die Kosten, die für ordentliche Sprecher entstehen würden, stünden wahrscheinlich in keiner Relation zu dem Ertrag, sprich: verkaufte Exemplare.
Davon abgesehen ist die Qualität der Texte weniger gelungen. Dabei geht es nicht um die faktische Übersetzung, die nur selten Anlass zur Klage gibt. Auch über die ebenso seltenen Schreibfehler kann ich hinwegsehen. Problematisch wird es für mich aber vor allem, wenn man spürt, dass jemand blind und ohne Kenntnis des Spiels Texte übersetzt hat und diese dann ohne zweite oder dritte Prüfung in den Code übernommen wurden – und das passiert leider häufiger. Beispielhaft seien hier die SMS erwähnt, die man immer wieder bekommt. In einer wird man von Katherine gefragt, ob man sich wieder „im Streunenden Schaf“ herumtreibe. Verdammt noch eins, die Kneipe heißt „Stray Sheep“ – und dabei sollte man es auch belassen. Ich frage ja auch nicht meine Kumpel, ob sie mich in das nächste irische Schankhaus begleiten oder mit zum Frikadellen-König kommen. Dementsprechend würde ich allen raten, die nicht auf Gedeih und Verderb auf die deutschen Texte angewiesen sind, die Konsole auf Englisch zu stellen und gleichzeitig
darauf hinweisen, dass dieses Manko keinen Einfluss auf die Qualität des Spiels sowie die Wertung hat.
Alternativ-Knobelei
Wer keine Lust hat, sich mit der Story herumzuschlagen, kann sich auch am so genannten „Babel“-Modus versuchen. Hier kann man in verschiedenen freischaltbaren Umgebungen einen Turm erklimmen, dessen Bauteile per Zufall zusammengesetzt werden. Oder aber man schnappt sich einen zweiten Spieler und kämpft im Colosseum nicht nur gegen die Blöcke, sondern auch gegeneinander. Hier feiert man ein Wiedersehen mit Abschnitten, die man in der Geschichte bereits kennengelernt hat und die für die Versus-Auseinandersetzungen angepasst wurden. Beide Varianten sind gut geeignet, um sich abseits des Story-Stresses die Zeit zu vertreiben, wirken sich aber nur eingeschränkt auf die Wertung aus.