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Age of Empires 4 (Taktik & Strategie) – Die zaghafte Rückkehr des Königs

Kaum zu glauben. 16 Jahre nach Age of Empires 3 wird die Echtzeit-Strategie-Reihe tatsächlich fortgesetzt. Allerdings gehen Relic Entertainment, World’s Edge und Microsoft bei Age of Empires 4 stark auf Nummer sicher und orientieren sich am legendären zweiten Teil. Was euch in der Kampagne, bei den Zivilisationen, auf den Mittelalter-Schlachtfeldern und bei der Technik erwartet, erfahrt ihr im Test.

© Relic Entertainment und World's Edge / Microsoft

Vier historische Kampagnen

Das Highlight des Spiels sind die vier Kampagnen im Einzelspieler-Modus, die auf historischen Ereignissen im Mittelalter basieren. Abgedeckt wird z.B. die Eroberung Englands durch die Normannen mitsamt zahlreichen Folgekonflikten. Danach geht es mit dem hundertjährigen Krieg, dem mongolischen Reich und dem Aufstieg Moskaus weiter. Die vier Kampagnen umfassen insgesamt 35 Missionen und reichen bis ins 15. Jahrhundert, weswegen es zeitlich vor Age of Empires 3 angesiedelt ist.

Die Feldzüge decken nicht nur kurze Zeiträume ab, sondern umfassen bis zu 300 Jahre und auch historische Figuren wie Wilhelm der Eroberer sind als spielbare Charaktere mit Spezialfähigkeiten vertreten. Diese Spezialeinheiten fehlen übrigens im Multiplayer-Part.
 
Echtzeit-Schlachten + Geschichtsdokumentation

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Die Belagerung von York in dem Doku-Video. © 4P/Screenshot

Die Schlachten in den Kampagnen werden durch aufwändige Videos miteinander verbunden, die in Form einer historischen Geschichtsdokumentation gestaltet wurden (bis in 4K UHD). Diese Doku-Videos sollen helfen, den Kontext der jeweiligen Konflikte besser zu verstehen. Zugleich wird versucht, darzustellen, welchen Einfluss die Geschichte auf die Gegenwart hat. Alles wird an echten historischen Figuren und Schauplätzen aufgehängt, weswegen man die „echten Figuren“ und keine „Platzhalter-Charaktere“ wie in AoE3 steuert. Die Laufzeit der Dokumentation, die u.a. an „echten Schauplätzen“ mit Drohnen-Aufnahmen gemacht und mit goldenen, animierten Figuren ergänzt wurden, soll ungefähr drei Stunden betragen – obgleich es oft seltsam anmutet, dass Autos durch die Szenerie fahren, während goldene Infanteristen durch die Szene stapfen.  
 
Neben der vorbildlichen Präsentation der historischen Hintergründe werden Kampftechniken, Waffen und Einheiten auf ähnliche Weise gezeigt, z.B. wie Armbrüste oder Trebuchets funktionieren. Stellenweise hat man das Gefühl eine gut gemachte Geschichtsdokumentation zu schauen, während man zwischendurch selbst in Echtzeit taktieren und Schlachten austragen darf. Diese Schlachten sind an historische Schlüsselmomente geknüpft und fallen in den spielerischen Größendimensionen meist etwas kleiner und kompakter aus. Dennoch ist es famos, wie Relic Entertainment, World’s Edge und die Xbox Game Studios versuchen, die Geschichte zum Leben zu erwecken und nachspielbar zu machen. AoE4 ist ein Paradebeispiel für „spielerisches Lernen“.  
 
Starke Missionen, schwache Dramaturgie

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Die Belagerung von York im Spiel. © 4P/Screenshot

Trotzdem sollte man sich bewusst sein, dass die Kampagnen nicht gerade spannend bzw. emotional mitreißend sind. Es ist kaum möglich, mit den Figuren und ihren Schicksalen mitzufiebern, dazu werden einfach zu große Zeitrahmen und zu viele Figuren abgedeckt, bevor es schnell mit der nächsten Mission mehrere Jahrzehnte später weitergeht.

Dafür sind die Aufgaben und die Missionsziele um Abwechslung bemüht, obgleich relativ viel belagert wird. So gibt es Einsätze mit Aufbau-Fokus, Mehrfronten-Kriegen, Hinterhalte aus Wäldern, Rückeroberungen, optionalen Nebenziele etc. Allerdings hat nicht jede der acht spielbaren Fraktionen eine eigene Kampagne bekommen bzw. steht gleich im spielerischen Rampenlicht.