Schade: Ein bisschen hatte ich mich an Handsome Jack gewöhnt. Immerhin stand der zynische Schurke gleich zweimal im Mittelpunkt der Erzählung, wobei ihn das Pre-Sequel gar gekonnt zur tragischen Figur machte. Doch das ist Vergangenheit; ein frisches Gauner-Pärchen in Form der Calypso-Zwillinge treibt heuer sein Unwesen, will die Macht verschiedener Kammern für sich gewinnen und hat zu diesem Zweck eine Art Armee aus der Taufe gehoben – als würde es auf Pandora und den anderen Planeten, denen man in Borderlands 3 erstmals einen Besuch abstattet, nicht so schon vor Ungeziefer wimmeln!
Gut daher, dass auch vier neue Kammerjäger, sprich spielbare Charaktere, auf der Suche nach Reichtum sind und die zweifelhafte Ehre haben ihre Galaxie zu retten. Sie reisen also von Planet zu Planet, den Zwillingen immer einen Schritt hinterher, aber mit genug Zeit zum Erledigen etlicher Nebenmissionen. Ein begehbares Raumschiff, sinnigerweise Sanctuary getauft, dient ihnen dabei als zentrale Anlaufstelle.
„Macht mal wie damals!“
Viele bekannte und ein paar neue Figuren laufen ihnen dort und anderswo über den Weg, tun und reden lustigen Quatsch. Das kennt man und tatsächlich fühlt es sich sehr vertraut an – zu vertraut, wenn ihr mich fragt. So richtig zünden will der Unsinn diesmal nämlich nicht. Ein paar witzige Absacker kommen den Bösewichten beim Sterben zwar über die
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Lippen und auch Claptrap kann hier und da mal punkten, aber von Tiny Tina & Co. ist all das meilenweit entfernt. Von dem für meinen Geschmack sogar noch drolligeren Humor des Pre-Sequels ganz zu schweigen.
Und auch die vielen bekannten Gesichter… ich hätte sie nicht noch einmal sehen müssen. Zumal ihre Geschichte in den wenigsten Fällen sinnvoll fortgeführt wird. Das alles ist nicht mal schlecht, es wirkt nur seltsam bemüht. Von der Spritzigkeit der beiden Vorgänger fehlt jede Spur und vom angestrengten Einbringen zeitgemäßer Videospiel-Themen wie Streamern oder Battle Royale fang‘ ich gar nicht erst an. „Leute, wir müssen wieder so richtig lustig sein. Macht mal genau wie damals!“ So scheint es leider.
Was Kugeln alles können
Auch am eigentlichen Spiel hat sich erstaunlich wenig verändert. Und so zieht man wie gehabt maximal zu viert (lokal bis zu zweit) über außerirdische Planeten, um massenweise Gegner zu plätten und ähnlich viele Waffen einzusacken – die sind für Viele schließlich die Stars dieser Show. Immerhin werden die Projektilverteiler nicht nur stärker, sondern im Laufe des Abenteuers auch abwechslungsreicher. Da findet man Flinten, deren Kugeln in Gegnern steckenbleiben, um erst Sekunden später zu explodieren.
Es gibt Sturmgewehre, die wie Flammenwerfer Feuer spucken, sowie solche, die man nicht nachladen muss oder welche, die man zum Nachladen wegwirft, woraufhin sie als automatische Geschütze weiter schießen, bevor sie sich explodierend auf einen Gegner stürzen.
Und dieses Ausprobieren und Experimentieren hat nichts von seinem Reiz verloren! Ich habe meine helle Freude an den zielsuchenden Raketen, knatternden Elektroblitzen, radioaktiven Geschossen und was es darüber hinaus nicht noch alles gibt. Zumal eine Neuerung den Spaß erfolgreich vergrößert: Bei vielen Waffen schaltet man jederzeit zwischen Explosions- und Säureschaden um oder zwischen Elektro- und Strahlungsmunition. Andere kann man entweder als Schrot- oder als Sturmgewehr verwenden, bei weiteren zwischen Dauer- und Einzelfeuer wählen usw. Hinzu kommen etliche Modifikatoren, sprich: Trotz erkennbarer Muster hält man – typisch Borderlands – stets Unikate in den Händen.