Wie bitte? Oh, achso, was ich hier gerade mache? Ich „klicke“ reihenweise Feinde in ihren Tod. Nordkoreaner, Tschetschenen, Söldner. Alle gleichermaßen zahlreich wie dämlich. Sie kleben in ihrer Deckung, während ich mit meinem neuen Exoskelett um sie herum springe, in der Luft ausweiche und sie einen nach dem anderen von ihrem jämmerlichen digitalen Dasein befreie. Ausweichen? Flankieren? Rückzug? Nach wie vor ein Fremdwort für die Moorhuhn-Armeen, die sich mir in Advanced Warfare in den Weg stellen. Intensität oder Spannung? Fehlanzeige. Stattdessen klicke ich mich völlig emotionslos durch die Feindeshorden und hoffe, dass es bald vorbei ist. Klick. Klick. Klick.
Mich packen diese immer gleichen Gefechte nicht mehr. Dummes Kanonenfutter wird mir in Massen vor die
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Flinte geworfen und stumpf aus dem Weg geräumt. Ja, ich habe dank der neuen Exo-Suits mehr Bewegungsfreiheit und kann mit Sturmschild, Sprungdüsen oder Greifhaken fix durch die Level navigieren. Ja, die beiden neuen Granaten haben gleich sechs Modi, mit denen ich Feinde markieren oder blenden sowie Drohnen per EMP aus der Luft holen kann. Zudem treffen die Splittergranaten jetzt automatisch oder auf Wunsch bei Kontakt. Außerdem gibt es Laserwaffen, Mechs, Schwebepanzer, Jetbikes und sonstige Zukunftstechnik. Der dem Sci-Fi-Spektakel zugrunde liegende Shooter stammt aber nicht aus dem Jahre 2060 – spielerisch befindet man sich nach wie vor in grauer Vorzeit.
Ein Spacey macht noch keinen Thriller
Dabei sind Prämisse und Einstieg der Handlung durchaus interessant: In den 2050er Jahren kämpfen neben den staatlichen Streitkräften vermehrt private Militärfirmen auf den Schlachtfeldern der Zukunft. Diese agieren meist effektiver als die schwerfälligen Einsatzkräfte, die an lästige Einsatzbeschränkungen und politische Entscheidungen gebunden sind. Kein Wunder, dass Protagonist Jack Mitchell nach einer schweren Verwundung während der Verteidigung von Seoul zum größten Anbieter privater Schlagkraft wechselt. Atlas unter der Führung von Jonathan Irons (Kevin Spacey), zudem der Vater von Mitchells in Korea gefallenem bestem Freund,
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ist zunächst der militärische Heilsbringer im Kampf gegen – Überraschung – internationale Top-Terroristen. Irons avanciert aber im Laufe der Handlung zu einem veritablen Bösewicht à la 007, der mit Superwaffen und Technologie – natürlich – die USA bedroht.
Die Handlung ist vorhersehbar und flach, allerdings auch weit von der letztjährigen Ghosts-Katastrophe entfernt. Zwar kann auch ein Charakterdarsteller wie Spacey einer eindimensional geschriebenen Figur wie Irons nur bedingt Tiefe verleihen, Inszenierung und Drehbuch sind aber insgesamt solide. Man weiß jederzeit, warum man sich in welchem Einsatz befindet, ist hautnah bei wichtigen Wendungen dabei und versteht die Motivation und technischen Mittel des Antagonisten. Dennoch gewinnt die Handlung ganz gewiss keinen Oscar für Originalität, auch wenn man sich sogarkritische Zwischentöne über den Verlust des staatlichen Gewaltmonopols erlaubt und eine russischstämmige Frau (!) Mitchells wichtigster Bezugspunkt im Einsatzteam ist.