[GUI_PLAYER(ID=72742,width=400,text=Rayne ist wieder da – anders als man sie kennt, aber insgesamt noch ganz die Vampirbraut. Und die Heldin eines Spiels, das für viele Gamepad-förmige Löcher in der Wand verantwortlich sein dürfte.,align=right)]Ich mag WayForward im Großen und Ganzen wirklich sehr; Contra 4, A Boy and His Blob sowie Shantae: Risky’s Revenge sind exzellente Spiele – die aber, genau wie BloodRayne: Betrayal (BRB), nur zum Teil ihren Weg nach Deutschland finden. Warum? Im Falle des Schlitzfrolleins kann das kaum an der Gewalt liegen. Klar geht es blutig zur Sache, wenn Rayne ihre Armklingen sprechen lässt, aber zum einen passiert das Ganze in 2D, zum anderen ist das Gezeigte im Vergleich zu Spielen wie der Dishwasher-Serie ziemlich harmlos. Trotzdem findet sich das Spiel nicht auf dem deutschen Xbox 360-Marktplatz – merkwürdig. Viele der Geschicklichkeitseinlagen sind von Wahnsinnigen für Wahnsinnige gemacht.
Aber gut, wenden wir uns dem Spiel zu: Da steht Madam Rayne im Hauptmenü, atmet schwer vor sich hin, während hochwertige Klaviermusik angemessen dramatisch aufs Spiel einstimmt. Ein Druck auf die Start-Taste, keine Wahl des Schwierigkeitsgrades, stattdessen ein Schlitz-Stakkato: Zack, zack, zack – da fallen die lächerlichen Emporkömmlinge wie die Fliegen zu Raynes Füßen, die Armschwerter leisten gut geschliffene Arbeit. Kassiert Frollein Dhampir einen Treffer oder zwei, betäubt sie einen Feind und stößt ihm anschließend ihre beachtlich spitzen Beißerchen in den Nacken – schon ist die Lebensenergie wieder im Haus. Besonders garstig ist die Taktik, einen Feind nur anzubeißen, woraufhin er als lebende Blutbombe vor sich her wankt. Einen Knopfdruck später explodiert er in einem roten Schwall und reißt idealerweise ein paar seiner bedauernswerten Kollegen mit in den Untod. Auf Distanz wirkt auch ein Schuss aus der mickrig munitionierten Magnum Wunder, außerdem kann Rayne auf Knopfdruck einen flotten Sprint einlegen, während dessen sie zwar nicht angreifen, aber auch nicht angegriffen werden kann. Alles Paletti, schöner 2D-Schlitzspaß, Gold-Award gezückt, wir können nach Hause gehen?
Nicht… ganz.
BRB ist in erster Linie eines: Ein Test der persönlichen Frusttoleranz. MegaMan 9 & 10, Hard Corps: Uprising, Castlevania: The Dracula X Chronicles, Contra 4 – ich habe sie alle irgendwie überlebt. Aber BloodRayne hat mich an die Grenze des Wahnsinns getrieben: Da schlitzt man gefühlte 800 Gegner nieder, während man von der Seite verhöhnt wird, trifft nach diesen aufreibenden Minuten auf den großmäuligen Bossgegner, wird von dem zu Klump gehauen – und muss alles noch mal von vorn machen! Da wird man von einer gigantischen Kreissäge verfolgt, muss sich von Stockwerk zu Stockwerk und von Plattform zu Plattform kämpfen, wobei Letztere immer kleiner und immer beweglicher werden – ein Fehlsprung, alles noch mal von vorn! Wäre ja alles kein Problem, wenn ich das Gefühl hätte, dass ich tatsächlich die Kontrolle darüber hätte, wann ich einen Fehler mache. Das habe ich hier nicht. Und das liegt am Animationssystem von BRB.
Wer die bisherige Arbeit von WayForward kennt, der weiß, dass BRB ein sehr gut aussehendes 2D-Spiel sein muss: Stimmt, ist ein sehr gut aussehendes 2D-Spiel! Die Grafiker haben sich dieses Mal in Sachen Palettenvielfalt allerdings eingeschränkt; die Welt von BloodRayne ist in erster Linie düster – abgesehen von jeder Menge Rot, natürlich. Diese Beschränkung hat Vor- und Nachteile: Der Vorteil ist, dass das Ganze sehr stilvoll wirkt, es gibt coole Silhouettenspielereien, die ein wenig an die Schwarz-Weiß-Szene aus Kill Bill erinnern. Der Nachteil ist, dass es des Öfteren schwer ist, die Dinge zu unterscheiden – so latscht man immer wieder mal in eine Gasfalle, ohne dass man sie gut erkennen konnte.
BloodRayne: Betrayal (Action-Adventure) – BloodRayne: Betrayal
Sieben Jahre ist das letzte Abenteuer der Dhampirin Rayne her, die danach folgenden Sinnesvergewaltigungen seitens Uwe Boll haben nie existiert. Jetzt ist der bissige Rotschopf wieder da, hat seinen Look und die Klamottenwahl überdacht, ist aber unverändert auf der Suche nach seinem mistigen Vater. Und hat den Blutsaugertrick immer noch ziemlich gut drauf.

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