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Call of Duty: Modern Warfare 2 (Shooter) – 141 Straßenbande

Es ist ein Problem, vor dem wohl viele Spieleentwickler gerne stehen würden: Wie setzt man den erfolgreichsten Teil eines Mega-Franchises wie Call of Duty fort? Das diesjährige Call of Duty: Modern Warfare 2 ist angetreten, diesen Erfolg von 2019 auf der aktuellen Konsolengeneration zu erneuern – und den Mantel des Schweigens über das katastrophale Vanguard von letztem Jahr zu breiten. Wir haben Kampagne, Koop und Multiplayer ausführlich gespielt und können euch jetzt eine Wertung zum Shooter-Paket anbieten.

© Infinity Ward / Activision

141 An der Oberfläche

Schade ist auch, dass viele der zugegebenermaßen sehr zahlreichen Mechaniken an der spielerischen Oberfläche verweilen. Im Tauch-Schleich-Level gleich zu Beginn kann etwa keine einzige der Lampen ausgeschossen werden. Etwas, was bei Splinter Cell schon zur Jahrtausendwende zum guten Schleich-Ton gehörte – und eine eigentlich so einfache Bereicherung für diese Stealth-Illusion wäre. Ähnliches gilt auch für das Crafting oder die mechanisch eher simple Sniper-Bedienung, über die Elite-Sniper Karl Fairburne wohl nur müde lächeln dürfte.

 

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Warum sich diese Lämpchen in „Wetwork“ nicht ausschießen lassen, bleibt das Geheimnis von Infinity Ward. © 4P/Screenshot

In einem anderen Bereich ist Call of Duty aber nach wie vor der ungeschlagene König der Spielmechanik: Kein anderer AAA-Shooter fühlt sich so extrem gut an wie dieser. Auch wenn Waffenhandling & Co. insgesamt wenig mit der kriegerischen Realität oder dem simulativen Anspruch von Escape From Tarkov oder Squad zu tun haben: Die Illusion ist und bleibt großartig. Egal ob bei Durch- und Nachlade-Animationen oder beim herrlich knackigen Durchziehen des Abzugs: Modern Warfare 2 transportiert mit seinen Schießeisen ein starkes, gleichermaßen wuchtig und dynamisch anmutendes Spielgefühl, wie es nur wenige Shooter auf diesem Niveau hinbekommen. Auf der PS5 sind zudem erneut die adaptiven Trigger eingebunden, sodass jede Knarre und jeder Abzug ein eigenes Gewicht hat. Klar, die Gegner laufen immer noch im Dutzend blind um die Ecke und lassen sich von mir oft in Schießbudenmanier wegmähen. Das ist verhältnismäßig anspruchsarm und seit Jahren unverändert, damit aber eben auch das Markenzeichen dieser Casual-Shooter-Reihe.

 

Technik zum Verlieben


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Nein, kein Urlaubsfoto der 4Players-Redaktion: Das Amsterdam-Setpiece sieht phänomenal aus. © 4P/Screenshot

Flankiert wird die jederzeit in flüssigen 60 FPS dargestellte Action durch eine außergewöhnliche audiovisuelle Produktionsqualität. Einzelne Setpieces wie das bereits erwähnte Amsterdam, aber auch der staubige Wüsten-Einstieg oder das nächtliche Grenzgebiet zwischen USA und Mexico sind atemberaubend schön. Durch den geschickten Einsatz von Photogrammetrie und einer dynamischen Detaildarstellung, die laut den Entwicklern die größte Schärfe und Detaildichte immer genau da bietet, wo ich hinziele, werden Detailschwächen geschickt verborgen. Das funktioniert wahnsinnig gut, liefert zum Teil schlicht atemberaubende Panoramen und in seinen schwächsten Momenten immer noch einen wirklich hübschen Shooter, dem man seine Politur trotz ein paar kleinerer Bugs durchweg anmerkt.

 

Dazu kommt eine starke Actionfilm-Soundkulisse, die zwar wenig mit der Realität des gezeigten Kriegsgeräts zu tun hat, dafür aber Surround-Lautsprecher und Subwoofer umso mehr fordert. Es kracht und scheppert in jeder Ecke, wenn der Task Force die Kugeln um die Ohren fliegen oder eine Ölbohrplattform spektakulär eingeäschert wird. Eine knackige Soundabmischung lässt zudem die Stimmen der Charaktere wunderbar harthundig und taktisch-militärischer wirken. Das mutet albern an, passt aber wunderbar zum Kriegsfilm-Flair von MW2. Ich empfehle übrigens dringend, die fantastischen Originalsprecher im englischen O-Ton zu genießen. Gerade der bis zur Absurdität auf elf gedrehte Militärjargon, kombiniert mit den spanischen Einwürfen der mexikanischen Kollegen kommt so einfach noch besser rüber.

 

Für mich schon jetzt ein CoD-Klassiker: