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Boom Blox (Logik & Kreativität) – Boom Blox

Die Türme sind gefallen: Steven Spielberg und EA präsentieren mit Boom Blox die erste Frucht ihrer auf drei Spiele angelegten Partnerschaft. Damit finden zwei große Namen mit ganz unterschiedlichem Kreativitätsquotienten zueinander. Wer angesichts der geballten Symbiose aus Filmerfahrung und Publishermacht ein großes Epos vermutete, wurde schnell eines Besseren belehrt: Es geht um einstürzende Blöcke, blökende Schafe und fiese Beziehungskriege.

© EA LA / Electronic Arts

Kantiger Rosenkrieg

Ein Kastenhuhn auf der Flucht: Wenn ihr die richtigen Stellen trefft, gibt es explosive Kettenreaktionen. Schaut euch am besten den Trailer 1 an!

Wenn man seiner Frau etwas Böses wünscht, dann befindet man sich entweder in einem klassischen Rosenkrieg oder man spielt Boom Blox mit ihr. Man wünscht ihr nichts wirklich Schlimmes. Das wäre ja unfair und gemein. Aber bei einem knappen Punktestand von 1250 zu 1280 dehnt man schon mal die moralischen Grenzen einer Partnerschaft – hinter der Stirn des Verlierers tummeln sich siegreiche Gedanken: Die Remote könnte doch mal abrutschen, die Auswahl des nächsten Blocks könnte durch einen männlichen Hinweis beeinflusst werden, die Couch könnte plötzlich wackeln…

…tut sie aber nicht. Und wie das so im Leben eines Mannes mit gefühlten drei Jahrzehnten Spielerfahrung und Highscorekarriere ist: Die Frau trifft. Die Frau grinst. Die Frau gewinnt. Die Frau ist regelrecht entzückt. Die Frau will weiter spielen. Okay, da ist man ganz Gentleman und widmet sich voller Eifer und knurrend geheuchelter Glückwünsche dem nächsten Turm aus bunten Blöcken. Jede Serie hat ein Ende. Jede Frau verliert die Geduld. Diesmal sollen die fetten 25er und 50er fallen, nachdem man selbst gut getroffen hat. Also fixiert man eine vermeintlich sensible Stelle mit der Remote an, schwingt sie beherzt nach vorne, damit der Ball beim Aufprall genug Kraft hat.

Frauen schummeln

Schwingt man nicht kräftig genug, dann saust das Rund kraftloser Richtung Turm. Aber diesmal schlägt der Ball voll ein und sorgt dafür, dass sich die Blöcke verschieben, dass ein 5er zusammen mit einem und noch einem 10er fällt und das eigene Konto klingeln lässt, dass sich ein 25er sogar gefährlich neigt und dass ein 50er Richtung Abgrund rutscht…aber nicht fällt! War klar. Natürlich fällt er nicht. Warum auch? Wahrscheinlich weil Boom Blox ein schlechtes Physiksystem hat, sonst wäre er ja wohl gefallen! Bei dem Wurf! Bei der Kraft!

Was mal stabil war, bricht in sich zusammen. Boom Blox serviert euch viele Detonationen. Einen Vorgeschmack liefert euch Trailer 2!

Während man sich weiter belügt, wirft die Frau mit einem gnadenlosen Lächeln natürlich auf dieselbe Stelle. Und sie trifft. Und der 25er fällt. Und ein weiterer 25er fällt. Und der 50er fällt natürlich auch. Und ihr Punktestand erreicht schon wieder neue Höhen. Und sie jauchzt vor Freude. Und sie sagt Sachen wie „Das ist aber ein cooles Spiel!“ oder „Schau mal, die knuffigen Pandas, die mir da zujubeln!“. So geht das sechs Runden weiter, bevor beide von Siegen bzw. Niederlagen genug haben und ein letzter Satz den Rest des Stolzes zum Einsturz bringt: „Morgen kannst du ja mal gegen die Kinder spielen, Schatz.“

Spaß für vier Blockwerfer

Ist Boom Blox ein gutes Spiel? Ja. Selbst der besiegte Mann muss das anerkennen. Vor allem im Multiplayermodus macht die Jagd nach Punkten eine Menge Spaß, wenn man abwechselnd Türme mit Bällen oder Bowlingkugeln ins Visier nimmt, um das eigene Konto mit den fallenden Klötzen zu bereichern. Außerdem kann man sich auch kooperativ an diverse Herausforderungen wagen oder in anderen Modi als dem Werfen mit bis zu vier Leuten im Splitscreen gegeneinander loslegen: Es gibt Greif-, Schuss- und Angriffsmodi, die allerdings nicht an den Reiz des Wurfmodus herankommen. Besonders beim Greifen kann Boom Blox nicht überzeugen: Hier gilt es ähnlich wie im Klassiker Jenga nacheinander Blöcke aus einem Turm zu ziehen. Atari hat diesem Prinzip kürzlich ein Videospiel gewidmet, welches zwar insgesamt hinter den Erwartungen zurück blieb, aber die physikalischen Möglichkeiten deutlich besser berücksichtigte – dort konnte man vorsichtig klopfen, leicht halten, umliegende Klötze fixieren und dann in alle Richtungen ziehen.

Unrealistische Einbrüche

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Hier kann man nur Ziehen, nachdem man sich einen Stein ausgesucht hat. Und wenn man dann zieht, scheinen die Blöcke zu wenig Schwere zu besitzen, denn schon bei der kleinsten Abweichung flattern sie fast wie Federn auseinander. Da die Steuerung hier sehr sensibel ist, kommt es gerade bei umschlossenen Steinen schnell zu diesen etwas unrealistisch wirkenden Einbrüchen. Man vermisst hier sowohl eine Zoomfunktion, die mich beim Herausziehen ganz nah an den Stein bringt, als auch eine stetig freie Kamera – die Perspektive wird manchmal künstlich beschränkt und das Headtracking, das eure Kopfbewegung zum Umsehen nutzen wollte, hat es ja bekanntlich nicht ins Spiel geschafft.

Die Schussmodi erreichen ebenfalls nicht den Reiz des Ballwerfens: Es gibt genug Moorhuhnableger und zu zweit mit einem Fadenkreuz auf Punkteblöcke zu ballern macht nicht lange Spaß – da helfen auch Explosionen und Shooterfeeling nicht. Da sind die Angriffsmodi schon wesentlich interessanter: Hier werft ihr euch gegenseitig die Burgen oder Mauern ein, um die wichtigen Edelsteine des Gegners aus dem Feld zu jagen; wer die Schmuckstücke des anderen zuerst aus dem Weg geräumt hat, gewinnt. Kurzfristig lustig ist auch das gleichzeitige Ballern auf Blöcke, denn hier geht es im Gegensatz zu den rundenbasierten Spielen um Schnelligkeit und Timing – wer zuerst die richtigen Steine trifft, räumt am meisten ab. Aber selbst wenn nicht alle Modi begeistern: Es gibt überraschend viel Abwechslung und das Werfen macht als Königsdisziplin richtig Laune.            

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