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Burnout Paradise (Rennspiel) – Burnout Paradise

„Burnout in einer offenen Welt ist für mich kein Burnout mehr…“ So oder ähnlich haben viele Fans reagiert, als Criterion das Konzept für den neuen Teil der Serie verkündete. Mittlerweile haben sich die Wogen geglättet und die Skepsis wich einer gesunden Portion Neugier. Kann Burnout Paradise trotz enormer Freiheiten für die Bleifuß-Fraktion das geliebte Geschwindigkeitsgefühl auf den Bildschirm zaubern? Ab zur Testfahrt durch Paradise City…

© Criterion / Stellar Entertainment / Electronic Arts

Bei genauem Hinsehen blättert der Lack aber auch bei dem fast über alle Zweifel erhaben scheinenden Online-Vergnügen. Wieso kann man nur „normale“ Rennen initiieren? Man hat zumindest derzeit keine Möglichkeit, weder Road Rage-Typen noch die auch online interessant scheinenden „Marked Man“-Varianten mit menschlichen Mitspielern zu starten. Und wieso kann nur der Host sowohl Rennen als auch Herausforderungen anregen? Für mein Empfinden auch dem Gedanken der offenen Online-Welt wesentlich zuträglicher wäre es, wenn alle Mitspieler die Möglichkeit hätten, sowohl Rennen als auch Herausforderungen vorzuschlagen und dann darüber abgestimmt wird.

Ein Bild kann die Geschwindigkeit, mit der ihr Paradise City durchpflügen könnt, nicht einmal rudimentär andeuten…
So aber ist man immer von der Willkür des Hostes abhängig und ich habe mir häufiger einfach eine neue Gruppe gesucht bzw. selber ein Spiel aufgemacht und nur meine Freunde eingeladen. Ganz einfach, weil ich festgestellt habe, dass die Hansel, mit denen ich unterwegs bin, nur Blödsinn im Kopf haben, mir aber der Sinn nach etwas anderem steht. Dafür allerdings kann man online vor jedem Rennen ohne Schrottplatz-Umwege das Gefährt seiner Wahl für die Auseinandersetzung treffen. Wieso geht das nicht offline ebenso unkompliziert?

Schnell, sauber, flüssig

Sowohl on- als auch offline wäre der Spaß, den Burnout Paradise euch mit Turboboost durch die Gehirnlappen treibt, trotz aller kleineren Mankos nur halb so schön, wenn Criterion bei der Engine geschlampt hätte.
Glücklicherweise haben die Briten in dieser Beziehung noch nie enttäuscht und auch die Welt von Paradise City zeigt sich von ihrer besten Seite. Allen voran natürlich die 75 Hauptdarsteller, die nicht nur auf Hochglanz poliert eine gute Figur machen, sondern vor allem dann, wenn sie sich formschön in ihre Einzelteile auflösen oder wie eine Ziehharmonika gefaltet werden, weil sie mit einer Mauer oder einem anderen Fahrzeug Bekanntschaft machen.  
Eingefangen in Zeitlupe und unterstützt mit dramatischen Kameraeinstellungen wirken die Crashs enorm schmerzhaft und zeigen mit ihren Glas- und Metallpartikeln, sich in alle Richtungen verabschiedenden Chassis-Teilen und physikalisch korrekt berechneten Radaufhängs-Schäden, wozu die gegenwärtigen Konsolen in der Lage sind.
Das Ergebnis ist das aufwändigste und eindrucksvollste Schadensmodell, das derzeit in einem Rennspiel zu finden ist – das die Schäden letztlich nach dem Crash keine Auswirkungen auf das Fahrverhalten zeigen, gehört ebenso zu Burnout wie das Geräusch von berstendem Glas.

Und dann die Geschwindigkeit. Oh, mein Gott! Straßenzüge, Gebirge, Industrieanlagen, Baseball-Stadien, Bahngleise, ein Riesenrad. Die gut 400 Kilometer Straße (bzw. all das, was man mit gutem Willen als Straße bezeichnen kann) in den fünf Stadtbezirken werden von mehr Details gesäumt, als man bei Tempo 200 auf der Netzhaut wahrnehmen kann. Und wenn man schließlich als Autofahrer mit blitzschnellen Reflexen und Nerven wie Drahtseilen in die Motorhauben-Sicht wechselt und den Turbo einschaltet, verschwimmt die Welt um einen herum in eine Mischung aus Adrenalin und purer Geschwindigkeit, die kein Erbarmen kennt, einen mit eiserner Faust gefangen hält und einen nur in kurzen Stößen Atem holen lässt.
Geschwindigkeits-Junkies: Haltet euch von Burnout Paradise fern. Ihr werdet abhängig. Nach einer ausufernden Session auf den Straßen von Paradise City wirken alle anderen Rennspiele wie eine gemütliche Runde auf dem Dreirad eures Cousins.

Entscheidet ihr euch für das Überholen oder versucht ihr einen Takedown? (360)
PS3 vs. 360


Die Lager übergreifend beschäftigt die Fans der jeweiligen Konsole natürlich: Welche Fassung ist besser? Welche hat mehr Polygone? Welche die schöneren Effekte? Bei der Beantwortung dieser Frage ist es uns auch vollkommen egal, welche Version die Lead-Plattform war und welche „nur portiert“ wurde. Fakt ist: Das bloße Auge erkennt keine Unterschiede. Hat die PS3 beim Crash einen Partikel mehr? Das lässt sich so nicht sagen, denn obwohl wir uns bemüht haben, einen Zusammenstoß unter identischen Bedingungen an identischer Stelle auf beiden Konsolen durchzuführen, lässt sich eine absolute Hundertprozentigkeit nicht erreichen. Fakt ist, dass die PS3 nur in maximal 720p läuft, während die 360 auch höhere Auflösungen ermöglicht. Doch auch das ist für das ansehnliche und auf beiden Systemen flüssig laufenden Gesamtergebnis unerheblich. Ebenso die Möglichkeit, die Boliden auf der PS3-Version per Motionsensoring zu steuern. Für uns viel wichtiger ist, dass die Zeiten, in denen eine PS3-Version zwangsläufig schlechter aussieht, endlich vorbei sind. Erst Call of Duty 4, dann Devil May Cry 4, jetzt Burnout Paradise: Endlich ist die PS3 mindestens auf Par.

Da beide Versionen gleichermaßen die entsprechende Kamera unterstützen, um sowohl Fotos für den Führerschein als auch Bilder während der Online-Duelle nach einem gelungenen Takedown zu schießen, ist die Frage für den Versions-Favoriten bei Multiplattform-Spielern nicht so einfach zu beantworten und dürfte sich eine eher unbedenkliche Frage reduzieren.
Wie wichtig ist euch ein eigener Soundtrack? Mit den mitgelieferten Songs, die von Adam and the Ants bis Avril Lavigne und natürlich Guns´n´Roses mit „Paradise City“ fast drei Jahrzehnte plus Klassik umspannen, ist man eigentlich gut bedient. Wer dennoch eigene Songs will, und sei es nur, um die auf Dauer nervende DJ-Tante Atomica zu übertönen, sollte zur 360-Version greifen.