Vergeigter Anfang
Dem Auftakt von „Brigade 7,62 – High Calibre“ gehört das Prädikat „Besonders einsteigeruntauglich“: Beim Start wird zwar gewarnt, dass der gewählte Schwierigkeitsgrad dauerhaft beibehalten wird, aber von einem Tutorial oder Hilfetexten fehlt jeder Spur – altmodisches Handbuchstudium ist also angesagt. Ohne zu wissen, worum es überhaupt geht, müsst ihr euch für einen von acht Söldnern mit unterschiedlichen Charakterwerten entscheiden und könnt zusätzliche Punkte in Schusspräzision, Tarnung, Sprengsatz- oder Sanitätsfertigkeiten stecken.
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Taktische Schusswechsel auf weiter Flur: Die (aktuell fünf) Kästchen rechts zeigen die sichtbaren Gegner an. Rot unterlegte Feinde sind in der Sichtlinie des gewählten Söldners. |
Danach wird das Intro abgespult, wobei es sicherlich sinnvoller wäre, erst das Video mit der Rahmenhandlung zu zeigen und dann den Charakter auszuwählen. Egal: Kaum haben die Söldner den letzten Einsatz in Palinero (Brigade E5) abgeschlossen, müssen sie wieder für zwielichtige Auftraggeber auf Achse sein. Und zum Ende der grobkörnig aufgelösten Sequenz teilt euch ein geheimnisvoller Mann mit telepathischer Gründlichkeit mit, dass ihr den russischen „Geschäftsmann“ Bashirow finden sollt, weil er ihm Geld schuldet. Warum Telepathie? Weil das Gesprochene und die Lippenbewegungen so gar nicht zusammenpassen…
Download: Patch 1.11 (2,39 MB) |
Nach einer ordentlichen Ladepause findet sich euer Söldner in der fiktiven südamerikanischen Bananenrepublik Algueira wieder, erneut im Dialog mit dem Auftraggeber. Dieser ist jetzt allerdings stumm und beantwortet die letzten Fragen in Textform. Fortan seid ihr auf euch gestellt, geistert in Echtzeit in der frei begehbaren, aber scharf begrenzten Stadt herum und findet Waffenhändler, andere Söldner, Touristen, Einwohner und allerlei Personen, die sich mehr oder weniger gerne mit euch unterhalten. Im Vergleich zu Brigade E5 wirkt die Welt dank mehr NPCs belebter und es sind einige nette Details zu beobachten: So verfolgen euch z.B. Personen beim Vorbeilaufen mit ihren „Blicken“. Trotzdem müsst ihr irgendwie über die haarsträubend hakeligen Animationen hinwegsehen und an der kargen Ausstattung der Innenräume hat sich nichts getan.
Viel Freiraum
Der
Storyfaden besteht zunächst darin, die Zielperson ausfindig zu machen und da sich derjenige dummerweise tief im Land versteckt hält, benötigt ihr die Hilfe einiger Politiker und anderer Persönlichkeiten, die euch reichlich mit Nebenquests eindecken und zu häufig für Botengänge engagieren. Hierbei fallen die zerrütteten Machtverhältnisse in dem Land auf und dass es mehrere Fraktionen wie z.B. Rebellen gibt, die ihre Ziele verfolgen und mit denen Interaktion gefragt ist. Man kann also mit der Regierung arbeiten, mit Rebellen sympathisieren oder für sich selbst fuhrwerken.
Obwohl sich die Missionen und die Story um Abwechslung bemüht zeigen, gibt es für meinen Geschmack zu viele Bringdienstaufträge und manchmal lauern einige fiese, stellenweise sogar unfaire Überraschungen wie scharenweise auftauchende Gegner in den Einsätzen, bei denen man nur hoffen kann, vorher gespeichert zu haben. Steckt ihr irgendwann in einer Story-Sackgasse, helfen das Journal, ein Barkeeper oder eine intensive Suche weiter.