Theatralische und akustische Folter

Ähnlich wie in Sonys The Puppeteer versetzt mich der Story-Modus direkt in ein Theater: Im Vordergrund sitzt ein schemenhaftes Publikum, dahinter hüpfe und rätsle ich auf der Bühne. Die Geschichte klingt wie ein Fiebertraum eines Indie-Entwicklers: Nachdem der namenlose Protagonist und sein Freund Hatty Hattington Schiffbruch erlitten, landen sie auf einer von sadistischen Katzen beherrschten Insel. Während ein Gedankenkontroll-Hut Hatty zur Kooperation bringt, werde ich dazu gezwungen, in einer makabren Bühnenshow um mein Leben zu hüpfen.
Die durchgeknallte Geschichte passt zwar zum trashigen Comic-Stil, wird aber von einem schrecklich nervtötenden Erzähler präsentiert. Nein, eine Anekdote um ein paar superbeste Freunde wird nicht komischer, wenn man zehnmal wiederholt, dass sie auch wirklich superbeste Freunde sind. Auch nicht, wenn man die Püppchen der superbesten Freunde energisch durch die Kulisse wedelt. Im ersten versteckten Level riss mein Geduldsfaden dann endgültig: Als der völlig enthusiastische Sprecher minutenlang kreischende Hühner imitierte, musste ich die Sprachausgabe deaktivieren. Auch die Musik lässt sich zur Not ausstellen; mit ein paar Ausnahmen ist sie allerdings prima gelungen. Passend zum wilden Design-Mix gibt es einen bunten Mashup aus Chiptunes, Blasmusik und Hiphop-Scratches.
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Sobald der nervige Sprecher eliminiert ist, kann der Spaß beginnen. Die Theater-Kulissen sehen zwar reichlich schlicht aus und wiederholen sich ständig, die inneren Werte überzeugen aber. Ich lasse mich von einer Plattform plumpsen, wechsle Millimeter über einem tödlichen Wasserbecken die Richtung, bugsiere mich mit einem Doppelsprung auf eine poröse Plattform, lasse mich von einem Lava-Stein in die Höhe katapultieren, greife die rettende Kletterstange und hangele mich gerade noch rechtzeitig an einem knisternden Elektrostrahl vorbei. Wer knackige Plattformer wie Super Meat Boy oder Rayman Origins mag, kommt hier voll auf seine Kosten. Schade, dass auch der Analog-Stick nur digital abgefragt wird – nach kurzer Gewöhnung geht der Balanceakt trotzdem präzise von der Hand.
Eine weitere Stärke ist der ausgewogene Mix aus Rätseln und Hüpf-Passagen. Ähnlich wie in Fly’n haben die Entwickler beide Elemente so gut ausbalanciert, dass nur selten eines davon ermüdend wirkt. Lässt sich ein großer Teich nicht überwinden, schnappe ich mir z.B. einen versteckten Schalterblock, trage ihn auf eine Anhöhe und aktiviere eine Brücke. Jetzt muss ich nur noch schnell genug nach unten gelangen, bevor sie wieder verschwindet. Dann hüpfe ich noch über das groteske Geweih-Eichhörnchen und benutze meine Figur als Köder, um das gefräßige Monster auf einen zweiten Schalter zu locken. Bingo: Ein paar Kisten erscheinen in der Luft. Kommen mir aggressive Katzen in die Quere, boxe ich sie mit ein paar einfachen Schlägen aus dem Weg oder bekämpfe sie mit einem der freischaltbaren Extras wie Bumerangs, Handgranaten oder Feuerbällen.