Gemeinsam stark?
Es ist ein Duo, wie es in der echten Welt wohl nicht existieren könnte: ein junger Wolf und ein Rehkitz, gemeinsam auf der Suche nach Rudel und Herde. Blanc (zu Deutsch „weiß“), das Debüt des französischen Indie-Studios Casus Ludi, führt in knapp zwei Stunden Spielzeit durch das Abenteuer der beiden verlorenen Jungtiere. Deren Geschichte schmiegt sich anfänglich wie ein flauschiger Wollpulli an die Seele und wirkt wie der perfekte Titel für einen verregneten Sonntagnachmittag, entwickelt sich gegen Ende aber zur kratzigen Strumpfhose, die man nur noch ausziehen will.
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Die von Hand gezeichnete Spielwelt kommt in dieser Szene besonders zur Geltung. © 4P/Screenshot
Technische Probleme auf der Switch
Das tierische Duo springt und sprintet, der Wolfsjunge kann Dinge ziehen, das Rehkitz kann Gegenstände schieben – und im Laufe der Geschichte lernen die beiden, wie sie ihre Fähigkeiten kombinieren dürfen. Beispielsweise kann das Rehkitz den kleinen Wolf auf seinen Rücken springen lassen, damit auch er auf einen hohen Baumstamm gelangt. Das eigentliche Hindernis ist in manchen Situationen aber eben die Grafik, die den Spieler vor lauter weißer Farbe nicht erkennen lässt, wo es eigentlich weitergeht. Tipps gibt das Spiel nicht, der Spieler hüpft und klickt und sucht so lange, bis eine Lösung gefunden wird.
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Blanc überzeugt immerhin mit seinem wunderschönen, minimalistischen Look. © 4P/Screenshot
Erzählerisch unterdurchschnittlich
Ganz generell schafft es Blanc nicht, eine richtige Spannungskurve zu entwickeln: Die ersten Minuten verbringt der Spieler mit Tutorial-Aufgaben, um die wirklich knifflige Steuerung zumindest halbwegs zu verinnerlichen. Wer das Spiel mit Freund oder Freundin spielt, ist hier natürlich im Vorteil, denn dann lenkt jeder eines der beiden Tiere. Aber auch dann ist Geschicklichkeit und Absprache beim Bewältigen der Hindernisse gefragt. Solo-Spieler kämpfen sich durch das Umdenken der Steuerung, die unübersichtliche Spielwelt – und gelegentlich kämpfen sie auch gegen die schwerfällige KI anderer Tiere.
Ein Beispiel: An einem Punkt finden Wolfsjunge und Rehkitz eine Ente mit drei Küken. Die Tiere geraten immer weiter in einen Schneesturm, entsprechend schwer ist es, gegen den eisigen Wind anzukommen. Die Ente schafft es, ihre Küken können das aber leider nicht allein. Bis zu diesem Punkt entwickelt sich die Geschichte aber lediglich durch das zahme Anfreunden von Wolf und Rehkitz. Ich habe also anfangs gar nicht verstanden, dass diese neuen Tiere nicht nur Requisiten sind, sondern jetzt offenbar Teil der Geschichte werden und es eine Interaktion braucht, damit ich vorankommen kann.
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Unterwegs mit der (leider, leider nervigen) Entenfamilie. © 4P/Screenshot
Wenig verwunderlich fühlt sich auch die zweite Begegnung mit anderen Tieren erstmal aufgezwungen und unnatürlich an. Denn kurze Zeit später finden Wolfsjunge und Rehkitz ein Ziegenpärchen, das die Bewegungen der beiden imitiert. Das daraus resultierende Puzzle entpuppt sich schnell als Frustrationsbombe, denn die beiden Ziegen folgen nur schwammig den Schritten, die der Spieler vorgibt. Springen Wolf und Rehkitz also überhastet zum nächsten Hindernis, bleibt eine der Ziegen gerne mal an Wänden oder Objekten hängen.
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Solo-Spieler brauchen Einfindungszeit, denn das getrennte Steuern von Wolf und Rehkitz erfordert Konzentration. © 4P/Screenshot
Der Spannungskiller
Das wäre fast noch zu verschmerzen, würde das Spiel seine beiden Spannungsträger nicht im selben Moment killen, in dem es sie erschafft. Vorsicht, Spoiler: Das Vierergespann aus Wolfsjunge, Rehkitz und Ziegenduo klettert an einem Punkt über alte, verrostete Rohre. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichen, bricht ein Teil der Rohre und eine der Ziegen stürzt hinab. Für einige Sekunden scheint es, als sei die Ziege tot. Ihr Kumpane eilt zu ihr und stupst mit seiner Nase untröstlich an dem scheinbar leblosen Körper herum. Wolf und Rehkitz stoßen dazu und werden von der jetzt wütenden, hinterbliebenen Ziege angefaucht. Doch in exakt derselben Sekunde steht die totgeglaubte Geiß auf, wackelt einmal kräftig mit dem Schwanz und alles scheint in Ordnung zu sein. Für mich war das einer der schlimmsten Spannungskiller aller Zeiten – und leider wiederholt sich dieses Muster gegen Ende des Spiels erneut.
wäre das ein Spiel für meine zwei Mädels (11 und 7) ?
So Koop mit seichter Story schein mir ideal zum heranführen ans Medium.